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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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einem blauen Pulver gefüllt waren. Es sah so aus, als ob man die Tabletten zermahlen hätte, die laut Aussage des Sanitäters der Ikarus normalerweise als Borandis vertrieben wurden. Ich setzte die Box wieder zusammen und steckte sie ein. Dann holte ich mein Fon heraus und wählte Everetts Nummer.
    Das allzu vertraute Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, überkam mich, als auch nach dem fünften Vibrationssignal niemand antwortete. Als er schließlich doch – nach dem achten Signal – antwortete und ich seine Stimme hörte, verdichtete sich das Gefühl zu einer beängstigenden Gewissheit. »Was?«, murmelte er mit schwerer und leicht verwaschener Stimme, als ob ich ihn gerade aufgeweckt hätte.
    »Hier ist McKell«, identifizierte ich mich. »Was ist los?«
    Ich hörte ein leises Zischen, als ob jemand schwer in den Fon-Hörer ausatmete. »Shawn«, sagte er. »Er ist verschwunden.«
    Ich umklammerte das Fon und vergaß augenblicklich den halsbrecherischen Slalom, den der Fahrer fuhr. »Welche Richtung hat er genommen?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wie das passiert ist«, sagte Everett kläglich. »Er muss irgendwie die Gurte gelöst haben …«
    »Es spielt jetzt keine Rolle, wie er das gemacht hat«, unterbrach ich ihn. »Die Schuldfrage können wir später immer noch klären. In welche Richtung ist er gegangen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Everett. »Ich habe gar nicht mitbekommen, wie er verschwunden ist. Wir sind alle auf der Suche nach ihm.«
    »Ihr alle?«
    »Alle außer Ixil – wir haben an seine Tür geklopft, aber er hat nicht geantwortet, und die Tür ließ sich auch nicht öffnen. Aber keine Sorge – wir haben die Luke verriegelt …«
    Ich hörte ein leises Klicken, als ein weiteres Fon zugeschaltet wurde. »Everett, hier ist Tera«, ertönte ihre aufgeregte Stimme. »Ich habe ihn gefunden.«
    »Wo?«, fragte ich hektisch, holte den Stadtplan heraus und versuchte ihn mit der freien Hand zu entfalten.
    »McKell?«, fragte sie, wobei sie ebenso erstaunt wie irritiert klang.
    »Ja«, sagte ich. »Wo ist er?«
    »Vor einem Ausstatter an Ude’n Corner«, sagte sie. »Er belästigt die Kunden.«
    »Damit ist er auf dem besten Weg, dass all seine Probleme dauerhaft gelöst werden«, knurrte ich und machte seine Position auf der Karte aus. Er war nur einen kurzen Straßenzug von Tor 2 entfernt – wohin ich sowieso unterwegs war. »Behalten Sie ihn im Auge. Achten Sie aber nach Möglichkeit darauf, dass er Sie nicht entdeckt«, sagte ich ihr. »Ich werde in ein paar Minuten da sein, und dann nehmen wir ihn unter unsere Fittiche. Everett, rufen Sie Nicabar, Chort und die anderen drei zum Schiff zurück. Machen Sie es startklar.«
    »Sofort?«, fragte Everett. Er klang erstaunt. »Was ist denn mit dem Borandis?«
    »Das ist alles schon geregelt«, sagte ich ihm. »Sorgen Sie nur dafür …«
    »Sie haben es?«, fragte Everett. »So schnell ging das?«
    »Wenn ich etwas anfange, dann bringe ich es auch zu Ende.« Ich gab mir große Mühe, nicht die Geduld zu verlieren. »Sorgen Sie nur dafür, dass wir vollgetankt und startklar sind, wenn Tera und ich mit Shawn zurückkommen.«
    Wieder ein leises Zischen. »In Ordnung. Dann sehen wir uns also im Schiff.«
    Mit einem Klicken wurde die Verbindung unterbrochen. »Tera?«, sagte ich.
    »Bin noch dran«, bestätigte sie angespannt. »Und ich glaube auch, dass die Leute zunehmend ungehalten auf Shawns Provokationen reagieren. Sie sollten sich lieber beeilen.«
    »Keine Sorge«, beruhigte ich sie und zuckte zusammen, als ich einen Teil meiner Aufmerksamkeit wieder dem Wahnsinnsfahrstil meines Chauffeurs widmete. »Er muss ordentlich auf den Putz gehauen haben, seitdem er den Raumhafen verlassen hat. Wie lange ist es her, seit er aus dem Schiff getürmt ist?«
    »Ungefähr eine Stunde«, sagte sie. »Gleich nachdem Sie gegangen waren …«
    »Eine Stunde?«, schnitt ich ihr ungläubig das Wort ab, und heißer Zorn wallte in mir auf. »Eine Stunde? Und Sie haben es nicht einmal für nötig gehalten, mich darüber zu informieren?«
    »Wir wollten Sie nicht damit behelligen«, sagte sie. Mein plötzlicher Wutausbruch hatte sie offensichtlich erschreckt. »Sie mussten schließlich schon die Medizin suchen …«
    »Und selbst wenn ich die Kronjuwelen hätte stehlen wollen, wäre mir das schnurzpiepegal gewesen«, knurrte ich. »Bei solchen Vorkommnissen greifen Sie sofort zum Fon und informieren mich. Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein, inwieweit es meine

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