Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
Vom Netzwerk:
zwei Schritte weit gekommen, bevor diese Entscheidung mir auch schon abgenommen wurde. »Da«, rief Chort und deutete auf mich. »Da ist der Kapitän. Ihr könnt eure Fragen an ihn richten.«
    Ich seufzte. »Ihr beiden bleibt hier«, murmelte ich zu Tera und Shawn. Es raschelte, als Tera Shawns linken Arm ergriff und ihn sachte festhielt, während ich weiter auf die Rampe zuging. Der Najiki in der Mitte der Gruppe ging seinerseits auf mich zu, und beim Näherkommen sah ich dann die Insignien eines gokra – die Entsprechung eines Oberleutnants – an seinem Kragenspiegel. Anscheinend nahm das Hauptzollamt diesen Vorgang sehr ernst.
    »Guten Tag, gokra«, begrüßte ich ihn, während wir uns durch die Pfützen bis auf ein paar Schritte näherten. »Gibt es ein Problem?«
    »Du bist der Kapitän der Dornröschen ?«, fragte er. Seine Stimme war betont neutral.
    »Bin ich«, sagte ich und fragte mich flüchtig, ob Chort dich vielleicht verplappert und ihnen meinen richtigen Namen genannt hatte. Doch im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass er das nicht getan hatte. Sonst – und wenn die Najiki mit völliger Gewissheit gewusst hätten, womit sie es hier zu tun hatten – wären sie bestimmt nicht nur mit ein paar Zollbeamten angerückt. Sie wären dann gleich in Bataillonsstärke aufmarschiert, mit dem örtlichen Botschafter der Patth und seinem Gefolge und wahrscheinlich noch mit einer Militärkapelle, um der ganzen Aktion einen angemessenen Rahmen zu verleihen. »Gibt es ein Problem?«
    »Du wirst die Luke öffnen«, sagte er und deutete auf die Ikarus. »Du wirst deinem Besatzungsmitglied sagen, dass es Platz machen soll, und dann wirst du uns Zutritt gewähren.«
    »Natürlich«, sagte ich, ohne mich zu rühren. »Dürfte ich fragen, worin das Problem besteht?«
    Er schien zunächst nicht geneigt, es mir zu sagen, doch dann gelangte er anscheinend zu dem Schluss, dass es nichts schaden könne, nach den Regeln des Handelskodex zu spielen. »Wir haben eine Meldung erhalten, wonach dieses Schiff an illegalen Schmuggelaktivitäten beteiligt sein soll«, sagte er.
    Nun war ich plötzlich patschnass. Und der Mund war plötzlich wie ausgedörrt. »Schmuggelaktivitäten?«, stieß Ich hervor und hoffte, dass ich eher verwirrt als schuldbewusst klang.
    »Ja«, sagte der gokra. »Ihr werdet beschuldigt, nicht registrierte Edelsteine an Bord versteckt zu haben.«
    Ich starrte ihn an und musste die Verwirrung jetzt nicht einmal vortäuschen. »Edelsteine?«, wiederholte ich. »Das ist doch verrückt. Wir befördern keine Edelsteine.«
    »Du wirst deinem Craea bitte sagen, dass er beiseitegehen soll«, sagte der Najiki, wobei er sich nicht einmal die Mühe machte, meinen Protest zur Kenntnis zu nehmen. Ich konnte ihm das auch nicht verdenken; er hatte diesen Spruch in seiner bisherigen Laufbahn wahrscheinlich jeden Tag zweimal in verschiedenen Variationen gehört. »Dann wirst du die Luke öffnen und uns Zugang zum Schiff gewähren. Ich werde auch noch einen Blick auf deine Personenkennung werfen müssen.«
    »Kein Problem«, sagte ich, wischte mir das Wasser aus den Augen und fragte mich, was zum Teufel hier überhaupt vorging. Die Geschichte mit den Edelsteinen war natürlich völliger Blödsinn – man konnte fünfzig Schiffe von der Größe der Ikarus von oben bis unten mit Dritar-Opalen anfüllen, ohne dass die Patth auch nur eine Augenbraue gerunzelt hätten. Und wenn jemand den Verdacht hegte, dass es sich bei dem Schiff vor uns vielleicht um die Ikarus handelte, wozu dann diese Ausflüchte?
    Die Antwort lautete: Weil sie diesen Verdacht gar nicht hegten. Was bedeutete, dass sie nicht wussten, dass es die Ikarus war.
    Was weiterhin bedeutete, dass die Patth überhaupt nichts damit zu tun hatten und dass es sich nur um eine Initiative der Najiki handelte, wobei die Sache mit den Edelsteinen entweder ein dummer bürokratischer Fehler oder eine schlichte Verwechslung war. Ich hatte den Namen Dornröschen für unser Schiff deshalb ausgesucht, weil ich glaubte, dass die wenigsten Leute in der Spirale ihre Schiffe nach einem russischen Ballett aus dem neunzehnten Jahrhundert benennen würden. Es wäre nun der Gipfel der Ironie gewesen, wenn ich mich nicht nur geirrt, sondern ausgerechnet den Namen eines »unbescholtenen« Schmugglerschiffs gewählt hätte.
    Leider würden diese Feinheiten in ein paar Minuten sowieso keine Rolle mehr spielen. Es waren ein Dutzend verschiedene Seriennummern in die Maschinen und Konsolen auf

Weitere Kostenlose Bücher