Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
des Magiers zu scharf sind, dachte sich Peeta. Es nützt nichts, ungehört zu sein, weil seine magischen Ohren zu groß sind. Und dann fing Peeta an zu grinsen, weil ihr ein diebisch guter Plan eingefallen war.«
Jetzt sieht mich niemand mehr an. Wir alle schauen wie gebannt zu Twiss.
»Sie machte sich sofort in die Stadt auf und klaute eine feine Robe aus dem Haus eines Zählers.«
Bei dem Wort »Zähler« wird höhnisches Schnauben laut, und ich kann gerade noch rechtzeitig den Fuß wegziehen, als ein Halbling neben mir verächtlich ausspuckt. Der Rotz landet auf einem Stein neben meinem Fuß und zittert vor Empörung über die Zähler und ihre besonderen Privilegien.
»Dann wusch Peeta ihr Gesicht und ihre Hände und schrubbte ihre Haut mit Sand, bis sie so weich und fein war wie die von einer vornehmen Dame. So zog sie weiter und klaute einen Juwel aus dem Laden eines Goldschmieds.«
Zustimmendes Nicken und Murmeln. Sie kennen die Geschichte. Dutzende Halblinge richten sich gespannt auf wie Welpen, die darauf warten, einen saftigen Brocken Fleisch hingeworfen zu bekommen.
»Danach machte Peeta sich auf den Weg zum Palast des Magiers, und als sie dort ankam, flehten der Geist ihres Bruders und ihrer Schwester sie an, sofort die Flucht zu ergreifen. ›Lauf wieder nach Hause, Peeta! Unsere Halblinge haben nun keinen Vater und keine Mutter mehr. Dumusst dich um sie kümmern. Lauf wieder nach Hause, Peeta. Oder der Magier wird dir auch dein Mark aus den Knochen saugen!‹
Na, was denkt ihr? Was hat Peeta gemacht? Hat sie die Flucht ergriffen und ist wieder nach Hause gelaufen?«
»Nein!«, hallt es laut durch die Höhle und Twiss lächelt zufrieden.
»Peeta sang das Klagelied und schickte den Geist von ihrem Bruder und ihrer Schwester zum Heiligen Ort. Dann stieg sie die Stufen zur Pforte des Palasts hinauf, an der ein silberner Totenkopf mit Diamantaugen hing, die sie lauernd beobachteten, als sie an der Türglocke zog.«
»Uhhh!« Der kleine Halbling neben mir hört auf, in seiner Nase zu bohren, und seufzt wohlig erschauernd.
»Ding-Dong! Die Glocke läutete einmal.
Ding-Dong! Sie läutete zweimal.
Ding-Dong! Dreimal.
Die Tür ging auf, und ein armes, zitterndes Tribut-Kind stand vor Peeta und verbeugte sich tief vor ihr, weil sie sie für eine feine Dame hielt, und Peeta zeigte ihr den Juwel und sagte, dass er ein Geschenk für den Magier sei. Das Tribut-Kind führte Peeta in einen Raum und bat sie, dort zu warten. Die Tische und Stühle darin waren aus purem Gold und der Boden war mit Teppichen aus gegerbter Menschenhaut bedeckt. Bei dem Anblick hätte Peeta sich am liebsten übergeben, aber sie verzog keine Miene, sondern hielt wachsam nach dem Magier Ausschau.«
»Sie riecht ihn kommen!«, ruft jemand.
Twiss stemmt die Hände in die Hüften und wirft dem Störenfried einen finsteren Blick zu. »Willst du die Geschichte vielleicht weitererzählen, Biter?«
»NEIN!«, ruft ein Dutzend Stimmen im Chor, und ich sehe, wie ein schlaksiger Junge mit kurz geschorenen weißblonden Haaren von seinen Sitznachbarn unsanft in die Seitegestoßen wird. Twiss wartet mit erhobenem Kinn, bis wieder Ruhe eingekehrt ist, und fährt dann fort.
»Jeder weiß, dass man einen Magier riechen kann. Sie stinken nach dem Blut, das sie trinken, und ihre Zähne sind verfault von dem ganzen Zuckerkuchen und den Rosinenpuddings, die sie jeden Tag in sich hineinstopfen.«
Der Nasenbohrer seufzt sehnsüchtig.
»Als Peeta den Gestank des Todes roch, wusste sie, dass der Magier kam. Sie hörte, wie Seidenpantoffeln über die Häute der Toten raschelten, und wusste, dass der Magier vor der Tür stand. Einen Wimpernschlag später schwang sie auf und er stand direkt vor ihr: fast zwei Meter groß und mit einem Bart, der bis zum Boden reichte und von Blut rostrot gefärbt war. Seine Robe war schwarz wie sein Herz und seine silbernen Augen funkelten wie die Diamanten in dem Totenkopf. Als Peeta sah, wie diese schimmernden Diamantaugen sie durchbohrten, wusste sie, dass der Magier versuchte, sich ihre Seele zu holen.«
Eine Flut von Erinnerungen lässt Twiss vor meinem Blick verschwimmen und statt ihrer sehe ich meinen Vater und seine ockerfarbenen, wie Kiesel in einem Bergbach glitzernden Augen. Mein Blut verwandelt sich in Eis, als er meinen Geist wie eine Nussschale in Stücke bricht.
Am ganzen Körper zitternd springe ich auf und dränge mich an den Halblingen vorbei, ohne auf ihre empörten Rufe oder Verwünschungen zu
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