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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Nicht dass ich dort Schweiß gesehen hätte. Vielleicht halte er sich auch nur in den Stirnfalten gesammelt. »Sind Sie ein Profi oder Liebhaber des Kampfsports?«
    »Weder noch«, sagte ich. »Ich habe zwar einen Lehrgang in Selbstverteidigung absolviert, als ich bei der Erdwacht war, aber es wurde kein spezieller Stil gelehrt, und ich war auch nicht sehr gut. Aber mein Zimmergenosse auf dem College war ein begeisterter Kampfsportler und hat sich in dieser Hinsicht nichts entgehen lassen. Das muss wohl irgendwie auf mich abgefärbt haben.« Ich nickte in Richtung des leeren Abschnitts des Decks, wo er geübt hatte. »Irgendwie hat mich das hier an Kickboxen erinnert.«
    Everett hob die Augenbrauen. »Sehr gut. Ja, das war wirklich ein Trainingskata für Kickboxen. Ich habe es in jüngeren Jahren professionell betrieben.« Er schnaubte leise. »Und damals war ich natürlich auch noch besser in Form.«
    »Sehr beeindruckend«, sagte ich und meinte das auch so. Ich hatte schon ein paarmal mit professionellen Kickboxern zu tun gehabt und wusste, was für zähe Typen diese Männer und Frauen waren. »Wie lange ist das schon her?«
    »Hm, dürften gut zwanzig Jahre sein«, meinte er. »Und Sie wären auch nicht allzu beeindruckt, wenn Sie meine Erfolgsbilanz kennen würden.« Er sah mich stirnrunzelnd an. »Aber was wollen Sie überhaupt hier? Ich dachte, Sie würden schlafen.«
    »Ich wollte nur einen Kontrollgang machen und habe dann zufällig Ihren Patienten gefunden, der noch immer auf dem Untersuchungstisch angeschnallt ist«, sagte ich ihm. »Wissen Sie denn, was ihm fehlt?«
    »Wie er mir sagte, handelt es sich um das Problem einer Borandis- Abhängigkeit«, sagte er. »In Verbindung mit einer chronischen Cole’s-Krankheit.«
    »Und Sie glauben ihm?«
    Er zuckte die Achseln. »Die Diagnose stimmt jedenfalls mit den Symptomen eines Entzugs überein«, sagte er. »Andererseits ist die medizinische Datenbank auch nicht vollständig, so dass ich die Cole’s-Krankheit weder bestätigen noch ausschließen kann.«
    »Schon gut.« Der letzte Rest meines Verdachts, dass Shawn das alles nur simulierte, verflüchtigte sich. Krämpfe und Verhaltensstörungen waren eine Sache, aber ein medizinischer Diagnosecomputer ließ sich doch nicht so leicht überlisten.
    »Leider haben wir jetzt ein Problem«, fuhr Everett fort. »Laut Datenbank ist Borandis eine kontrollierte Droge. Es bedarf daher mehr als nur eines Bordsanitäters, um die Substanz für ihn auf Mintarius zu beschaffen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber keine Sorge, wir werden uns schon etwas einfallen lassen.«
    »Hoffentlich«, sagte er. »Die Prognose für eine nicht behandelte Cole’s-Krankheit ist nämlich nicht sehr günstig.«
    »Das hat er mir auch schon gesagt«, sagte ich und nickte. »Da ist es wohl kein Wunder, dass er auf Meima so ausgeflippt ist.« Ich hob leicht die Augenbrauen. »Apropos ausflippen – ich wollte Sie schon die ganze Zeit fragen, wie Sie in diesen Schlamassel geraten sind.«
    Er schaute schelmisch. »Dummerweise bin ich einmal in eine juristische Auseinandersetzung hineingeraten. Eins der Besatzungsmitglieder auf meinem letzten Schiff hatte den Captain einmal zu heftig angegangen und wurde dabei ziemlich schwer verletzt. Ein Unruhestifter – Sie kennen diese Sorte sicherlich. Wie dem auch sei, ich hatte ihn zum Sanitätsbereich auf dem Raumhafen von Meima begleitet, damit er sich dort behandeln lassen konnte; und in der Zwischenzeit hatte der Kapitän anscheinend beschlossen, dass er auch ohne uns zurechtkäme, und ist gestartet.«
    »Und schon wieder hat ein Samariter die Arschkarte gezogen«, murmelte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht. Ehrlich gesagt war ich aber froh, ihr Triebwerksfeuer im Sonnenuntergang verblassen zu sehen. Und als dann Borodin auf der Suche nach einem medizinisch qualifizierten Mitarbeiter das Restaurant betrat, in dem ich gerade einen Happen zu mir nahm, habe ich die Gelegenheit sofort beim Schopf ergriffen.«
    »Wir sind auf jeden Fall froh, Sie hierzuhaben«, sagte ich und ließ den Blick über die Brücke schweifen. »Sehen Sie, es sind nur noch ein paar Stunden bis zur Landung, und ich kann jetzt sowieso nicht mehr einschlafen. Wieso lassen Sie mich also nicht wieder ans Ruder und nehmen selber eine Mütze voll Schlaf?«
    »Oh«, sagte er. Er klang erstaunt und schaute auch so. »Na gut … wenn Sie meinen.«
    »Ja, meine ich«, sagte ich. »Sie können im Moment sowieso nichts für Shawn tun;

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