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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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Apotheker-Gilde. Und was ich eben gesagt habe, sollte ein Scherz sein.« Die Erkenntnissuchende lächelt und nickt in einem fort, während sie spricht, und macht einen ziemlich beschränkten Eindruck. »Dass Ihr Blut trinkt, ist einer der Mythen, die man sich über Eure Art erzählt. Die hier Versammelten sind gebildete Leute. Wir wissen, dass die Gerüchte falsch sind. Aber es ist immer gut, die Fakten bestätigt zu bekommen.«
    Ich atme tief ein und reiße den Blick von ihr los, um die anderen anzusehen.
    »Dann schlage ich vor, dass wir uns an die Fakten halten«, ergreift der Erkenntnissuchende neben ihr nun das Wort – ein blonder Mann mittleren Alters. Der Blick seiner kühlen blauen Augen zeugt von Intelligenz. Seine Gesten sind langsam und bedächtig, und er trägt einen fein gearbeiteten braunen Waffenrock und ein Leinenhemd mit Rüschenkragen, das selbst mein Vater nicht verschmäht hätte. Als er mich mit seinem durchdringenden Blick ansieht, wird meine Kehle trocken.
    »Ich bin Philip, genannt der Unvergleichliche, Künstler und Oberhaupt des Rats der Erkenntnissuchenden von Asphodel.«
    Der Unvergleichliche! Hier? Trotz meiner Angst und Wut starre ich ihn staunend an. Dieser Mann ist eine Legende – der größte Maler, der jemals das Licht der Welt erblickt hat. Gefeiert selbst in Magierkreisen. Es heißt, dass sein Haus im Kunsthandwerkerviertel größer als der Palast meines Vaters ist. Dass er ein ebenso gutes Leben führt wie ein Magier. Von ihm hätte ich als Letztes vermutet, dass er zu den Erkenntnissuchenden gehört, geschweige denn, dass er ihr Anführer ist.
    Das heißt … Mir fällt das Porträt meines Vaters ein, das in der Eingangshalle des Palasts hängt und kurz nach dem Tod meiner Mutter entstanden ist. Ich schaue es mir oft an und frage mich, warum mein Vater das Bild aufgehängt hat und nicht den Maler. Benedict wird gemeinhin als attraktiv angesehen, und das Porträt zeigt einen kultivierten und eleganten Mann. Aber unter der glatten, lächelnden Oberfläche – in den Augen und dem Schwung des Munds – hat der Unvergleichliche die Seele meines Vaters festgehalten, die von Boshaftigkeit, Grausamkeit und Gier verzehrt wird.
    »Wir sind hier, um zu entscheiden, was mit Euch geschehen soll, Magierin«, sagt Philip mit seiner trockenen und förmlichen Art. »Wir befinden uns in einer Krise und in solchen Zeiten sind Fakten gefragt und nicht Aberglaube!« Er wirft der Apothekerin einen finsteren Blick zu, die eifrig lächelnd nickt.
    »Fakt ist, dass Ihr aus persönlichen Gründen Eure eigeneArt ausspioniert und Euch vor sechs Jahren den Erkenntnissuchenden angeschlossen habt. In dieser Zeit habt Ihr Euch als vertrauenswürdig erwiesen und immer wieder nützliche Informationen weitergegeben.
    Fakt ist aber auch, dass Euer Nutzen für uns nun nicht länger gegeben ist, außer vielleicht als Geisel.
    Fakt ist, dass Euer Vater, wenn er herausfindet, dass Ihr am Leben seid und Euch in unserem Gewahrsam befindet, erbitterter denn je und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nach unserem Zufluchtsort suchen wird.
    Fakt ist, dass einige unter uns, vor allem die Diebe, der Ansicht sind, dass Eure Existenz eine Zumutung ist, und Euch gern tot sähen. Eure Anwesenheit hier ist im besten Fall eine Ablenkung, im schlimmsten eine potenzielle Quelle für Unruhen und Rebellion in unseren eigenen Reihen.«
    Nachdem er alle Punkte aufgezählt hat, legt er die Fingerspitzen aneinander und lehnt sich, ohne mich aus den Augen zu lassen, in seinen Stuhl zurück. »Nun, Magierin … aus welchem Grund sollten wir Euch am Leben lassen? Von welchem Nutzen seid Ihr noch, da Ihr jetzt aus dem Haus Eures Vaters geflohen seid?«
    Ich weiß es nicht.
    Ich blicke der Reihe nach in die Gesichter, während die Stille sich immer weiter in die Länge zieht.
    Tabitha, die bisher schweigend am Ende des Tischs gesessen hat, beugt sich nun vor und sieht ihre Mitstreiter an. »Diese Magierin hat uns gute Dienste erwiesen«, beginnt die Silberschmiedin zögernd zu sprechen. »Sie hat für uns ihr Leben riskiert. Sie hat Twiss letzte Nacht das Leben gerettet,obwohl sie dafür gegen ihre eigene Art kämpfen musste. Wenn wir diese Fakten ignorieren, sind wir nicht besser als unser Feind.«
    Es liegt keine Zuneigung in ihren sorgenvollen grauen Augen, als sie kurz zu mir rüberschaut und dann schnell wieder wegsieht. Ich kann den Schmerz der Silberschmiedin, die einen großen Verlust erlitten haben muss, selbst

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