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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Schneidbrenners der Ikarus aufrecht neben der großen Werkbank, und durch den Druck der verdichteten Gase peitschten die daran angeschlossenen Schläuche wie siamesische Schlangen in einem Veitstanz übers Deck. Aus den offenen Enden der Schläuche schossen gelbe Flammen. Und dann musste ich auch schon wieder in Deckung gehen, als die zuckenden Schläuche sich an der Tür vorbeischlängelten und mich wieder in eine feurige Lohe hüllen wollten – das war es wohl auch, was ich zuvor für eine geschlossene Feuerwand gehalten hatte. Die Flammen rasten vorbei, und ich warf erneut einen Blick in den Raum.
    Und dann entdeckte ich schließlich Ixil: Er kauerte neben der Reihe der Ausrüstungsschränke, die sich an der Wand entlangzogen, lehnte halb aufrecht sitzend an einem Schrank und hatte die Augen geschlossen. Von Pix und Pax war nichts zu sehen; wahrscheinlich hatten sie in irgendeiner Nische oder Ecke Schutz gesucht. Falls sie überhaupt noch lebten. Ixils rechtes Hosenbein qualmte oberhalb der Stiefelette, doch sonst schien das Feuer ihn verschont zu haben.
    Doch nun schien das Glück ihn zu verlassen. Seitdem ich Zeuge dieses Schauspiels geworden war, hatte der Aktionsradius der Schläuche sich mit jedem Durchgang durch den Raum erweitert, und in einer Minute oder sogar noch früher wäre er so groß, dass der Feuerschweif meinen bewusstlosen Partner voll erfasste.
    »Bei allen Teufeln der Hölle«, ertönte eine atemlose Stimme in meinem Ohr.
    Ich drehte den Kopf und sah, dass Nicabar direkt hinter mir stand. Er schaute mit großen Augen in den Raum. »Ich habe den Lärm gehört und den Rauch gerochen«, sagte er. »Wieso reagiert die verdammte Sprinkleranlage nicht?«
    »Weil es keine gibt«, stieß ich hervor und deutete mit dem Finger auf die Brückentür. »Aber es gibt gleich links hinter der Tür zur Brücke einen Feuerlöscher.«
    Er war auf und davon, ehe ich den Satz noch beendet hatte. Ich drehte mich wieder zum Mechanikraum um und duckte mich gerade noch rechtzeitig weg, bevor es dem unberechenbaren Feuerschweif gelang, mir die Augenbrauen zu versengen.
    Leider stellte sich nun eine noch heiklere Frage: Was sollte ich mit dem Ding anstellen, falls und wenn ich es in die Hand bekam? Schiffs-Feuerlöscher arbeiteten nach einem 2-Wege-Prinzip: Der Schaum isolierte die Flammen vom Sauerstoff und entzog ihnen zugleich die Wärme. Jedoch hatte diese Acetylenflamme bereits eine hohe Temperatur erreicht – wahrscheinlich schon so hoch, dass der kleine Feuerlöscher damit überfordert wäre; und angesichts des Umstands, dass das Feuer quasi automatisch mit Sauerstoff gespeist wurde, wäre es umso schwieriger, die Flammen überhaupt zu ersticken.
    Ich spürte plötzlich einen Luftzug neben mir. »Ich habe ihn«, sagte Nicabar und hielt einen langen, orangefarbenen Feuerlöscher in die Türöffnung. »Voll draufhalten?«
    »Voll draufhalten«, sagte ich ihm. Er betätigte den Griff, und ein Strahl aus einer gelblichen Flüssigkeit spritzte auf die zuckenden Schläuche. Das laute Zischen der Flüssigkeit übertönte das Knistern der Flammen. Übertönte, ohne es jedoch auszulöschen. Für ein paar Sekunden schrumpfte die Flamme, als die Tröpfchen ihr die Wärme entzogen, doch dann schien sie sich trotzig wieder aufzublähen. Die Schläuche zuckten wieder unkontrolliert, die Schlauchenden zogen sich aus Nicabars Löschradius zurück, und mit einem fast triumphierend klingenden Brüllen loderte das Feuer wieder in voller Stärke auf.
    Doch diese paar Sekunden genügten mir schon. Ich sprang in den Raum, machte einen Hechtsprung nach rechts und packte das signalorangefarbene Objekt am Rand meines Blickfelds; meine hauptsächliche Aufmerksamkeit galt jedoch dem Feuer und seiner Bekämpfung durch Nicabar. Die Schnellentriegelung, mit der der Feuerlöscher an der Wand befestigt war, funktionierte einwandfrei – obwohl ich in meiner momentanen Befindlichkeit den Behälter zur Not auch zusammen mit der Halterung aus der Wand gerissen hätte. Ich bewegte mich weiter nach rechts und brachte den Feuerlöscher dabei in die richtige Position. Als die Schläuche wieder auf mich zukamen, visierte ich sie an und betätigte den Griff.
    Mein Löschmittel vereinigte sich mit dem von Nicabar, und die Tanks und Schläuche verschwanden in einer wabernden Dunstwolke. Aber das Feuer darin war noch immer deutlich zu sehen – zwar geschrumpft, aber noch längst nicht gelöscht. Und weil der Schaum nichts gegen den Gasdruck auszurichten

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