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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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jetzt
hören, Maria?«, hast du gesagt. »Dass ich mich nu umbring? Oder dass das Leben
ja weitergehn muss?« Da könnt ich mir nu was aussuchen.
    Ich sag: »Ich mein, was soll
denn nu mit das Haus werden?« Denn wie wolltst du das nu machen, das war ja
wieder wie im Krieg, wie du ganz alleine warst, deine Flüchtlinge hatten sie
schon lange umquartiert, die hatten nu auch alle ihr eignes.
    »Na, was soll damit schon
werden, mit dem Haus? Das steht ja noch!«, sagst du da so, und da musst ich
schon fast wieder lachen. Ja, so warst du. Das Land und das Vieh, hast du
gesagt, dass würdest du nu doch alles der LPG »in Rachen werfen«. Dafür würdst
du denn aber auch was haben wollen. Da dacht ich erst, na, das schlag dir ma
äussern Kopp, hat doch keiner was für gekriegt, im Gegenteil. Aber so blauäugig
warst du ja nich.
    »Die brauchen eine im Büro«,
hast du gesagt. »Hier, aufm MTS-Hof. Und wer soll das denn sonst machen?«
    Das stimmte. Da hatt ich gar
nich mehr dran gedacht, dass du so was gelernt hattest. Wie ich geheiratet hab,
da hattst du grade damit angefangen. »Kann ja nich schaden«, hattst du damals gesagt.
Du warst die Einzigste aus unsre Klasse gewesen.
    Denn hast du dich bedankt für
das Gemüse, du hast dich wirklich gefreut. »Na, das bisschen ...«, hab ich
bloß gesagt, und du aber: »Trotzdem, Maria!«
    Und ich hab dich denn auch nix
weiter gefragt, und wie ich denn schon fast wieder am Gehen war, fingst du auf
einmal an: Du hättst seine Mutter in Anklam auffe Straße getroffen. Und sie
hätt dich erst gar nich erkannt, sie war nu wohl endgültig wirr im Kopp, aber
du hättst sie am Arm festgehalten und gefragt: »Was is mit Theo, Frau März, wo
is Theo?« Und sie hätt dich erst gar nich angeguckt, aber du hättst sie einfach
festgehalten.
    »Und die Leute haben schon
komisch geguckt, aber das war mir doch egal«, hast du gesagt. »Ich musst doch
was aus ihr rauskriegen, sie musst mir doch was sagen! Aber denn hat sie bloß
zu heulen angefangen, und da hab ich sie losgelassen, und sie hat mich
beiseitegeschoben und bloß gesagt: >Weg, weg!<, und ich wusst nich, wie
ich das nu verstehen sollt.«
    Und du hast mich angeguckt,
als würdst du nu gar nix mehr verstehn. »Aber is auch egal, is doch
schnurzpiepegal, was, Maria? Weg is weg.«
    Ja, da hattst du wohl recht
mit.
     
    DIE
GEMEINDE
     
    Füührt Peter denn nu noch
Ummer hen nach em
    Dat se den blot nich miehr
rutlooten
    Wo wolln se ihn denn
    Na wo süllt hei denn bliewen
    Wenn er
    Wenn hei mool
    Nu wo Anna nich mehr is
    Dat war ja sowieso nich mehr
gegangen
    Mit son gemeingefährlichen
    Son Schwien
    Un wat mookt siene Mudder
füührt nich eis Neee
    Die war doch froh als se ihn
    Dei süll em blot mitnäähm nach
ehr Irland
    Dat Luder
    Nach ehr Irrnland wat dat hüürt
sich doch all so an wie för
    Die hat doch noch nich mal n
schlechtes Gewissen hat die doch nich sonst
    Wer sowat fertigkricht
    Öwwer dat traut se sich nu nich
nu het se Schiss inne Büxen
    Dat mööt ehr ma eis einer upn
Kopp tauseggn
    Einer müsst ihr dat mal aber
ick kenn
    Die kennt ja nu gar kein mehr
Kiekt goor kein nich an
     
    HENRY
     
    Als sie gesagt haben, »Henry,
du hast Besuch«, hat er zuerst wieder gedacht, aber nur ganz kurz, dass sie das
bestimmt ist, dass sie nun doch endlich gekommen ist. Einmal hat er gefragt:
»Ist sie jetzt hergekommen zu mir?«, und sie haben gesagt, ja, dass sie da ist,
und da musste er immerzu seine Hände an der Hose abwischen, und da hat er
gefragt, wie sie denn aussieht, weil er sie sonst vielleicht gar nicht erkennen
würde, das wäre ja ein schöner Schlamassel, ha ha, wenn er vor ihr sitzen würde
und sie gar nicht erkennen würde, ein schöner Schlamassel, ja. Aber sie haben
bloß gesagt, »na, wie immer«. Wie immer? Da hat er sich gewundert, wo sie das
nun wieder herwussten. Und da hat er gesagt: »Nein!« Und als er in den
Besuchsraum kam, da war das bloß wieder Oma, die da saß, mit Onkel Peter. Heute
ist Onkel Peter alleine dagewesen.
    »Hallo, Henry«, hat Onkel
Peter gesagt und: »Na?«
    Er hat gar nichts gesagt, und
dann hat er gefragt: »Wo is denn Oma?«
    Da hat Onkel Peter ihn
angeguckt, wie Oma ihn früher angeguckt hat, wenn sie gesagt hat, »jetzt bin
ich aber enttäuscht von dir, Henry«. Manchmal hat sie auch gar nichts gesagt,
bloß geguckt.
    »Ach, Henry, das weißt du
doch«, hat Onkel Peter gesagt, »du weißt doch Bescheid.«
    Ja, das wusste er. Bescheid
wusste er, Bescheid. Wie Frau Liebig die blöde

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