Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Schicksal hängt nun von dieser Frau und ihren nächsten Worten ab.
Die Herrin der Diebe sieht mich einen Moment lang mit undurchdringlicher Miene an, bevor sie endlich zu sprechen beginnt. »Ich bin mir sicher, dass die Magierin nicht die Verräterin ist. Für den Fall, dass ich mich irren sollte, weiß Marcus, was zu tun ist.« Sie bedenkt mich mit einem kalten Lächeln.
Marcus? Wer ist Marcus? Und dann wird mir klar: Sie meint den Wolfshund!
»Marcus wird ihr ›Hüter‹ sein«, fährt Floster fort. Sie betont das Magier-Wort mit dunkler Genugtuung. »Er wird ihr nicht von der Seite weichen.«
Ich erstarre und kann meine Augen nicht davon abhalten, sich entsetzt auf den Wolfshund zu richten, der meinen Blick mit unleserlicher Miene erwidert.
»Nicht einmal der gefürchtete Marcus ist einer Magierin gewachsen!«, sagt ein untersetzter Mann, der die hellblaue Tunika eines Zählers trägt, und ergreift damit zum ersten Mal das Wort. »Ob wir ihr nun trauen können oder nicht, die Katastrophe kann jeden Moment über uns hereinbrechen. Woher wissen wir, ob die Magierin sich tatsächlich dem Messer Eures Handlangers ergeben wird, wenn sie gefasst wird? Wir müssen die Risiken sorgfältig gegen die möglichen Vorteile abwägen.« Er formt seine kurzen, dicken Finger zu Schalen und wiegt sie abschätzend hin und her. »Unser Leben hängt von absoluter Verschwiegenheit ab. Wenn der Erzmagier seine Tochter in die Hände bekommt und von unserem Versteck in den Katakomben erfährt …« Er schaudert. »Wir würden wie Ratten getötet werden.«
»Ratten können im Dunkeln üble Bisse zufügen«, gibt Floster zurück. »Benedict stünde einer Rattenplage gegenüber, die vernichtender wäre, als er oder Ihr, Barnum, Euch vorstellen könnt. Glaubt Ihr wirklich, ich hätte nicht für entsprechende Verteidigungsmaßnahmen gesorgt? Aber wenn der Erzmagier von den Katakomben wüsste, hätte er längst zugeschlagen. Der Verräter ist, wie schon gesagt, ein Erkenntnissuchender. Jemand, der von der Gießerei wusste. Und entweder hält er sich immer noch in der Stadt auf oder weilt bereits unter den Toten.« Sie zuckt mit den Achseln. »Aber der Krieg geht weiter. Eure Leute können erst wieder in die Stadt, wenn wir Benedict besiegt haben. Diese Magierin ist unser Schlüssel zu lebenswichtigen Informationen.Wollt Ihr in Eure Häuser zurückkehren? Oder wollt Ihr Euch zu den Erschaffern flüchten und darauf hoffen, dass die Magier Euch nicht abschlachten, wenn ihr versucht, die Ebene zu durchqueren? Vorausgesetzt natürlich, dass die Erschaffer euch überhaupt aufnehmen.«
»Offen gestanden, brenne ich schon darauf, mich zu einer Forschungsreise zu den Erschaffern aufzumachen, selbstverständlich erst, wenn die Umstände es erlauben.« Philip beugt sich mit leuchtenden Augen vor. »Aber so weit ist es noch nicht. Herrin Floster hat recht. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, außerdem läuft uns die Zeit davon. Früher oder später wird Benedict uns finden, und meiner Meinung nach ist Angriff immer noch die beste Verteidigung. Ich fürchte, wir haben keine Wahl, als alle unsere Hoffnungen in die Fähigkeiten dieses Mädchens zu legen. Sie ist unsere einzige Chance.«
Die Silberschmiedin Tabitha, die während der ganzen Zeit schweigend am Tisch saß, als wäre sie in einem Albtraum gefangen und bekäme nichts von dem Aufruhr um sie herum mit, hebt nun den Kopf und beugt sich zu Floster vor.
»Ich kenne die Magierin Zara länger als jeder andere hier im Raum, Herrin. Ich war ihre erste Anlaufstelle in der Stadt. Und es ist wohl allen bekannt, dass ich mehr Grund habe, denjenigen zu hassen, der die Arbeiter der Gießerei verraten hat, als die meisten anderen von Euch«, fügt sie leise hinzu. »Dieses Mädchen ist es nicht gewesen. So lautet jedenfalls mein Urteil.« Sie lässt sich in ihren Stuhl zurücksinken und verfällt wieder in Schweigen.
»Dann schlage ich vor, wir stimmen ab.« Floster blickt in die Runde. »Wer ist dafür, dass die Magierin Zara die Katakombenverlassen darf, um unter meinem Befehl den Erzmagier auszuspionieren? Ich übernehme die volle Verantwortung für ihre Sicherheit und die Sicherheit der Gemeinschaft. Wenn ich versage, werde ich mich meiner angemessenen Strafe stellen.« Sie hebt die Hand.
Ein Ratsmitglied nach dem anderen streckt die Hand in die Höhe. Erst Philip, dann Tabitha, allerdings zögernd und ohne den Blick zu heben. Meisterin Quint federt wie eine selbstzufriedene schwarze Katze auf
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