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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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weiter näherten, machte ich mich aus dem Staub. Niemand würde mich vermissen – vor allem nicht, wenn sie Leona bewundern konnten.
    Ich verdrückte mich in das nächste Orchideenfeld und kauerte mich zwischen die Blumen. Ich riss ein paar rote Blütenblätter ab und stopfte sie mir in den Mund, in der verzweifelten Hoffnung, sie würden meine Schmerzen ein wenig lindern. Aber dieses Mal halfen die Orchideen nicht.
    Langsam machte ich mich auf den Weg nach Hause. Wenn mich jemand gesehen hätte, hätte er mich für einen verletzten Troll gehalten; ich bewegte mich ohne jegliche Anmut und dachte immer nur an den nächsten Schritt.
    Ich hörte, wie Eltern die Farben ihrer Kinder von den Dächern riefen. »Rot!«, rief jemand ohne große Begeisterung. »Orange!« und »Gelb!« wurden voller Stolz wiederholt, und »Grün!« wurde mit allergrößtem Entzücken hinaus in die Welt geschrien.
    Ich wankte endlich durch unsere Tür und schloss sie hinter mir.
    Beryl reichte mit Blutstein die Klassenliste ein und würde erst in ein paar Stunden nach Hause kommen,worüber ich sehr froh war. Ich wollte sie nicht in meiner Nähe haben. Weder sie noch sonst jemanden.
    Das stimmte nicht ganz. Es gab eine Person, die ich gerne bei mir haben wollte, aber diese Person war vor langer Zeit verschwunden und würde nie wieder zurückkehren.
    Ich machte es mir auf meinem Lieblingshochsitz bequem und dachte traurig an meine Mutter. Wie seltsam, dass ich in den letzten beiden Tagen so oft an sie hatte denken müssen, während ich sie in den letzten Jahren fast gänzlich aus meinen Gedanken verbannt hatte. Was hätte sie wohl darüber gesagt, dass ich eine violette Elfe war? Jedenfalls hätte sie keine Meute Tratschtanten angeführt, um mich mit Fragen zu bombardieren.
    Mir kam es so vor, als würden die Schmerzen in meinen Flügeln immer schlimmer. Ich stand auf und ballte die Hände zu Fäusten. Noch sechs Tage mit den Eisenfesseln? Ich würde durchdrehen.
    Meine Strafe erschien mir unerträglich grausam. Ich konnte das Zittern in meinen Flügeln nicht unterdrücken. Je stärker sie zitterten, umso größer waren die Schmerzen, die das Eisen verursachte, bis es sich so anfühlte, als bohrten sich eine Million scharfe Eissplitter in meine Knochen.
    Warum hatte sich Beryl nicht für mich eingesetzt? Es war ihre Aufgabe, sich um mich zu kümmern! Stattdessen hatte sie einfach nur dagestanden, als Blutstein meine empfindlichen Flügel mit Eisen fesselte.
    Ich musste etwas unternehmen. Wenn ich es nicht tat, würden meine Knochen zerbrechen und meine Flügel würden mich nie wieder in die Lüfte tragen.
    Ich holte meinen dünnen Stift heraus und versuchte, die Kraft meiner Magie zu spüren. Sie musste da sein. Ich war Stufe 100! Ich ging tief in mich und entdeckte sie schließlich: Sie loderte wie ein wohliges, beruhigendes Feuer. Sie sprang in meinen Zauberstab, so wie eine Flamme an einer Zündschnur entlangzüngelte.
    Ich griff mit der Hand über die Schulter und berührte die Fessel. »Resvera den« , sagte ich. Brich auseinander.
    Die Fessel brach auseinander und fiel ab. Meine geprellten Flügel entfalteten sich. Ich ließ mich auf ein Nest aus Kissen fallen. Ein Gefühl der Wärme durchflutete mich und erfüllte die qualvolle Leere, die das Eisen zurückgelassen hatte.
    »Meine Magie erwacht«, verkündete ich dem leeren Raum.
    Kurze Zeit später stand ich auf und stolperte über die Eisenfessel. Ich warf ihr einen hasserfüllten Blick zu und richtete meinen Zauberstab darauf. Eine Sekunde später blickte ich auf ein rötliches Staubhäufchen, das sich in einem Loch im Boden sammelte.
    Die Eisenfessel war vollständig zerfallen.
    Was würde Beryl sagen? Was würden sie und Blutstein tun? Ich starrte auf die Überreste ihrer Bestrafung. Es tat mir nicht leid. Überhaupt nicht. Einen Augenblick lang stellte ich mir vor, wie es sich anfühlenwürde, Blutstein den roten Staub ins Gesicht zu schleudern und ihn zu fragen, wie ihm das gefiel.
    Ich öffnete den Deckel über dem Zifferblatt und betrachtete eine Weile den winzigen Zeiger, der auf volles Violett zeigte, und das kleine Rechteck mit der leuchtenden Zahl 100. Leonas Worte kamen mir wieder in den Sinn: »Du hast zehn Millionen Radia-Einheiten!«
    Und keine Ahnung, wie ich sie nutzen konnte.
    »Einen Mentor«, platzte ich laut heraus. »Ich brauche einen Mentor. Sofort.«
    Ich flog die breite Treppe hinauf, die mein Vater für uns Kinder gebaut hatte, als wir noch nicht fliegen

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