Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)
Gesicht hatte sich in seinem Gedächtnis eingebrannt. Es hatte ihn über sechzig Jahre lang verfolgt. Und von jetzt an würde Portias Gesicht ihn ewig verfolgen.
„Ein Name bedeutet nichts.“ Sie hatten alle ihre Namen geändert: Brandt und die anderen. Genau wie Zane seinen alten Namen nicht mehr benutzte.
„Du bist Müllers Tochter.“
Böse von Geburt an.
Der Killer in ihm forderte Befriedigung. Das Böse, das Müller repräsentierte, musste vernichtet werden, zerstört, umgebracht. Zane ballte seine Klauen zu Fäusten, versuchte die Wut zu unterdrücken, die drohte, aus ihm herauszuplatzen.
„Zane, bitte. Du machst mir Angst.“
Er zeigte seine Fänge, doch dieses Mal hatte es nichts mit Lust und Verlangen zu tun. „Du solltest auch Angst haben. Von einem Mann wie Müller kommst nichts Gutes. Sein Samen kann nur Böses produzieren“, presste er heraus.
Panik trat in ihre Augen, Augen, die nun bis zum Rande voll mit Tränen waren. „Aber wir lieben uns. Du liebst mich.“
Zane ließ ein bitteres Lachen aus seiner Kehle entkommen. „Liebe? Du denkst, ich könnte die Tochter des Mannes lieben, der mich meines Lebens beraubt hat? Der meine Schwester getötet hat? Der mir alles genommen hat?“ Seine Stimme schallte durch die Nacht.
„Aber –“
„Verschwinde! Verlass sofort mein Haus!“
Wie lange er den Killer in sich noch zurückhalten konnte, wusste er nicht, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis er ihr das Leben raubte, das ihr Vater ihm schuldete.
„Verschwinde aus meinem Leben!“
Wie ein verschrecktes Reh schaute Portia ihn an, ihre Lippen bebten, Tränen strömten ihre Wangen hinunter.
„LAUF! Lauf schnell!“ Seine geballten Fäuste kamen wie von alleine hoch, bereit, zuzuschlagen. „Lauf, bevor ich dich umbringe, wie ich deinen Vater umbringen werde.“
Zane kniff für einen Moment seine Augen zusammen, unterdrückte das Verlangen, sie zu verletzen, um damit Müller zu verletzen. Als er seine Augen wieder öffnete, lief Portia an ihm vorbei in die Nacht. Er zwang sich dazu, nicht auf ihr Schluchzen zu hören, nicht ihren Duft einzuatmen, der an ihm vorbeiwehte. Ihr nicht hinterherzulaufen. Seine Worte nicht zurückzunehmen und ihr zu sagen, dass er sie nie verletzen würde. Denn er konnte nicht sicher sein, dass er es wirklich nicht tun würde. In ihm lauerte der Killer, der auf seinen Einsatz wartete, böse und besessen von Rache.
Mit dem letzten bisschen seiner Menschlichkeit überstimmte er seinen inneren Dämon und erlaubte ihr, zu entkommen, doch wenn sie seinen Weg je wieder kreuzen würde, wäre sie so gut wie tot. Ebenso tot, wie er es jetzt war.
Er blickte in den dunklen Winterhimmel. „Womit habe ich das verdient? Gott, du bist grausam!“, fluchte er. Ein Gott, der ihm gezeigt hatte, was Liebe war und sie ihm im nächsten Moment wieder wegnahm.
Zane spürte, wie die Dunkelheit seiner Seele sich in ihm breitmachte. Dieses Mal kämpfte er nicht dagegen an. Es gab keinen Grund mehr dafür. Er hatte alles verloren, das ihm je etwas bedeutet hatte. Jetzt hatte er Portia und seine einzige Chance auf Liebe verloren. Die Dunkelheit konnte ihn jetzt haben. Vielleicht war es immer seine Bestimmung gewesen und er hatte es einfach nicht sehen wollen.
Er war ein Killer, der nur für Rache lebte und er würde seine Rache bekommen. Er würde Müller töten, jetzt wo er wusste, wo er ihn finden konnte.
30
Ihre Lungen brannten vor Anstrengung, doch Portia verlangsamte ihre Geschwindigkeit nicht. Sie musste von Zane wegkommen, von der Wahrheit und dem Schmerz. Heiße Tränen liefen ihre Wangen hinunter, doch es kümmerte sie nicht. Sie hätte sie nicht aufhalten können, ebenso wenig, wie sie einen Wasserfall davon abhalten konnte, die Klippen hinunterzuströmen.
Zane musste Unrecht haben. Sie konnte nicht Müllers Tochter sein. Die Tochter eines Monsters. Das Monster, das Zane und den anderen Häftlingen unaussprechliche Dinge angetan hatte. Sie konnte sich nicht eingestehen, dass jemand, der ihr nahe stand, so böse sein konnte. Am wenigsten der Mann, der sie aufgezogen hatte, ihr eigener Vater.
Sie schüttelte ihren Kopf und einige Haarsträhnen verfingen sich in ihrem von Tränen benetzten Gesicht.
Sie erschauderte, als sie sich an Zanes Blick erinnerte, einen Blick, den sie nie vergessen würde. Mordgelüste hatten in seinen Augen gefunkelt. Sie hatte es gesehen. All die Liebe, die er ihr nur kurz zuvor eingestanden hatte, war verschwunden. Was übrig
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