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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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als die Untertanen im Ländle« Fürscht »sagen können.
    Aber nein, Herr Franzen, die Bahamas, die Kanalinseln, Singapur, Hongkong, Sie unterschätzen vielleicht den Finanzbedarf aller Staaten etwas. Die vielen Milliarden, die zur Rettung des internationalen Finanzsystems ausgegeben wurden, die müssen ja wieder reingeholt werden, und da gilt das Recht des Stärkeren, wie wir Schweizer leider auch am eigenen Leib erfahren müssen. Das ist eine gute Frage, Herr Franzen, das ist eine sehr gute Frage. Ich nehme an, die haben Sie schon Ihrem deutschen Steuerberater gestellt? Ach, der sagte, Sie sollen sich an mich wenden? Nun, das freut mich natürlich, dass er von meiner Fachkompetenz in deutschen Steuerfragen dermaßen überzeugt ist, aber … wie bitte?
    Also ich muss schon sehr bitten, Herr Franzen, ich habe Ihnen niemals gesagt, dass Ihr Geld bei der Kreditunion vor dem Zugriff der deutschen Steuervögte sicher sei. Das hätte man mir ja als Beihilfe zur Steuerhinterziehung auslegen können, also ich weiß doch, was ich meiner Reputation als seriöser Schweizer Bankier schuldig bin …
    Ich muss Sie da unterbrechen, Herr Franzen, in diesem Ton dann doch nicht, bei allem Verständnis. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es sich bei Ihren Einlagen um ordentlich versteuerte Gewinne handelt, die Sie einfach so sicher wie möglich …
    Herr Franzen, ich muss Ihnen ganz klar sagen, dass ich unter diesen Umständen nicht bereit bin, das Gespräch mit Ihnen fortzusetzen … Genau, Herr Franzen, da haben wir eine Basis für eine Fortsetzung, selbstverständlich müssen wir nach vorne schauen, Lösungsoptionen analysieren. Aber gerne, Herr Franzen, da kann ich Ihnen, so weit es mir möglich ist, gerne behilflich sein, aber solche Entscheidungen müssen dann schon Sie treffen, nicht wahr, ich bin ja als Ihr Vermögensverwalter nur für die umsichtige und möglichst ertragreiche Anlage Ihres Portefeuilles zuständig, und da ist uns ja in den letzten zehn Jahren einiges gelungen. Nein, Herr Franzen, eine Diskussion der momentanen Underperformance würde wohl in diesem Zusammenhang nicht wirklich helfen, finden Sie nicht auch?
    Also, wenn ich mal die Optionen durchspielen darf: Der deutsche Raubritterstaat zwingt uns, die Kundendaten seiner Untertanen bekanntzugeben. Das würde in Ihrem Fall, so weit ich mich da auskenne, leider dazu führen, dass Nach- und Strafsteuern Ihr bei uns verwaltetes Vermögen doch übersteigen würden. Ja, sehr bedauerlich, oh, ja, natürlich, das wäre noch bedauerlicher, wenn Sie da tatsächlich nicht nur Ihres Geldes, sondern auch Ihrer Freiheit beraubt würden, das wünsche ich ja niemandem. Aber schauen wir uns doch mal die Alternativen an. Sie könnten eine Selbstanzeige machen, dann wäre das Geld wahrscheinlich auch weg, aber Sie blieben immerhin auf freiem Fuß, und die persönliche Freiheit ist doch eigentlich das höchste Gut, das …
    Sicherlich, die deutschen Sozialleistungen lassen nun doch zu wünschen übrig, da bin ich ganz einig mit Ihnen. Also, die dritte Option, aber wie gesagt, die Entscheidung liegt bei Ihnen, besteht darin, dass Sie die Nerven behalten und überhaupt nichts tun. Ja, dass das mit einer gewissen nervlichen Belastung verbunden ist, kann ich mir lebhaft vorstellen. Oh, Ihre Gattin benötigt bereits medikamentöse Unterstützung, das ist bedauerlich zu hören, vielleicht könnte Sie beide ein kleiner Ausflug in die Schweizer Berge aufmuntern? Ich könnte Ihnen da gerne, oh, verstehe, Sie sind nicht in Stimmung, vielleicht später im Jahr, im Herbst ist die Schweiz ja auch ganz wunderbar, diese Farbenpracht des Laubes, das klare Licht. Natürlich, Herr Franzen, natürlich, ich schweife ab. Nein, Herr Franzen, ich bedauere diese Entwicklungen genauso wie Sie, aber was sich hier abspielt, entzieht sich natürlich meinem Einfluss, ich habe ja keine Regierungsgewalt, und meine persönliche Meinung zu diesem wirklich abstoßenden Verhalten des deutschen Staates interessiert ja auch nicht sonderlich. Nein, Herr Franzen, eine weitere Option sehe ich im Moment nicht, tut mir aufrichtig leid. Aber Herr Franzen, den Strick zu nehmen, kann ja nun nicht Ihr Ernst sein. Aber gut, wenn Sie noch einen weiteren Ratschlag hören möchten, aber das ist nun meine private Meinung, ganz unter uns: Wieso gönnen Sie sich nicht eine Weltreise mit allen Schikanen, Privatjet, alles vom Feinsten, und dort, wo es Ihnen am besten gefällt und wo es weder ein Steuer- noch ein

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