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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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to have you with us again«, der Rezeptionist händigte ihm wie immer ein Couvert aus, kassierte wie immer fünf Dollar Trinkgeld, verzog wie immer leicht das Gesicht, nahm sie aber natürlich wie immer entgegen. Dann setzte sich Fischer an den Schreibtisch in seiner Suite, öffnete das Couvert und steckte den Memory Stick in seinen Computer. Anschließend verband er ihn mit dem Internet und ging duschen, während die 128 Bit verschlüsselte Sicherheitssoftware im Memory Stick alle Autorisierungshürden zum Server der EBS in Zürich übersprang und die nötigen Daten und Informationen auf die Harddisk seines Laptops gespült wurden.
    Als Fischer aus der Dusche kam, war alles erledigt, er zog den Stick aus dem USB-Stecker, wie immer war er etwas warm, chemische Selbstzerstörung ist das Beste, hatte ihm mal ein IT-Heini erklärt.
    Gelangweilt betrachtete Fischer die Kundendaten und seine Todo-Liste. Zwölf telefonische Kontakte, die er zwischen heute und morgen abarbeiten musste, davon zwei mit Sternchen hintendran: Bei einem war noch ein Blumenstrauß für die Gattin fällig, die hatte morgen Geburtstag, der andere wollte unbedingt auf Kosten der EBS an der Art Basel Miami Beach teilnehmen. Eigentlich hätte man ihn deswegen glatt ausgelacht, schlappe sieben Mio in seinem Schwarzgeldbunker bei der EBS, aber der Ami hatte angedeutet, dass Joe, sein Freund, ernsthaft darüber nachdachte, flotte 38 Mio in die Schweiz zu transferieren. Bei dem Scheiß-Nigger, den wir jetzt als Präsidenten haben, weiß man ja nie, hatte Joe sich beim telefonischen Erstkontakt auszudrücken beliebt. Fischer hatte wie immer keinen Kommentar abgegeben, schließlich sind Schweizer Banker ja neutral, und nur geantwortet, dass er die Idee von Joe, Kohle in die Schweiz zu schieben, für ausgezeichnet halte, stabil, solide, große Tradition. Joe hatte sich auf heute Nachmittag angekündigt, wollte face to face die Sache besprechen.
    Ach ja, dachte Fischer, hätte ich fast vergessen, natürlich. Er erledigte den Anruf wegen dem Blumenstrauß, dann rief er den kleinen Laden an der Second Avenue an, wo er immer ein paar Toblerone, Schweizer Taschenmesser und Schweizer Käse bestellte, die er dann seinen Kunden als persönliches Geschenk, directly from Switzerland, you know, überreichte. Eine Tonbandstimme teilte ihm mit, dass der Laden leider wegen inventory heute geschlossen bleibe, please call again.
    Verdammte Gagge, dachte Fischer, wieso muss man mir das Leben unnötig schwer machen? Er hatte klare Anweisungen, auf keinen Fall die EBS-Filiale in New York zu kontaktieren, dabei hatten die ganze Stapel von Toblerone, Taschenmesser und Käse eingelagert. Okay, dachte Fischer, dann rief er die Swiss Society of New York an. Erst die dritte Sekretärin, zu der er sich durch diverse Warteschlaufen und Dudelmusik ab Band durchgekämpft hatte, wusste nicht nur, was ein Swiss army knife und Swiss cheese waren, sondern kannte auch »Toeblironi« und wusste sogar, wo man das kriegen konnte. Fischer rief an, bestellte je fünf Stück, home delivery, won’t take more than 20 minutes. Eine halbe Stunde später rief Fischer wieder an, stellte fest, dass seine Bestellung verschüttgegangen war, niemand wusste von nichts, also orderte er nochmals und ließ sich den Namen des Amis buchstabieren, mit dem er telefoniert hatte. Und tatsächlich, eine weitere halbe Stunden später traf die Ware ein. Wurde auch höchste Zeit, denn bereits meldete die Rezeption, dass ein gewisser Joe Smith behauptete, er habe ein Meeting mit ihm. Send him up, sagte Fischer, räumte die überflüssigen Taschenmesser und den Rest des Zeugs weg, zog sich den Krawattenknopf fest und überprüfte noch mal schnell im Badezimmerspiegel, ob er auch genug Gel im Haar hatte.
    »Hi, Joe, nice to meet you. Max Fischer, you can call me Max.« Fischer komplimentierte seinen Besucher vor den Schreibtisch, überreichte seine Visitenkarte, die Spezialausgabe, nur Logo, Name und Funktion, keine Adresse, keine Telefonnummer, kein Mail.
    »Ich bin sehr erfreut, dass wir uns persönlich kennenlernen«, raspelte Fischer dann Süßholz, »gerne erläutere ich Ihnen, welche Dienstleistungen unseres Fine Swiss Banking ich Ihnen anbieten kann. Das wird sicherlich der Beginn einer großartigen und lukrativen Zusammenarbeit, Joe, my word on it.«
    So konnte man sich täuschen.

Acht
    Kuster saß an seinem Schreibtisch, USM-Haller, so wie seine übrige Büroeinrichtung, er lehnte sich in seinem Reflex-Chefsessel

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