Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
vergräbt sie ihren kurz geschorenen Kopf in den Armen.
»Na schön«, seufzt Floster. »Du verdankst Zara dein Leben, Kind. Und jetzt verschwinde. Geh zurück in die Höhle.«
Twiss rappelt sich mit gesenktem Blick vom Boden auf, verlässt, ohne noch einmal zurückzuschauen, die Kammer und nimmt ihre Not und ihren Kummer mit sich. Kaum ist sie fort, kann ich wieder atmen und auch meine Kopfschmerzen lassen nach.
»Ich weiß, dass sie es war«, sagt Floster in die darauffolgende Stille hinein. »Du willst sie schützen. Und … dafür danke ich dir. Auch dafür, was du für Marcus getan hast. Sie sind die einzigen beiden Seelen in dieser Welt, die mir noch etwas bedeuten. Es wäre sehr schmerzlich gewesen, sie fortzuschicken. Also danke ich dir, Zara, Tochter von Benedict.«
»Tochter von Eleanor.« Ich begegne ihrem Blick, ohne irgendetwas zu leugnen oder zuzugeben.
»Ja«, sagt sie. »Das bist du. Und ich danke den Göttern, dass du zu uns gekommen bist. Gib auf meine kleine Twiss acht. Und auf dich.« Sie erhebt sich umständlich aus ihremLehnstuhl, geht um den Tisch herum und bleibt vor mir stehen. Dann greift sie nach meinen Händen und zieht mich vom Boden hoch. »Ich heiße dich in meinem Volk willkommen, Zara«, sagt sie feierlich und küsst mich auf die Stirn. Genau dort, wo mein Magier-Insigne ist.
Es ist vermutlich die erste versöhnliche Geste zwischen den verfeindeten Dieben und den Magiern seit Urzeiten.
Meine Brust fühlt sich so eingeschnürt an, dass ich kaum atmen kann. Jetzt, denke ich. Jetzt wird sie endlich einwilligen.
»Aidan …«, stammle ich, »der Erschaffer, wir müssen …«
»Nein.« Floster lässt meine Hände los und tritt zurück. Jede Wärme weicht aus ihrem Blick und ihr Wille wird wieder felsenfest. »Es würde zu lange dauern, dich so auszubilden, dass ich dich bedenkenlos ziehen lassen könnte. Und du bist zu wertvoll, Zara. Dazu bestimmt, Großes zu bewirken. Es tut mir leid. Wir werden Benedict aufhalten. Philip und ich haben bereits angefangen, eine Strategie auszuarbeiten. Aber den Jungen können wir nicht retten.«
28
M eisterin Quint öffnet die Tür zum Krankenlager, kaum dass ich angeklopft habe. Als sie mich sieht, reißt sie die Augen auf, springt zur Seite und winkt mich hektisch herein.
»Schnell«, raunt sie und schließt eilig die Tür hinter uns. »Es darf niemand zu ihm. Bei Euch machen wir selbstverständlich eine Ausnahme. Ihr seid die Heldin des Tages! Kommt rein, kommt rein! Er ist wach.« Die Apothekerin strahlt und nickt in einem fort, während sie mich förmlich durch den Vorhang hindurchschiebt, hinter dem der Wolfshund liegt.
Ein schüchternes »Hallo« ist alles, was ich herausbringe.
Er lächelt nur. Sein nackter Oberkörper schaut unter der Decke hervor, und mein Blick wandert sofort zu der Narbe, die wie ein rotes Mottenloch in einem Teppich aus dichten schwarzen Brusthaaren prangt. Unwillkürlich muss ich daran denken, dass ich mit meinem Geist in seiner Brust gewesen bin, und diese Nähe ist mir plötzlich seltsam unangenehm.
Ich drehe mich zu Meisterin Quint um. »Könntet Ihr unsbitte für einen Moment allein lassen? Ich verspreche auch, ihn nicht umzubringen.«
Sie wirkt enttäuscht, nickt jedoch. »Natürlich. Ihn nicht umzubringen … sehr amüsant. Wie ich sehe, besitzen Magier einen Sinn für Humor. Nun gut, dann werde ich mich einen Augenblick zurückziehen, aber ich komme bald wieder. Wir dürfen den armen Mann nicht überanstrengen.«
Als sie gegangen ist, weiß ich immer noch nicht, was ich sagen soll. Bis auf das, was am naheliegendsten ist: »Wie fühlst du dich?«
»So schwach wie ein neugeborener Welpe.« Er zieht eine Grimasse. »Aber glücklich, noch hier zu sein. Es war Twiss, hab ich recht? Sie hat mich besucht und sich an meinem Bett die Augen aus dem Kopf geheult. Die verrückte Apothekerin hat sie weggeschickt und ich war ehrlich gesagt froh darüber.«
Ich sehe ihn bloß schweigend an und schließlich fügt er lächelnd hinzu: »Dein Entschluss steht fest, oder? Twiss ist der begabteste Halbling, dem ich je begegnet bin, seit ich die kleinen Quälgeister unterrichte. Und das sind jetzt immerhin schon zwanzig Jahre. Sie wird dich nicht enttäuschen.«
Ich schaffe es nicht, sein Lächeln zu erwidern. »Es tut mir leid«, sage ich leise. »Du hast versucht, mir zu helfen, und wärst dabei fast getötet worden. Ich … Ich wollte dir nur sagen, dass es nicht umsonst war. Ich kann ins Anderswo gehen.«
»Ich
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