Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
gestern Nacht beinahe in Stücke gerissen.« Er schüttelt sich angewiedert. »Eine Magierin? Hier? Und dann auch noch Benedicts Tochter? Das bedeutet mehr Ärger, als sie es wert ist. Ich sage: Tötet das Miststück und damit fertig.« Er wirft mir einen unverhohlen hasserfüllten Blick zu.
»Nein!«, ruft Tabitha. »Wir sind der Rat der Erkenntnissuchenden. Wir haben geschworen, nach Wahrheit und Gerechtigkeit zu streben. Und du bist eine Schande für den Rat, Hammeth! Du taugst nicht dazu, Bruins Platz einzunehmen.«
Und da weiß ich plötzlich, um wen sie trauert. Oh ihr Götter. Die Silberschmiedin war Bruins Gefährtin.
Die Stimmung ist kurz vor dem Explodieren und der Raum hallt vom Keifen wütender Stimmen wider, bis Floster schließlich mit zornrotem Gesicht von ihrem Platz aufspringt.
»Erzählt ihnen von dem Erschaffer!« Twiss’ heisere Stimme übertönt den Lärm und die anderen verstummen und drehen sich zu dem Halbling um. »Na los«, drängt sie mich. »Ich hab ihnen nichts von ihm gesagt.«
»Erschaffer?«, fragt Philip mit zusammengekniffenen Augen und neu gewecktem Interesse. »Was für ein Erschaffer?«
Ich werfe Twiss einen verwirrten Blick zu. Warum hat sie meine Informationen nicht weitergegeben? Was auch immer mit mir geschieht – die Erkenntnissuchenden müssen von Aidan erfahren. Sie sind seine einzige Chance.
»Mein Vater hat eine Geisel. Einen Erschaffer.«
Philip setzt sich mit einem Ruck auf, während die anderen fassungslos die Luft einziehen.
»Er wurde Benedict als Unterpfand für einen Waffenstillstand zwischen Asphodel und der Erschafferstadt ausgeliefert.« Alle Augen sind erwartungsvoll auf mich gerichtet, begierig darauf, mehr zu erfahren, aber ich weiß schon jetzt, dass sie mit dem wenigen, was ich zu bieten habe, nicht zufrieden sein werden. »Der Erschaffer ist noch jung. In meinem Alter. Sein Name ist Aidan und er ist der Sohn des Obersten Ratsherrn – ein Uhrmacher.
Mein Vater will angeblich Frieden mit den Erschaffern schließen und hat im Gegenzug Aidan bekommen, der unsere Uhren wieder instand setzen und einen Lehrling ausbilden soll. Aber ich bin mir absolut sicher, dass es dem Erzmagier nicht um Frieden geht, im Gegenteil. Er führt irgendetwas im Schilde, etwas, das mit dem Erschaffer zu tun hat. Wir müssen etwas dagegen unternehmen und Aidan retten!«
»Ein Erschaffer.« Philip lässt sich in seinen Stuhl zurückfallen und blickt nachdenklich vor sich hin. In seinem Gesicht beginnt es zu arbeiten, und er wirkt auf einmal hellwach, so als wäre er zuvor in einer Art Halbschlaf versunken gewesen. Und schon da war er brillant.
»Waffenstillstand?« Floster runzelt beunruhigt die Stirn. »Der Erzmagier hat mit den Erschaffern einen Waffenstillstand ausgehandelt? Ich wette, da ist was faul.« Ihre scharfen Stecknadelaugen bohren sich in mich. »Da steckt mehr dahinter als …« Sie verstummt.
Die Stimmung im Raum hat sich verändert.
»Ihr sagt, Ihr habt mit dem Erschaffer gesprochen?«, hakt Philip nach.
Ich nicke.
»Und das hat Benedict Euch erlaubt?«
»Nein. Er hat es mir sogar ausdrücklich verboten. Aber ich wollte unbedingt herausfinden, was mein Vater vorhat.«
»Ich nehme an, der Erschaffer wird bewacht.«
Ich zucke mit den Achseln und sehe, wie Twiss beifällig grinst. Philip, dem nichts zu entgehen scheint, bemerkt es ebenfalls und unterdrückt ein amüsiertes Lächeln. »Euer Mut und Euer Einsatz werden nicht in Zweifel gezogen, Magierin«, entgegnet er und wendet sich dann Twiss zu. »Und warum hast du uns nicht schon früher von der Existenz des Erschaffers erzählt, meine kleine Twiss?«
Twiss‘ Grinsen erstirbt und sie schaut mit ängstlich geweiteten Augen zu ihrer Herrin. »Ich … ich habe es vergessen. Bruin … er … er brauchte mich als seine Augen und Ohren in der Gießerei«, stammelt sie aufgewühlt. »Ich … ich hab versagt. Ich hab nicht rechtzeitig gemerkt, dass sie kommen.« Sie schluchzt auf und vergräbt das Gesicht in den Händen. Ihr Schmerz ist schärfer als jedes Messer.
»Genug, Twiss! Der Schmied ist tot. Ich will kein Wort mehr davon hören.« Flosters Stimme ist so schneidend wie ein Peitschenhieb, unter dem Twiss sich zitternd duckt. »Du wirst dafür bestraft werden, dass du den Erschaffer vergessen hast, verlass dich drauf. Aber jetzt habe ich erst mal einen Auftrag für dich, den nur du übernehmen kannst.« Sie wendet sich dem Oberhaupt der Erkenntnissuchenden zu. »Stimmt Ihr mir zu, Philip?
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