Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
von Eis auf Schindeln: spröde und scharf. Das Prasseln wächst sich zu einem Hämmern aus, einem Dröhnen und Bohren. Es reißt mich aus dem Schlaf und mit einem Stich in die Magengrube wird mir wieder bewusst, dass ich nicht wohlbehütet in meinem Bett im Palast liege, sondern unter einer kratzigen Decke auf einer Strohmatratze in einer feuchten, kalten Höhle in den Katakomben tief unter Asphodel. Außer Reichweite eines jeden Hagelsturms.
Hastig richte ich mich auf und ziehe den Stoff zur Seite, mit dem meine Pritsche vom Rest der Kammer abgetrennt ist. Das prasselnde Geräusch wird lauter. Die Tür! Sie wird mit etwas attackiert, das wie … kleine Steine klingt? Dreck? Dann höre ich Stimmen, das wütende Knurren menschlicher Wölfe: » Komm raus, Magierin! Verräterin! Abschaum! Blutsaugerin! «
Mir schnürt sich die Kehle zu. Es fühlt sich an, als würde Twiss wieder versuchen, mich zu erwürgen. Ist es ihre Stimme, die ich zwischen dem schrillen Geheul der jüngeren Halblinge höre? Zornig wische ich die Tränen weg, die in meinen Augen brennen. Was kümmert es mich, ob Twiss mich hasst?
Ich springe aus dem Bett und entzünde ein kleines Magierlicht.
»Zara?« Philip stürzt aus der anderen Kammer zu mir. Der Anblick seiner bloßen weißen Beine und Füße, die storchartig unter seinem Nachtgewand hervorragen, würden mich zum Lachen bringen, wenn mir nicht nach Weinen zumute wäre.
»Was im Namen der Götter geht da draußen vor sich?«, fragt er entsetzt.
»Halblinge«, antworte ich. »Twiss muss sie davon überzeugt haben, dass ich die Arbeiter der Gießerei verraten habe.«
Die Tür erzittert in ihren Angeln. Das Prasseln des Kieselsteinhagels ist von einem dröhnenden Hämmern abgelöst worden. Ein Rammbock! Ich sammle mich und schicke eilig einen Gedanken los. Es ist lange her, seit ich echte Magie gewirkt habe, aber es fällt mir überraschend leicht, den schlanken Kieferpfahl zu finden, und schon im nächsten Moment beginnt das Holz zu vermodern und bricht auseinander. Das Geheul der Halblinge schwillt an. Dutzende von Stimmen erheben sich zu einem aufgebrachten Schrei, der aus einer einzigen Kehle zu dringen scheint.
Ich erschauere. »Seid unbesorgt.« Ich drehe mich zu Philip um, der meinen Worten jedoch genauso wenig zu glauben scheint wie ich selbst. »Ich kann sie abwehren, bis Floster kommt und ihnen Einhalt gebietet. Das wird sie doch, oder?«
»Sie muss! Ihr seid viel zu wertvoll.« Er klingt empört. Wertvoll. Das ist alles, was ich für den Erkenntnissuchenden bin: ein nützliches Werkzeug.
Von draußen dringt das Tapsen eilig davonlaufender nackter Füße zu uns. Dann hämmert es erneut an der Tür, doch diesmal ist es eine menschliche Faust, die dagegenpocht.
»Zara? Philip?« Es ist die unverkennbare Stimme des Wolfshunds, voll und dunkel wie Winterhonig. »Sie sind fort«, ruft er, »und werden es nicht wagen, euch noch mal zu belästigen.«
Philip geht zögernd zur Tür und entriegelt sie, schafft es jedoch nur mit Mühe, sie aufzuschieben. Als es ihm schließlichgelingt, ertönt ein knirschendes Geräusch, und dann kann auch ich sehen, warum seine Schultern sich unter seinem Nachtgewand verspannen. Obwohl ich es sonst vermeide, Vieh zu berühren, so wie sie es auch mit mir machen, schiebe ich Philip sanft zur Seite und trete in ein Schreckensszenario hinaus, das mich an die Bilder aus einem Buch meines Vaters über die Unterwelt erinnert.
Ein Totenkopf, dessen Unterkiefer weggerissen ist, starrt mir entgegen. Er thront auf einem Hügel aus menschlichen Knochen, die im bläulichen Schein meines Magierlichts schimmern – Arm- und Beinknochen, die amputiert und zertrümmert wurden, als man sie gegen die Tür schleuderte, Schädel, die durch den Aufprall auseinanderbrachen.
Ein Hagelsturm aus Knochen.
Ich bin nicht entsetzt. Auch nicht verängstigt oder abgestoßen. Die Gefühle, die in mir hochsteigen, sind noch viel dunkler. Ich stehe am Abgrund der Hölle und spüre, wie ich falle.
Eine Hand greift nach meinem Ellbogen. Der Wolfshund packt mich an den Armen und schüttelt mich. »Genug. Du wirst noch Schlimmeres zu sehen bekommen, bevor das alles zu Ende ist. Aber du bist kein Schwächling und auch niemand, der schnell aufgibt, also reiß dich zusammen und zeig, was in dir steckt.«
Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, und als der Schwindel, der mich befallen hat, nachlässt, starre ich ihn atemlos an.
Sein Blick wird sanfter. »Ich glaube,
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