Zarias Geheimnis
Familie gesucht, nachdem sie zur ihrer letzten Reise auf die Erde aufgebrochen waren.
»Na ja«, murmelte ich, »jetzt weiß ich wenigstens, dass sie an zwei Orten definitiv nicht sind. Auf der Erde … es sei denn, man hält sie unterirdisch gefangen. Und in den Eisernen Landen, weil Magie dort ihre Wirkungverliert, und Gletschergewebe ist magisch.« Wenn man die Skope doch auf Elfenland richten könnte, würde ich vielleicht mehr erfahren.
Ich seufzte noch einmal. Ich sollte die Kabine verlassen. Hier gab es nichts mehr für mich zu tun.
Und doch spürte ich einen leichten Ruck in meinem Herzen, so als spannte sich ein schmales Band zwischen mir und der Erde. »Es kann nicht schaden, einen Blick auf ihn zu werfen«, flüsterte ich.
Das Okular schmiegte sich an meine Augenhöhle, als ich die Linse öffnete. »Zeig mir Samuel Seabolt«, sagte ich.
Sofort erschien ein Bild, das so klar war, dass ich das Gefühl hatte, zwischen den Menschen zu schweben, die ich durch das Skop betrachtete.
Bequem gegen mehrere Kissen gelehnt ruhte sich Michael Seabolt in einem Krankenhausbett aus. Sein Kopf war verbunden, und sein Arm steckte in einem Gips.
Ich hätte ihn gerne gefragt, was ihm in der Zeit, als er verschwunden war, zugestoßen war. Obwohl ich jetzt nie die ganze Geschichte erfahren würde, machte es mich glücklich, einfach nur zu wissen, dass er zu seiner Familie zurückgekehrt war. Seine wachen und glänzenden Augen ruhten auf den Menschen, die er am meisten liebte: eine schlanke Frau, ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen und ein hochgewachsener Junge mit bernsteinfarbenen Augen, die golden glänzten.
Sams Haar war leicht zerzaust, sein Lächeln erwartungsvoll: »Jenna hat dir ein Bild gemalt, Dad«, sagte er.
Jenna hielt eine Zeichnung hoch. »Für dich, Daddy.«
Michael Seabolt nahm das Blatt von ihr entgegen. »Danke, mein Schatz.«
Sie strahlte. »Es ist eine Elfe.«
Ihr Vater betrachtete die Zeichnung ernst. »Sehr schön«, sagte er.
»Ihre Elfen haben immer violette Flügel«, erklärte Sam, während er einen von Jennas Zöpfen anhob.
Ich erlaubte mir, sie ganze zehn Minuten lang zu beobachten. Sam berichtete, dass Jasons Haus auf rätselhafte Weise explodiert war, es aber keine Verletzten gegeben hatte. Jenna verkündete fröhlich, eine Elfe mit violetten Augen und Flügeln hätte sie besucht. Ihre Eltern lächelten nachsichtig.
Ich musterte Sam und versuchte, eine Leere in seinen Augen zu entdecken, etwas, das mir sagte, dass er mich vermisste, ohne zu wissen, was er vermisste. Aber auf seinem Gesicht lag kein Schatten. Er wirkte entspannt und gesund, als er sich mit seinem Vater unterhielt.
Als die zehn Minuten vorbei waren, drückte ich den Hebel am Skop herunter. »Leb wohl«, flüsterte ich.
Als ich die Aussichtsstation verließ, wartete draußen Meteor geduldig auf mich. Die nächtliche Brise wehte ihm leicht durchs gestreifte Haar. Ich fragte ihn nicht, woher er gewusst hatte, wo ich war. Als wir uns in die samtene Luft erhoben, war ich einfach nur dankbar, sein Lächeln zu sehen.
Victoria Hanley
wurde in Kalifornien geboren. Ihre Fantasyromane wurden in zehn Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Zurzeit lebt sie am Fuß der Rocky Mountains, wo sich Elfen, Feen, Trolle und Gnome Gute Nacht sagen.
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