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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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auszuruhen, aus Angst, einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen.
    »Sollen wir zur Abwechslung vielleicht einmal nach rechts abbiegen?«
    Swift macht sich nicht die Mühe, mir zu antworten, geschweige denn über den armseligen Scherz zu lachen.
    Als ich in den nächsten Tunnel stolpere, erwacht plötzlich die Wand neben mir zum Leben und dunkle Arme strecken sich nach mir aus. Keuchend weiche ich ihnen aus und verpasse der Kreatur einen Fausthieb aus verdichteter Luft. Es ist ein Golem, ein aus Lehm geformtes und durch Magie zum Leben erwecktes Wesen, der nur von meinem Vater geschickt worden sein kann und den Auftrag hat, mich zu töten. Oder bin ich schon so erschöpft, dass meine Sinne mich täuschen? Aber ganz gleich, ob ich nun den Verstand verloren habe oder nicht; ich habe nicht vor, mich davon einfangen zu lassen, und laufe auf tauben Füßen weiter.
    »Zara! Bleib stehen!«
    Die Stimme klingt vertraut, aber das kann nur ein Trick sein. Ich versuche, noch schneller zu laufen, doch es nütztnichts. Übermenschlich starke Arme bekommen mich von hinten zu fassen und zerren mich zurück. Meine Todesangst verwandelt sich in rasenden Zorn, und ich sammle meine Magie, um der Kreatur einen tödlichen Schlag zu versetzen.
    Sie wird in die Luft geschleudert, doch ihre Arme halten mich weiter unerbittlich fest. Als wir gemeinsam gegen die Wand geschmettert werden, erbebt der Tunnel unter der Wucht des Aufpralls. Kurz wird mir noch bewusst, dass der Körper, auf dem ich liege, seltsamerweise warm ist, dann versinke ich in Wasser, das kalt wie Seide ist und sich in einen immer schneller werdenden Strudel verwandelt, der mich mit sich in eine endlose Dunkelheit zieht.

21
    M ein Kopf dröhnt und ich muss dringend pinkeln. Das sind die beiden Dinge, die ich als Erstes wahrnehme, als ich aufwache. Allerdings befürchte ich, dass mein Kopf explodieren wird, wenn ich mich auf die Suche nach einem Nachttopf mache. Also bleibe ich liegen, schlage die Beine übereinander und versuche, mich zu erinnern … Das hätte ich lieber sein lassen. Die Erinnerungen kehren mit der Wucht eines Eseltritts zurück, und ich stöhne auf und wünschte, ich könnte alles sofort wieder vergessen.
    »Sie ist wach.«
    »Geh und hol die Herrin.«
    Ich lasse die Augen zu. Solange sie geschlossen sind, ist nichts passiert. Aber das ist kindisch. Ich bin fast siebzehn, keine sieben mehr. Außerdem würde ich Floster lieber mit einer geleerten Blase und einem Mindestmaß an Würde gegenübertreten. Vorsichtig öffne ich erst das eine, dann das andere Auge, und blinzle mit zusammengebissenen Zähnen in das schmerzende Licht. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte ihn eines der Straßenkinder mit einem Ball verwechselt.
    Eine Frau blickt auf mich herunter. Es ist Meisterin Quint, die mich neugierig und mit zufriedener Genugtuung betrachtet. »Na also«, sagt sie und reibt sich lächelnd die Hände. »Ich habe der Herrin ja gesagt, dass Ihr wieder aufwachen und nichts weiter als rasende Kopfschmerzen haben würdet. Tut ordentlich weh, hab ich recht? Aber Ihr habt Euch den Schädel zum Glück nicht gebrochen, sondern nur übel gestoßen.«
    Ich richte mich auf den Ellbogen auf und beiße erneut die Zähne zusammen, als mir ein stechender Schmerz in Kopf und Nacken fährt. »Au!«
    »Oh, gut!« Sie klingt so erfreut, dass ich sie verwundert anblinzle.
    » Gut? «
    Sie nickt begeistert. »Ich hatte noch nie die Gelegenheit, eine Magierin zu behandeln. Es ist sehr eigennützig, ich weiß, aber für mich ist Eure Verletzung ein echter Glücksfall. Wobei ich noch einmal hinzufügen möchte, dass es nichts Lebensbedrohliches ist, nein, nein, aber dadurch hatte ich die Möglichkeit, Euch eingehend zu untersuchen. Und ich sage deswegen gut, weil Euer Blut und Eure Körperflüssigkeiten genauso zu funktionieren scheinen wie die von Menschen. Und somit kann ich zweifelsfrei bestätigen, dass Ihr keine Dämonin seid. Nein … ganz und gar nicht. Trotz der alten Geschichten, die man sich über Eure Art erz–«
    »Wo Ihr gerade von Körperflüssigkeiten sprecht …«, unterbreche ich ihren Redefluss, »… ich bräuchte dringend einen Nachttopf und wäre Euch sehr verbunden …«
    »Wunderbar! Lasst mich Euch bitte helfen.«
    Sie greift nach meinem Arm, als ich mich aufsetze, meineBeine über den Rand der Pritsche schiebe und kurz die Augen schließen muss, bis die Übelkeit wieder abgeklungen ist, und führt mich dann langsam zu der mit einem Stück Stoff verhängten

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