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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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nervöses Kichern zu unterdrücken, als plötzlich ein Mann in Sicht kommt und mir das Lachen im Hals stecken bleibt. Seine Umrisse zeichnen sich gegen das orangefarbene Licht der Fackel ab: breite Schultern und lange, kräftige Beine, die sich in meine Richtung bewegen.
    Nur einen Schritt von meinem armseligen Versteck entfernt bleibt er stehen und nimmt eine der Fackeln von der Wand. In dem Moment kann ich sein Gesicht sehen und mir gefriert das Blut in den Adern. Unmöglich! Das kann nicht sein. Bin ich vielleicht schon so lange unter der Erde eingesperrt, dass ich Geister sehe? Aber ein Irrtum ist ausgeschlossen.
    Otter, der Hüter meines Vaters. Otter, die Kreatur des Erzmagiers.
    Er ist hier in den Katakomben.
    Er ist wie ein Dieb in dunkles Leder gekleidet und seine Haare werden von einer Kappe verborgen, aber ich kenne sein Gesicht zu gut, um mich zu täuschen.
    Ich bin starr vor Entsetzen. Doch genau das scheint mich zu retten. Otter geht mit erhobener Fackel und nachdenklich gerunzelter Stirn an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Einen Moment später wird mir klar, dass er nur kurz nach rechts hätte schauen müssen, um das Weiß meiner ängstlich aufgerissenen Augen zu sehen. Aber ich denke erst daran, sie zu schließen, als der Hüter meines Vaters in dem Erdlabyrinth verschwunden ist. Twiss hätte verächtlich geschnaubt. Twiss … Floster … sie sind in den dunklen Katakomben zu Hause. Aber Otter? Meine Beine geben nach und ich lasse mich an der Wand zu Boden sinken.
    Ist Floster die Verräterin?
    Allein der Gedanke ist unvorstellbar, aber einmal gedacht, kann ich ihn nicht mehr abschütteln. Was für eine Erklärung soll es sonst dafür geben? Otter hat die Herrin besucht. Er ist aus ihrer Kammer gekommen. Ein Treffen mitten in der Nacht, ein Treffen, das vor der Gemeinschaft geheim gehalten wird, ein Treffen unter Verschwörern. Es kann nicht anders sein. Und dann dämmert mir, dass ich in tödlicher Gefahr schwebe. Wenn man mich hier findet … wenn Floster herausfindet, was ich weiß …
    Ohne dass ich ihnen den Befehl dazu gegeben habe, tragen meine Beine mich im Laufschritt den Gang in Richtung meiner Kammer zurück. Mit wem soll ich darüber sprechen? Wer wird mir glauben? Meine Lage ist aussichtsloser denn je. Lebendig begraben in dieser unterirdischen Stätte der Toten.
    Ich hetze weiter, bis ich die Panik abgehängt habe und stehen bleibe. Als ich mich keuchend und schweißgebadet umschaue, packt mich eine neue Angst und gleitet wie ein kaltes Messer in meine Eingeweide. Ich bin irgendwann auf meiner überstürzten Flucht falsch abgebogen und habe mich verlaufen.
    Swift hatte keine Angst vor der Dunkelheit. Sie schlüpfte in mein Bett und hielt mich so lange, bis das Zittern nachließ und ich eingeschlafen war. Das Einzige, wovor sie sich fürchtete, war mein Vater. Swift war die Starke. Die Gute. Ich hätte sterben sollen, nicht sie.
    »Was meinst du, wie weit die Katakomben reichen, Swift?« Meine Stimme ist nur ein heiseres Flüstern, trotzdem hallt sie in diesem gewundenen dunklen Tunnel laut von den Wänden wider.
    Ich bin meilenweit gelaufen. Nur die Zeit weiß, wie lange ich schon unterwegs bin. Erschöpft erinnere ich mich an mein erstes Entsetzen und die atemabschnürende Angst, als mir klar wurde, dass ich mich in den Katakomben verlaufen habe. Aber jede Angst verebbt irgendwann, egal wie groß sie ist. Und man stirbt auch nicht vor Angst. Nein … ich werde immer weiter durch das verwinkelte Labyrinth mit seinen grinsenden Totenköpfen und verstümmelten Gebeinen stolpern, bis ich verdurste.
    Ich habe versucht, einen Bewusstseinsfaden auszusenden, um jeden dunklen Tunnel zu erkunden, an dem ich vorbeigekommen bin, aber die Magie hat meine Kräfte zu schnell aufgezehrt. Also habe ich beschlossen, an jeder Abzweigung rechts abzubiegen und einfach zu hoffen, irgendwann einenWeg zurück zu den Unterkünften der Diebe oder gleich einen Weg aus den Katakomben hinaus zu finden.
    Meine Füße sind eiskalt und bluten von den spitzen Steinen, die überall im Dreck liegen, und mein Mund fühlt sich an, als hätte ich auf Fell gekaut. Die feuchten Wände um mich herum glitzern in meinem Magierlicht, aber der Lehm riecht säuerlich und mich schaudert bei dem Gedanken, dass ich wahrscheinlich schon bald gezwungen sein werde, die Feuchtigkeit aus ihm herauszusaugen. Das Pochen in meinen Beinen verwandelt sich in einen stechenden Schmerz, aber ich wage es nicht, mich hinzusetzen und

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