Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Der Erschaffer ändert alles.«
Er nickt. »Ich würde die Magierin gern einem ausführlichen Verhör unterziehen und alles über diesen Erschaffererfahren«, entgegnet er und sieht dann wieder mich an. »Wie oft habt Ihr mit ihm gesprochen, Magierin?«
»Zweimal.« Ich runzle die Stirn. »Sein Name ist Aidan. Und ich heiße Zara. Ich bin ein Mensch mit einem Namen.«
»Tatsächlich? Seid Ihr das wirklich?« Es ist das erste Mal, dass Philip lächelt.
»Hast du verstanden?«, fragt Floster.
Ich bin immer noch in der provisorischen Ratskammer. Bis auf die Anführerin der Diebe sind nur noch Philip und Twiss im Raum … und natürlich Flosters Wolfshund. Die anderen sind gegangen. Man hat mir eine zweite Schale mit Eintopf bringen lassen und mir weiter Frage um Frage gestellt – zu meinem Vater und zu Aidan.
»Wenn ich Euren Befehlen gehorche und mit Euch zusammenarbeite, um den Erzmagier zu vernichten, lasst Ihr mich am Leben«, wiederhole ich müde. »Daran gibt es nichts misszuverstehen. Außerdem solltet Ihr mittlerweile wissen, dass Benedict genauso mein Feind ist wie Eurer.«
»Warum hasst Ihr Euren Vater so sehr?«, fragt Philip.
»Das geht nur mich etwas an.« Mein Schmerz über den Verlust von Swift ist zu persönlich, um hier darüber zu sprechen.
»Es gibt nichts mehr, was nur noch dich etwas angeht«, entgegnet Floster kalt. »Weder dein Leben noch deine Vergangenheit oder deine Erinnerungen, Hoffnungen und Ängste. Von jetzt an stehst du unter meinem Schutz. Das heißt, du gehörst mir und gehorchst ab sofort nur noch meinen Befehlen. Außer mir würde dich nämlich niemand haben wollen.«
»Soll ich Euch dafür etwa auch noch dankbar sein?«
Sie lächelt. »Ich glaube nicht an Wunder, Kindchen. Aber du bist nicht dumm. Ich kenne dich, Zara, Tochter von Benedict. Dein Vater ist die Geißel meines Volkes. Er hat während seiner Regentschaft mehr Diebe getötet als die letzten zehn Erzmagier zusammen. Wusstest du das?«
Zum ersten Mal lässt sie ihren emotionalen Schutzschild sinken, und ihre Gefühle treffen mich mit einer Wucht, die mich zusammenzucken lässt. Doch dann verschwindet der lodernde Hass in ihren Augen genauso schnell wie eine vorüberziehende Sturmwolke und ihre Stimme klingt wieder ruhig und sachlich. »Twiss wird dich ausbilden. Und du wirst ihr in allem gehorchen und hart arbeiten, Magierin. Dein Leben hängt davon ab.«
17
I ch glaube nicht, dass du vergessen hast, ihnen von Aidan zu erzählen«, sage ich zu Twiss, während ich in eine enge Hose aus Leder schlüpfe und dabei wie ein Fischreiher auf einem Bein balanciere. Ich werfe ihr einen scharfen Blick zu. »Was hat Bruin zu dir gesagt, nachdem ich die Schmiede verlassen habe?«
Sie hält mir eine Ledertunika hin, und ich ziehe die Hose über meine Hüften und binde die Schnüre am Bund zusammen. Meine schmutzige Magierrobe liegt zusammengeknüllt auf dem Boden.
»Du hältst dich wohl für besonders schlau, was?«, knurrt Twiss. »Bruin hat drauf gewartet, dass du herausfindest, was dein teuflischer Vater mit dem Erschaffer vorhat. Aber das hast du ja nie rausgekriegt. Also wollte er sich mit Floster beraten. Ich glaube, er wollte, dass der Erschaffer den Erkenntnissuchenden mit der Gießerei hilft.« Sie wendet den Blick ab und schreit dann plötzlich: »Was bildest du dir überhaupt ein, mir Fragen zu stellen! Du bist keine Lady mehr. Du bist mein Lehrling. Zeig gefälligst Respekt, sonst lass ich direine Tracht Prügel verpassen.« Ein triumphierender Ausdruck liegt auf ihrem Gesicht, doch schon im nächsten Moment verdunkeln sich ihre Züge wieder. »Und hör auf, über Bruin zu reden. Ich habe es geschworen … und ich halte mein Wort. Egal, was kommt.«
»Was hast du geschworen?«
Statt einer Antwort schüttelt sie den Kopf und wirft mir die Tunika zu, deren Leder abgewetzt ist und schon mehrmals geflickt wurde. »Zieh dich endlich fertig an.«
Die Tunika passt wie angegossen, darunter trage ich ein Unterkleid aus grobem Leinen, meine Arme und Füße sind nackt. Twiss betrachtet sie stirnrunzelnd. »Du bist weißer als eine ertrunkene Nachtschnecke«, murmelt sie naserümpfend und sieht dabei wie eine der hochmütigen Tigerkatzen aus, die den Palast von Mäusen freihalten. Dann zuckt sie mit den Achseln. »Egal. Du bist ja keine echte Diebin, sonst müsstest du dich mit Ruß und Öl einschmieren, bevor du losziehst. So machen es jedenfalls die Hellhäutigen unter uns. Was mir viel mehr Sorgen macht, sind
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