Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
jetzt kannst du wieder alleine stehen«, sagt er spöttisch und lässt mich los. Bastard. Er weiß um seine Wirkung auf Frauen und genießt es.
Ich lasse das Magierlicht erlöschen, um meine brennenden Wangen zu verbergen. Die Salbe von Meisterin Quint habe ich vor dem Schlafengehen abgewaschen, sodass meine Verlegenheit so deutlich zu sehen ist wie meine Magier-Insignien.
Der Wolfshund mustert mich im Schein der Fackel, die in einer der Halterungen an der Wand steckt. Als er sie herausnimmt und sich anschließend wieder zu mir umdreht, spielt ein amüsiertes Lächeln um seine Mundwinkel. »Geh wieder zu Bett. Ich halte für den Rest der Nacht hier Wache. Morgen knöpfen Floster und ich uns die Halblinge vor, und wenn wir mit ihnen fertig sind, wird sich keiner von ihnen mehr hierhertrauen.«
Sein Lächeln wird grimmig und plötzlich ist er einfach nur noch Furcht einflößend. Mir jagt ein kalter Schauer über den Rücken, und ich hoffe, dass Twiss nicht zu denen gehört, die Flosters Zorn zu spüren bekommen werden.
»Bitte, Philip, sprecht mit der Herrin. Ich bin mir sicher, dass sie mich vergessen hat.«
Sieben Tage sind in den Bauch der Zeit gekrochen, seit man mich in diese beiden kleinen Räume verbannt hat. Ich lebe von winzigen Informationshäppchen und Gerüchten, die ich Philip aus der Nase ziehe. Die Lage in der Stadt ist äußerst besorgniserregend. Überfälle, Einschüchterungen und Hinrichtungen sind an der Tagesordnung. Ich frage mich, ob mein Vater vorhat, sämtliches Vieh abschlachten zu lassen. Dabei kann noch nicht einmal er so etwas wollen. Wer würde dann die ganze Arbeit verrichten? Seit der Nacht, in der es Knochen gegen meine Kammertür hagelte,herrscht in den Katakomben tödliche Stille. Ich habe Philip gefragt, ob Twiss bei dem Angriff dabei war, aber er zuckte bloß mit den Achseln und erwiderte, dass unsere Zeit zu kostbar wäre, um uns über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen.
»Zara.« Philip runzelt ungehalten die Stirn. »Die Herrin wird es Euch schon mitteilen, wenn man Euch braucht. Bis dahin gibt es für Euch nichts weiter zu tun, als hier in Eurer sicheren Unterkunft zu bleiben und mir bei meinen Studien zu helfen. Ihr habt mir noch gar nicht zu Ende erzählt, welche genauen Auswirkungen der Erschaffer-Krieg hatte. Ich muss alles über ihre Maschinen wissen, alles, woran Ihr Euch erinnert. Es ist mir wirklich unbegreiflich, warum Ihr den jungen Erschaffer nicht danach gefragt habt, als Ihr die Gelegenheit dazu hattet.«
Bei der Vorstellung, wie Aidan und ich auf seiner schmalen, harten Pritsche sitzen und die Funktionsweise von Kriegsmaschinen erörtern, die seine Vorfahren vor drei Generationen erbaut haben, kann ich nicht anders, als in Lachen auszubrechen.
»Ich verstehe nicht, was daran so lustig ist.« Er klingt gereizt.
»Bitte verzeiht, Philip. Aber hat Herrin Floster wirklich verstanden, dass ich in der Lage bin, den Geist eines Tiers zu beherrschen – den eines Falken, einer Fledermaus oder sogar einer Ratte? Dass ich sehen kann, was sie sehen, hören kann, was sie hören? Denkt doch nur an die Orte, an die ich gelangen würde, und was ich alles belauschen könnte, wenn ich eine der Ratten im Palast meinem Willen unterwerfen würde.«
Er runzelt unwillig die Stirn, heftet den Blick dann wieder auf das Katapultmodell aus Holz, das er gerade testet, indem er aus der Wand gepulte Lehmklümpchen auf ein Ziel schleudert, und schleift einen papierdünnen Span von einem kleinen hölzernen Zahnrad ab.
»Aber es wäre äußerst gefährlich, und außerdem seid Ihr so nützlich für mich geworden, dass ich Euch im Moment nicht entbehren kann«, gibt er schließlich verschnupft zurück und presst wie ein trotziger kleiner Junge die Lippen zusammen. Mir wird schwer ums Herz. Er wird Floster nicht an meine Geistmagie erinnern. Nicht bevor er meinem Gedächtnis nicht die Erkenntnisse abgerungen hat, nach denen er sucht.
Ich presse ebenfalls die Lippen zusammen. Noch einmal werde ich ihn nicht darum bitten, aber genauso wenig werde ich ihm noch ein Wort über die Erschaffer erzählen. Ich überhöre die immer gereizter werdenden Fragen, bis er es irgendwann aufgibt und in Schweigen verfällt. Dann ziehe ich mich auf meine Pritsche zurück, schließe den Vorhang und fange an nachzudenken.
Philip ist ein kleines Leckermaul, man trifft ihn nie ohne seinen Becher Honigwein an, aber mir ist aufgefallen, dass er nicht nur nach Honig süchtig ist, sondern auch nach dem Gebräu
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