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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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fest ich kann, in den Unterleib. Er stöhnt gepresst auf, krümmt sich und lässt mich los. Als ich taumelnd zurückweiche, stürzen sich Otters Männer auf ihn und begraben den Körper des Erschaffers unter sich. Ein dumpfes Brüllen ertönt, gefolgt von einer gewaltigen Welle Magie, und einen Augenblick später werden die Tribute katapultartig von Aidan weggesprengt.
    Entsetzt beobachte ich, wie die Schultern des Erschaffers zucken, sein Kopf sich hebt und die Lippen sich zu einem triumphierenden Lächeln verziehen, als der Erzmagier mich wieder ins Visier nimmt. Aidans weit aufgerissene Augen sind glasig, das Weiße leuchtet gespenstisch. Ein hämischer Laut dringt aus seinem Mund: das Lachen meines Vaters.
    Ich taumle panisch zurück. Bin vollkommen hilflos. Und Benedict weiß es … weiß, dass ich hilflos bin, solange er im Körper des Erschaffers steckt.
    Aidan rappelt sich vom Boden auf. Seine Arme und Beine zucken wie bei einer ungeschickt geführten Marionette. Was soll ich tun? Hilf mir, Zeit! Mir fällt das Gift ein. Ich greife nach dem Fläschchen, doch als ich es entkorken will, nehme ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr, wende den Kopf und sehe, wie Aidan von Otters Stock niedergestreckt wird.
    »Kehr ins Anderswo zurück, Zara!«, brüllt Otter. »Sofort!«
    Und genau das tue ich. Ich hätte es schon längst tun sollen und verfluche mich für meine Dummheit. Im Schutz des Anderswo spüre ich, wie mein Vater in den Geist der Tribute eindringt und nach mir sucht, wie er immer zorniger wird, als er mich nicht findet. Und dann ist er auf einmal weg.
    Ich stürze zu Aidans reglosem Körper, höre, wie sein Lehrling schluchzt, als ich neben dem Erschaffer niederknie und seinen Puls fühle. Otter zieht mich von ihm weg. »Er wird leben«, sagt er und sieht mich an, als verabscheue er meinen Anblick. »Verschwinde von hier. Ich kümmere mich um den Erschaffer und bringe ihn in Sicherheit. Geh jetzt!«
    Zu spät. Ich spüre einen sich schnell nähernden Großmeister. Als ich herumwirble, sehe ich eine karmesinrot verhüllte Gestalt auf einem Luftteppich auf uns zurasen. Von der anderen Seite höre ich das Sirren mehrerer Bogensehnen. Drei Pfeile fliegen an mir vorbei. Zwei von ihnen kann die Magierin ablenken, aber der letzte dringt in ihre Schulter und sie stürzt wie ein verwundeter Vogel herab. Es ist Challen, die oberste Beraterin meines Vaters. Drei Tribute werfen sich auf sie, noch bevor sie auf dem Boden aufkommt. Einer von ihnen stößt einen markerschütternden Schrei aus und bricht tot zusammen. Die anderen beiden rammen ihre Stöcke nach unten. Wieder und wieder. Dann wandelt der Tod unter uns.
    Otter schiebt mich zur Seite und wirft sich Aidan über die Schulter. Ein anderer Tribut hebt den Jungen auf seine Arme, der sich zu einem kleinen, wimmernden Ball zusammengerollt hat. Otter blickt zu dem gefallenen Tribut und der Magierin, die in einem See aus Blut liegt, der dieselbe Farbe hat wie ihr Umhang, und sieht anschließend mich an. »Geh zuFloster zurück«, befiehlt er mir. »Bleib im Anderswo und verschwinde verdammt noch mal von hier, Zara. Ich habe wegen dir einen Soldaten verloren. Ich will nicht auch noch diesen Krieg verlieren. Geh! «
    Ich laufe, so schnell ich kann. Der Tod jagt mich. Und Schuld und Angst. Ich stand da wie das schwache, nutzlose Kind, das ich einst war, und habe ihn von Aidan Besitz ergreifen lassen. Ich muss an die Verachtung in Otters Blick denken. Es ist meine Schuld! Meinetwegen mussten andere sterben. Aber Floster hätte Aidan dem sicheren Tod überlassen. Schlimmer als das. Ihr Hinterhalt wäre vielleicht fehlgeschlagen und dann hätte die Verschwörung meines Vaters Tod und Schrecken über die Erschaffer gebracht. Ich musste es tun. Es ist nicht meine Schuld, dass der Tribut gestorben ist. Otter irrt sich! Ich laufe und laufe und laufe.
    Ein Stockwerk tiefer wate ich durch eine ganze Flut von Wächtern und Magiern. Einmal kann ich nicht rechtzeitig ausweichen und stoße mit drei von ihnen zusammen, aber sie beschuldigen sich gegenseitig. Sie glauben nur, was ihre Augen sehen. Selbst mein Vater. Als ich fühle, wie er näher kommt, zwingt mich die Angst, mich so flach wie möglich an eine Wand zu pressen. Die Schöße seiner schwarzen Robe flattern wie die Schwingen einer Krähe hinter ihm her. Hass und rasende Wut verzerren seine Züge. Ich spüre, wie sein Geist nach mir sucht, nach Aidan – der vermutlich immer noch ohne Bewusstsein ist – und nach

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