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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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das ist meine Devise.«
    Na, dachte Sandra, da wirst du heute Morgen aber ganz schnell an deine Grenzen kommen. »Nun, dann lasse ich Sie in Ruhe arbeiten, wenn Sie mich brauchen, Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
    Aber sicher brauche ich dich, du geile Fickmaus, dachte Ignaz und starrte gedankenverloren ihrem Hintern hinterher, während sie den Raum verließ. Dann unterdrückte er den Wunsch, den Armani-Gürtel zu lösen und sich seine neuen Boss-Anzugshosen aufzuknöpfen und setzte sich stattdessen seufzend vor seinen Bildschirm. Durch einen Nebel von Sexfantasien hindurch versuchte er, ein paar Informationen als Vorbereitung auf die drei Gespräche aufzunehmen, Anlageprofil, Zusammensetzung des Portefeuilles, persönliche Daten, Kuhat-Liste. Was für eine idiotische Abkürzung, dachte er dabei, Kuhat für »Kunde hat«, also alles Kleingedruckte, das man dem Kunden gegenüber als Waffe verwenden konnte, wenn er sich über Massaker an seinen Anlagen beschwerte, haben Sie alles gekriegt, gelesen, abgezeichnet, hehe. Sehnsüchtig starrte er immer wieder zur Couch hinüber und stellte sich vor, wie sich dort Sandra in Seidenstrümpfen und High Heels unter seinen Stößen wand, »ja, mehr, mach mir den Hengst« stöhnte, während er …
    »Wären Sie dann so weit«, unterbrach ihn Sandras Stimme aus seiner Intercom-Anlage gerade noch rechtzeitig, »oh ja, ich bin soweit«, murmelte Ignaz, dann fummelte er etwas mit seinen Wurstfingern an der Anlage herum, fand den richtigen Knopf und sagte: »Aber sicher, greife gerade zum Telefonhörer.« Na, ich möchte nicht wissen, wo du vorher hingegriffen hast, dachte Sandra und drückte auf einen Knopf ihrer Anlage, damit das Gespräch von Ignaz aufgezeichnet wurde.
    »Herr Bachtobel«, trötete Ignaz in die Sprechmuschel, »hier ist Vize Executive Junior Director Benz von der Kreditunion. Wie geht es Ihnen denn heute?«
    »Mein Name ist Bachentobler«, quoll es grantig zurück, »wer sind Sie und was geht es Sie an, wie mein Befinden ist?«
    Ups, dachte Ignaz, kleine Fehlzündung, da hauen wir doch einfach den Turbo rein: »Benz von der Kreditunion. Ich habe die Ehre, Ihr neuer persönlicher Berater zu sein, Herr Bachentobel. Vielleicht darf ich Ihnen vorschlagen, dass wir uns bei einem Lunch persönlich kennenlernen, Sie wissen ja, es geht nichts über einen Handshake und ein face zu face.«
    »Mein Name ist Bachentobler, das kann ja wohl nicht zu schwierig sein. Und ich wurde dahingehend orientiert, dass Herr Bürgisser persönlich die Betreuung meines Portefeuilles übernimmt. Wieso sollte ich mich da mit Ihnen zum Lunch treffen? Ganz abgesehen davon, dass Herr Kuster und wohl auch die Kreditunion wissen, dass ich niemals zu Mittag esse.«
    Ups, dachte Ignaz wieder, steht das etwa in seinem Dossier? Na, das kann einen Extremkletterer doch nicht erschüttern, dann halt die Charmeoffensive: »Lieber Herr Bachentobler, verzeihen Sie meine Unachtsamkeit, da reserviere ich doch gerne bei Petermann einen Tisch zum Dinner, wenn’s recht ist. Herr Bürgisser hat angesichts seiner umfangreichen Verpflichtungen, die finanziellen Verwerfungen gehen ja auch an der Kreditunion nicht spurlos vorüber, ausgewählte Kunden an mich …«
    »Dass die Finanzkrise nicht spurlos an Ihrer Bank vorübergeht, merke ich«, unterbrach ihn Bachentobler, »muss ja Feuer im Dach sein, wenn die dritte Garnitur in die Schlacht geworfen wird. Richten Sie Herrn Bürgisser aus, dass ich noch heute Vormittag seinen Anruf erwarte, sonst räume ich meine 27 Millionen bei Ihnen ab.«
    »Herr Bachentobler, vielleicht sollten wir unser Gespräch, Herr Bachentobler?« Vorsichtig legte Ignaz den Hörer auch auf. Ist ja etwas suboptimal gelaufen, dachte er, aber ich bin ja doch gespannt, wie Bürgisser dem erklärt, dass er bestenfalls noch 19 Millionen bei uns abziehen kann.

Dreiundzwanzig
    Kuster saß fröhlich in den Headquartes von PK Financial Consulting. Braungebrannt und ausgeruht, denn die sechs Monate Lohnfortzahlung hatte er sinnvoll ausgefüllt. Zunächst eine Partysause quer durch Europa, Rom, London, Paris, Madrid, dann ein Abstecher nach Hongkong und von dort aus weiter nach Mikronesien. Einfach so, wollte er schon immer mal hin. Das Palau Pacific Resort hatte zwar nicht alle Annehmlichkeiten geboten, die sich Kuster gewohnt war, aber zum Tauchen war es großartig, und mit der Frage »waren Sie schon mal auf Mikronesien?« konnte er sicherlich punkten. Luxus ist im Moment sowieso etwas vorbei,

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