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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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Ecke, hinter der sich ein Holzstuhl mit einem Nachttopf verbirgt.
    »Danke. Den Rest schaffe ich allein«, sage ich mit Nachdruck und mache mich von Meisterin Quint los, die mich daraufhin so enttäuscht ansieht, dass ich mir trotz meines dröhnenden Kopfs nur mit Mühe das Lachen verbeißen kann. Offensichtlich hätte die Apothekerin sich nur allzu gern mit eigenen Augen davon überzeugt, dass eine Magierin auf dieselbe Weise pinkelt wie Vieh. Als ich fertig bin und den Vorhang einen Moment später wieder aufziehe, hat sie sich keinen Millimeter vom Fleck gerührt und ihr rundes Gesicht strotzt vor unbefriedigter Neugier.
    Bevor sie an mir vorbeieilen kann, um den Inhalt des Nachttopfs zu untersuchen, geht die Tür auf und Herrin Floster kommt wie eine eisige Windböe in die Kammer gefegt, gefolgt von zwei bewaffneten Dieben.
    »Schafft sie in ihr Bett zurück, bevor sie noch stürzt«, fährt sie die Apothekerin an und richtet ihren wütenden Blick auf mich.
    Was ist in den Katakomben passiert? Weiß sie, dass ich sie verdächtige … dass ich Otter gesehen habe? Aber davon kann sie nur wissen, wenn er derjenige war, der mich … Gnade mir Zeit!
    Meisterin Quint drückt mich auf die Pritsche zurück, wickelt mir wie eine besorgte Glucke ein wollenes Tuch um die Schultern und steckt es unter meinem Kinn fest. Vermutlich weil ich am ganzen Körper zittere. Wer war derMann, den ich in den Katakomben angegriffen habe? War es Otter? Ist er tot?
    »Nun?« Floster steht am Fuß der Pritsche und starrt mich finster an. Was weiß sie und was vermutet sie nur? Ich beschließe, dass es das Sicherste ist, so zu tun, als würde ich mich an nichts erinnern. In dem Fall kann ich Otter nicht gesehen haben.
    »Ich … Ich weiß nicht, was …«, beginne ich stammelnd. »Ich … Ich kann mich kaum noch an etwas erinnern.« Sie glaubt mir kein Wort.
    »Dann werde ich dir wohl erzählen müssen, was passiert ist«, entgegnet sie finster. »Du hast entgegen meiner Anordnung deine Kammer verlassen, hast dich davongemacht und dich in den Katakomben verirrt, und als Marcus versucht hat, dich zu retten, hast du ihn angegriffen.«
    Marcus? Dann war es also doch nicht Otter. Oder ein Golem … was vielleicht sogar besser gewesen wäre. Ich habe meine Magie gegen einen Dieb benutzt, und zwar nicht gegen irgendeinen Dieb, sondern gegen die rechte Hand Flosters.
    »Ich … ich kann mich nicht erinnern«, gebe ich zurück und halte mir stöhnend den Kopf. »Nur dass etwas Schreckliches aus dem Dunkel auf mich zugekommen ist und ich entsetzliche Angst hatte. Es tut mir leid … Ist er …?«
    Sie mustert mich mit zusammengepressten Lippen und sieht aus, als würde sie mich am liebsten auf einen der Speere ihrer Wachleute spießen und zum Abendessen braten. »Er ist … nicht wirklich schlimm verletzt. Er hatte schon immer einen dicken Holzkopf.«
    Ein trauriges Lächeln huscht über ihr Gesicht, aber sie hatsich sofort wieder im Griff. Trotzdem kann ich förmlich sehen, wie sie ihre Gefühle beiseiteschiebt, bevor ihre Miene wieder kalt und undurchdringlich wird. Sie mustert mich nachdenklich und ich bin unfassbar erleichtert, dass sie nicht weiß, dass sie mir für einen winzigen Augenblick ihre Gefühle offenbart hat. Sie liebt ihn. Floster und der Wolfshund sind ein Paar. Oh, ihr Götter. Kein Wunder, dass sie so wütend auf mich ist. Ich habe mich ihr nicht nur widersetzt, sondern auch fast ihren Gefährten getötet.
    »Ich erinnere mich, wie ich die Kammer verlassen …«
    »Du trägst mein Schutzamulett, Magierin. Aber ich kann es dir auch wieder abnehmen. Warum hast du meinen Befehl missachtet?«
    »Ihr lasst mich hier unten verrotten, statt von meinen Fähigkeiten zu profitieren.« Ich setze mich auf, ohne auf meinen pochenden Kopf zu achten. »Ihr hattet genügend Zeit, alles vorzubereiten und ein Tier zu finden. Worauf wartet ihr noch? Ich habe alles an Philip weitergegeben, was für ihn von Nutzen ist. Er braucht mich nicht mehr. Ich wollte zu Euch und Euch davon überzeugen, dass ich als Spionin arbeiten kann, ohne damit irgendjemanden zu gefährden. Und ich muss dafür auch nicht unbedingt in die Stadt«, füge ich widerstrebend hinzu. »Je näher ich dem Tier bin, desto einfacher, aber ich brauche nicht am selben Ort zu sein. Vielleicht reicht es sogar, wenn ich mich hier in den Katakomben an einer Stelle aufhalte, die dem Palast am nächsten ist.« Sosehr ich mich auch danach sehne, die Sonne zu sehen und eine laue

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