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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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aber ich zahle Ihnen aus meinem Sonderfonds einen täglichen Zuschlag von, nun, sagen wir 500 Franken. Dazu übergebe ich Ihnen einige Klienten aus dem Portefeuille von Kuster und stelle Ihnen Frau Muggli ab, die weiß ja, wie der Laden läuft und war lange genug meine zweite Sekretärin, äh, Assistentin. Und wer weiß, wenn Sie ein Dream-Team werden, dann sprechen wir von einer möglichen definitiven Umwandlung Ihrer Position. Ihre neuen Visitenkarten mit dem Titel eines Vize Executive Junior Director Private Banking sind bereits im Druck. Bilden Sie sich auf den Titel aber nicht zu viel ein, der soll ja vor allem Ihre Kunden beeindrucken.«
    Benz hatte begeistert genickt, Pflichterfüllung, Dankbarkeit und unbedingten Leistungswillen versprochen und war auf Shopping-Tour gegangen. Inzwischen bedauerte er, dass er nach längerem Schwanken vom Ankauf einer Breguet auf Kredit Abstand genommen hatte.
    Aber hallo, dachte Benz, als Frau Muggli sein neues Büro betrat. Für die Bluse braucht die ja einen Waffenschein, fantasierte er drauflos, so eine scharfe Braut, die habe ich in spätestens einer Woche flachgelegt. Genauso habe ich mir den vorgestellt, dachte Sandra Muggli, saugt sich mit seinen Augen an meinen Brüsten fest, den habe ich in drei Tagen um den Finger gewickelt.
    Nach dem Austausch der üblichen Begrüßungsfloskeln komplimentierte Benz seine neue Assistentin zur Besprechungsecke, zwei schwarze Sessel, schwarze Couch, Glastisch. Was für ein Hintern, dachte er dabei, sagenhaft, den müsste die eigentlich wie Jennifer Lopez versichern lassen. Nun starrt er mir sicher auf meinen Po, dachte Sandra Muggli und achtete darauf, beim Hinsetzen einen leichten Extraschwung hinzulegen, bevor sie ihre Beine übereinanderschlug.
    Wenn die nicht diesen dämlichen Business-Anzug anhätte, sondern Seidenstrümpfe unter einem kurzen Lederrock, dann würde ich sie gleich jetzt rannehmen, dachte Benz. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Der denkt im Moment sicherlich nicht an Ertragswinkel, sondern an Erektionswinkel, war sich Muggli sicher.
    »Ignaz«, eröffnete Benz das Gespräch, so siehst du auch aus in deinem mittelmäßigen Boss-Anzug, der unpassenden D&G-Krawatte mit viel zu dickem Knopf und Moment, rieche ich da etwa »Cool Water« -Aftershave? Aber wirklich erschüttert war Muggli, als sich Ignaz mit den Händen durch seinen Bürstenhaarschnitt fuhr, igitt, der knabbert ja an den Fingernägeln seiner Wurstfinger.
    Ignaz unterdrückte tatsächlich einen entsprechenden Impuls erst im letzten Moment und fuhr fort: »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn wir auf Vornamen umstellen, gibt doch gleich eine bessere Arbeitsatmosphäre.«
    »Aber gerne, Sandra«, erwiderte Sandra und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das sie in jeder Lebenslage an- und ausknipsen konnte. Ignaz kämpfte immer noch mit seinem Bedürfnis, die Stümpfe seiner Fingernägel zu seinen Zähnen zu führen. Stattdessen nahm er das Ende seiner Krawatte in die Hand und klappte es hoch und runter. »Ich habe im Auftrag von Herrn Bürgisser die prioritären Dossiers in Ihre In-Box gelegt«, eröffnete Sandra die Kampfhandlungen, »drei HNWI sollten heute Morgen noch telefonisch kontaktiert werden. Ist das ein Problem für Sie, Ignaz? Vielleicht brauchen Sie da etwas mehr Zeit, sich einzuarbeiten.« Ignaz ließ die Krawatte hochgeklappt und hoffte, dass Sandra das übergroß eingestickte Logo von D&G sehen würde. Er könnte sich in den Hintern beißen, dass er die Breguet doch nicht genommen hatte, die hätte er jetzt gut ins Spiel bringen können.
    »Aber nein, piece of cake«, sagte er, »bring them on, ist meine Devise.« Na, wenn du Würstchen wüsstest, dass Bürgisser natürlich nur die selbst nach den Maßstäben der Kreditunion ekelhaftesten Kunden bei Ignaz abgeladen hatte, dachte Sandra, du bist hier auf mission impossible, mein Lieber, aber das wirst du schon noch merken. Das hat sie beeindruckt, dachte Ignaz, das sehe ich genau, die mag Machos wie mich.
    Gleich legte er noch nach: »Mein Hobby ist ja Extremklettern, ungesichert natürlich, das gibt die mentale Stärke, die man im modernen Banking braucht.«
    Sandra verstärkte die Strahlkraft ihres Lächelns und mischte noch ein Spur Bewunderung hinein: »Das ist aber ganz schön gefährlich«, drückte sie auf den nächsten Knopf.
    »Ach«, sagte Ignaz und machte eine wegwerfende Bewegung mit seinen Wurstfingern, »nur wenn man an seine Grenzen kommt, kann man sie erweitern,

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