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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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würden dafür eine bilanztechnisch bereinigte Menge von CDOs und anderen Wertpapieren, die momentan leider nicht liquide sind, auslagern.«
    »Bilanztechnisch bereinigt heißt eigentlich wertlos«, sagte der Bundesminister scharf.
    Sieh an, dachte Hugentobler, da schimmert dann doch noch etwas Intelligenz durch. »Keinesfalls, der momentan illiquide Markt zwingt uns ja dazu, approximative Werte für solche Papiere anzusetzen, und bei deren Berechnung existiert natürlich ein gewisser Spielraum.«
    Der Bundesminister sagte erst mal gar nichts und schaute seinen Assistenten an.
    »Könnte gehen«, sagte der trocken, und Hugentobler wusste, dass er sich seine Million redlich verdient hatte.

Sieben
    Max Fischer hatte sich seine Bankerkarriere nicht unbedingt so vorgestellt. Brav hatte er die HSG absolviert, immer viel Gel im Haar und immer mehr finanztechnisches Geschwafel im Kopf. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, beim TOEFL-Test, wie bei allen anderen Prüfungen auch, hervorragend abzuschließen. Eigentlich hatte Fischer an etwas Backoffice gedacht, dann London oder New York, Trader, die großen Räder drehen und schauen, dass genug für ihn dabei abfiel, das war so ungefähr seine Karriereplanung gewesen.
    Stattdessen packte er schon wieder seinen kleinen Rollkoffer mit dem Nötigsten, zwei weiße Hemden, drei Krawatten, Unterwäsche, Necessaire, Laptop. Ja nicht zu viel Flüssigkeiten im Necessaire, denn er reiste ja nur mit Handgepäck, ja keine Daten auf dem Laptop, denn er reiste ja in die USA.
    Immerhin durfte er seit Kurzem Business fliegen, aber die trockene Luft im Flugzeug, die ewige Zeitumstellung, gerade gestern wieder war er um sieben aufgewacht, hatte sich ins Badezimmer geschleppt und unter die Dusche gestellt, und erst als er Frühstück machen wollte, realisierte er, dass es sieben Uhr abends in Zürich war und nicht sieben Uhr morgens. Jetzt war es aber sieben Uhr morgens, der Flug ging um 9.55 Uhr, Ankunft New York um 12.35 Uhr am JFK, zwei Tage später Abflug um 20.50 Uhr, Ankunft in Zürich um 10.55 Uhr, dann Rapport, dann schlafen, wenn es die innere Uhr zuließ.
    Fischer goss sich einen weiteren Kaffee ein, dann fuhr er zum Hauptsitz der EBS an der Bahnhofstrasse. Er meldete sich im Reisezentrum, wie er für sich die Unterabteilung von Special Services nannte, wie das Kontaktzentrum mit amerikanischen Kunden offiziell hieß.
    »Morgen, Max«, begrüßte ihn der wie immer joviale Wieland, »frisch und munter wie immer?« Ohne auf eine Antwort zu warten, die ihn sowieso nicht interessiert hätte, fuhr Wieland fort: »Diesmal ist es ein Schoggiausflug, Sie steigen im Astoria ab wie immer, müssen sich nicht mal aus New York rausbewegen und haben sogar zweimal ein hübsches Luxusnachtessen auf Geschäftskosten mit zwei besonders wichtigen UHNWI, beneidenswert.«
    Wieso machst du’s dann nicht selbst?, dachte Fischer finster, weißt du eigentlich, was das für eine Tortour ist, mit zwei Ultra High Net Worth Individuals zu essen, wenn das Amis sind? Gleichzeitig versuchte er, mit einem Lächeln den Gähnreflex zu überspielen.
    »Hier sind Ihre Instruktionen, bitte lesen, anschließend wieder aushändigen, danke.« Wieland beförderte das Papier routiniert in den Schlitz des Aktenvernichters, und beide hörten einen Moment lang andächtig zu, wie der seines Amtes waltete.
    »Na, dann grüßen Sie wieder mal New York von mir. Und nicht vergessen, Rapport der Key Information am Freitag vor 14.00 Uhr an mich, für den ausführlichen Rapport können Sie sich dann bis am Montag Zeit lassen.«
    Du mich auch, dachte Fischer, während er in die Cafeteria ging, um nochmals einen Kaffee nachzulegen. Taxi, Flughafen, elektronisches Ticket, Check-in bei Business, er winkte Erfrischungstuch, Zeitungen, Drink und Häppchen weg, zog sich eine Schlafmaske über die Augen und konnte wie immer während des ganzen Flugs nicht schlafen.
    Immigration im JFK war wie gewohnt die Hölle, diese Schlangen, und diesmal musste er sogar seinen Laptop öffnen und anwerfen, aber die Jungs von der IT-Abteilung hatten genug harmlosen Schrott draufgespielt, dass der Zöllner nicht misstrauisch wurde, denn ein völlig leerer Laptop hätte dann doch Aufmerksamkeit erregen können. Fischer fuhr mit einem Taxi downtown, Americas Avenue, im riesigen Klotz der EBS identifizierte er sich mit seinem Fingerabdruck und tippte die Codenummer in einen Terminal ein.
    Dann wieder Taxi ins Astoria, das übliche »Oh, Mr Fischer, nice

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