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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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zum Verweilen bewegen,
wie er sonstens zu tun pflegte. Und erwähnte auch fürderhin mit keiner Silbe
dieses Nachmittages, der also versank im Flusse Lethe. Doch nur mein Onkel
blieb bewahrt vor einem Wiederauftauchen, wenn vielleicht auch nur durch
eigenes Abtauchen, keine Dekade später saß er in Charons Boot.
    Und Frau Wachlowski, gedenkt
sie ihrer roten Bluse? Dankbar muss ich das Knie beugen, sollte diese Bluse in
ihrem Rot überstrahlen alles Nebensächliche dieses Vorkommnisses und also auch
mich, und fast sicher darf ich mich wähnen, dass sie es tut, denn kein Fünklein
blitzte auf in Britta Wachlowskis Aug, als sie in Bresekow erstmalig mir in den
Weg trat. Fast gestolpert wäre ich über diese Person, die als Fremde zu sehen
mir vom ersten Augenblicke nicht gelang. Sondern die sofort das Türchen ihrer,
nur ihrer Kategorie auftat und die zugehörige Begebenheit. Ich aber hatte
keine Wohnung genommen in ihrem Oberstübchen und woanders erst recht nicht,
solches gewahrte ich gleich. Und nichts läge mir ferner, als nachträglich mit
der zweifelhaften Referenz dieser gemeinsamen fünf Minuten an einem
Sommernachmittage des Jahres siebenundsiebzig bei ihr einzuziehen. Gott
bewahre!
    Und Gott bewahrte auch
Fräulein Britta, ließ sie die Prüfungen, auch die von meinem in Prüfungsfragen
gefürchteten Onkel, überstehen, ließ sie eine Lehrperson werden für Zeichnen
und Deutsch, gab ihr einen Ehemann und Vater für ihre Kinderlein. Und nicht
weiter hätte ich nachgehangen dieser mich damals etliche Nächte mit Träumen
auch unzüchtiger Art quälenden ich weiß nicht wievielten Szene eines Aktes, in
der ich lediglich den bei jeder weiteren Aufführung gewiss streichenswerten fool
vorstellte, wenn ich nicht eines Bresekower Sommertages, kaum einen Monat seit
heut, gewahrt hätte Mutter Wachlowski samt Sohnemann, beide mich grüßend. Denn
wer könnte anders es gewesen sein, dieser helle Jüngling, als ihr, wie ichs
rasch überschlug, nunmehr einundzwanzigjähriges erstes Kind, wo er doch
deutlich, ach, überdeutlich trug den ernst-verschmitzten Blick meines
kunstgeschichtlichen Onkels selig, sein blondblankes Haar gar und die Goyanase,
wie er selbst sie genannt?
     
    DIE GEMEINDE
     
    Sag ma Hartmut den
    Den siehst überhaupt nich mehr
    Dei verkröcht sich dei hett
doch
    Hett hei denn wat to daun
    Womit
    Dei wier doch n bääten
    Segg eis
    Der Pole
    Nee
    Jooo
    Doo hett Maria jo Ummer Schiss
hatt dat hei
    Dat ehr Hartmut doo wier sei jo
    Aber dat glaub ick nich
    Hat doch jeder gewusst haben se
sich doch schon drüber
    Der Schisser bloß wenn er mit
    Mit den Bürgermeister sein
Weckern wier
    War da nich noch wat mit die
Putzier
    Aus Schmalditz
    Un nu is dat Hartmut seine wer
hätt dat
    Komisch is dat manchma
    Un nu kiek den eis an den
Bengel
    Is dat Hartmut
     
    HARTMUT
     
    Weiß sie wenigstens Bescheid
jetzt. Mit was für einem sie sich da abgibt. Hatse mich angeschult, als wollt
ich sie verschaukeln, wie als Kind früher, die wollt ihrem Vati ja nie was
glauben, die war misstrauisch bis sonstwohin, aber gesagt hat sie nix, früher
nicht und jetzt auch nicht. Ich wusst nie, was die denkt. Ganz anders bei
Thorsten. Der hätt, genauso wie ich, erst mal gefragt, wieso und warum, wenn
ihm einer erzählt hätt, sein Kumpel war der Bruder von nem Psycho-, von, na ja,
nem Psychopath oder so, heißt doch so, oder? Kann man auch so sagen: von nem
Mörder. Heißt ja nun nicht gleich, dass der auch so wird, dieser Paul, ist ja
Quatsch, aber trotzdem. Ich war vorsichtig. Auch wenn er nen andern Vater hat,
nen richtigen, scheint ja n ganz Anständiger zu sein, son halber Professor.
Aber das würd ja nu bedeuten, dass Roli, dass das an Roli gelegen hätt. Na ja,
war scheiße, war echt scheiße, wie das gelaufen ist, aber sonst war er ja okay,
Roli. Auch wenn er öfter paar Dinger gedreht hat, paar Extratouren, aber
eigentlich bloß wegen den Weibern. Der könnt jede haben. Bloß Ingrid nicht. Ingrid
könnt keiner haben. Und das kann ich mir vorstellen, wie ihn das gekratzt hat.
Trotzdem, das ging zu weit. Aber warum hat sie denn bloß nix gesagt, hinterher?
Die hätt ihn ordentlich festnageln können, auch damals schon, auch wenn sein
Vater n Bonze war. Aber ich hätt doch nu auch nix sagen können, und wem denn -
solange sie nicht den Mund aufmacht. Wie hätt denn das ausgesehen, besonders,
als er dann tot war, Roli, das hätt ja am Ende so ausgesehen, als wenn ich -
als wenn ich das am Ende - als wenn ich das nu einem

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