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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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meine Freundin sein?«, weil sie doch so
schöne Haare hatte, so schöne lange Haare, aber er hatte sich nicht getraut zu
fragen, ob er ihre langen Haare mal anfassen darf, und er hatte gedacht, wenn
sie vielleicht seine Freundin sein will, dass er ihre Haare dann mal anfassen
darf, da hatte sie gesagt: »Hau ab, such dir eine ausse Klapse!«, und jetzt
stand sie da und sagte: »Eh, da kommt Stefan«, und sagte: »Hau ab, Hanske!«
    Aber dann kam Stefan an mit
seinem neuen Moped, und er wollte gar nicht abhauen. Er wollte Stefan auf
seinem Moped fotografieren mit seinem Fotoapparat, er hat immer gesagt, ich
fotografier euch, mit meinem Fotoapparat, den hat er immer in seiner
Jackentasche gehabt, so klein war der. Aber da war kein Film mehr drin, aber er
hat trotzdem fotografiert. Und Stefan hat angehalten und hat seinen Helm
abgenommen, und da hat man erst gesehen, dass das wirklich Stefan war, und dann
haben sie gefragt, wo er das denn herhat, das Moped, und da hat Stefan gesagt:
»Hat mir mein Alter spendiert«, und dann hat Mirko gefragt, ob er mal damit ne
Runde drehen könnte, und dann hat Stefan gesagt: »Du spinnst wohl!« Und er hat
auch gesagt: »Du spinnst wohl!«
    »Musst du grad sagen,
Wichser!«, hat Mirko da zu ihm gesagt und ihn weggeschubst, aber Steffi hat
gesagt: »Lass den doch!«
    »Na geh ihm doch gleich ein'n
blasen!«, hat Mirko da zu Steffi gesagt und hat gelacht, und einer hat gesagt:
»Na los, Steffi, kannste doch!«, und alle haben gelacht, und er hat auch
gelacht.
    Aber Stefan hat gesagt: »Eh,
Steffi, willste ma mitfahrn?«, und Steffi hat »klar doch« gesagt, und er hat
gesagt: »Ich auch, ich will auch ma mitfahrn, Stefan!«, aber Stefan hat gesagt:
»Ick bin doch nich schwul!« Und alle haben gelacht, und Steffi hat auch gelacht
und hat sich auf das Moped gesetzt hinter Stefan, und dann ist er losgefahren
mit Steffi, und er hat Steffis lange Haare gesehn, wie sie hinter ihr hergeweht
sind, und das sah aus wie das Korn, wenn die Mähdrescher das ernten und auf den
Hänger pusten.
    Wenn er doch bloß mal wieder
den Mähdreschern zugucken könnte. Im Sommer hat er immer nix Bessres zu tun
gehabt, als den Mähdreschern zuzugucken. »Du hast wohl nix Bessres zu tun«,
haben sie dann gesagt. Mitfahren durfte er ja nicht, »dat geht nich«, haben sie
gesagt. Werner Meier hat gesagt, »dat geht nich, Henry«, und die andern haben
ihn gar nicht angeguckt, wenn er gefragt hat. Ich fotografier euch auch, hat er
gesagt, aber sie haben ihn nicht mitfahren lassen. Dabei wussten sie gar nicht,
dass er gar keinen Film mehr hat. Aber einmal hat er gesehen, wie Werner Meier
mit seinem Mähdrescher übers Feld ist, und er hat gedacht, du bist aber heut
langsam, Werner Meier, nu gib mal Gas, Werner Meier, gib doch Gas, was kriechst
du denn so langsam wie ne Schnecke, du lahme Schnecke, Werner Meier, lass mal
lieber mich fahrn, dann kannst du sehn, wie ich Gas geb.
    Aber dann hat er gesehen, dass
da einer neben Werner Meier sitzt in seinem Mähdrescher, und das sah ein
bisschen aus wie Nadja Klier, und die war genauso alt wie er, und nun saß Nadja
Klier in Werner Meiers Mähdrescher und fuhr mit ihm übers Feld. Und er stand am
Rand und guckte Werner Meiers Mähdrescher hinterher bis zum Ende der Reihe,
und als er gewendet hatte und nun direkt auf ihn zukam, sah er, dass das
wirklich Nadja war, die neben Werner Meier sitzt, und Werner Meier hat gar
nicht gradeaus geguckt. Und er hat ihnen zugewinkt, aber Werner Meier hat nicht
zurückgewinkt und Nadja auch nicht. Und er stand noch eine Stunde da oder zwei
Stunden, bis sie fertig waren, bis sie das ganze Feld abgemäht hatten, und als
Werner Meier angehalten hat, ist Nadja Klier aus dem Mähdrescher gehopst und
hat Werner Meier zugewinkt und nach rechts und links geguckt, und da stand er,
aber Nadja hat ihn nicht angeguckt. Und Werner Meier hat ihn auch nicht
angeguckt, sondern ist bloß weggefahren mit seinem Mähdrescher.
    »Eh, Hanske, verpiss dich, du
schwule Sau«, hat dann noch Mirko oder irgendeiner gesagt. Und dann ist er nach
Hause.
    Als sie ihn gefragt haben,
warum er das gemacht hat, hat er mit dem Kopf geschüttelt. Als sie ihn gefragt
haben, ob er nicht weiß, warum er das gemacht hat, hat er gelacht und gesagt,
dass sie das nicht wissen, »ihr wisst das nicht«, sie wussten das nicht, gar
nicht, und Erna wusste das auch nicht, weil er das nicht gesagt hat, weil das
keiner wissen braucht. Sie haben gefragt, ob es wegen dem Geld gewesen ist,

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