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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Herausforderungen wie die Herstellung eines Kugelschreibers als Kundengeschenk oder die dann doch nicht umgesetzte Übersetzung eines neuen Slogans auf Deutsch mehr oder weniger bravourös gemeistert. »Also«, sagte er daher mit gespielter Munterkeit, »piece of cake, Problem erkennen, Problem benennen, Problem lösen, so machen wir das. Zwei Schritte haben wir ja schon hinter uns, wir haben das Problem erkannt und benannt, auch Firmen wie ELW haben ein Imageproblem, das muss gelöst werden. Ich würde vorschlagen, wir machen ein erstes Brainstorming, dann werten wir aus, dann setzen wir um. Gegenvorschläge, Inputs so weit?«
    Einer der beiden Communication Assistants hob die Hand: »Im Sinne einer sauberen Definition scheint es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass unser CCO nicht gesagt hat, wir hätten ein Imageproblem, sondern dass anderswo entstandene Imageprobleme auf uns abfärben. Das hat meiner Meinung nach wichtige Implikationen auf unsere Strategie.«
    Der zweite Communication Assistant hatte währenddessen verzweifelt nach dem Begriff Imageproblem gegoogelt, aber auf die Schnelle nichts Brauchbares gefunden. Also musste er improvisieren, denn er konnte ja das Feld nicht dem anderen überlassen: »Viel wichtiger als solche Begriffsklaubereien scheint mir doch zu sein, dass wir im ersten Schritt definieren, worin das Imageproblem besteht, das ist ja doch zielführend.«
    Der erste Communication-Assistant biss sich auf die Unterlippe, aber er hielt sich zurück, denn nun war ja der Vize-CCO dran. »You have a good point there«, sagte der wohlwollend, denn er musste ja mal wieder durchblitzen lassen, dass er gerade von einem weiteren Fortbildungskurs »new communication strategies fit for the future« in Boston zurück nach Zürich gekommen war.
    Der erste Communication Assistant wollte aber zumindest ein Unentschieden halten: »Mit einer solchen Begriffsdefinition kommen wir sicherlich einen Schritt weiter, auch wenn der Unterschied zwischen einem Imageschaden und einem abfärbenden Imageschaden dabei berücksichtigt werden sollte.«
    Der Vize-CCO sagte: »Da sind wir doch schon einen wesentlichen Step weitergekommen, sehr gut, das ist work in progress, meine Herren. Folgendes weiteres Vorgehen: Es ist jetzt 10.30 Uhr, bis um 12.00 Uhr erstellen wir individuell ein Profil des Imageschadens, bitte hierarchisch geordnet, dann bestellen wir einen Power Lunch, ich schlage Pizzacatering vor, tauschen währenddessen die Ergebnisse aus, und ab 13.00 Uhr entwerfen wir dann die Lösungsstrategien. 15.00 Uhr beginnt die Umsetzung, Fein-Tuning ab 17.00 Uhr, dann sind wir im Schedule und ready, um 18.00 Uhr die Resultate zu präsentieren.«
    Alle Anwesenden nickten zustimmend, besonders die Idee mit dem Pizzacatering stieß auf Wohlwollen, mit Sushi und dem dadurch entstehenden fischeligen Geruch hatte man schon unangenehme Erfahrungen gemacht. »Kann jemand Fräulein Wichtig so ab 15.00 Uhr aufbieten, damit die das dann gleich in eine knackige ppp umsetzen kann, wir wollen uns ja nicht mit technischen Peanuts rumschlagen«, fügte der Vize-CCO noch hinzu, und kurz darauf bimmelten vier gleichlautende E-Mails in Fräulein Wichtigs Briefkasten.
    Dann wurde es ruhig im Raum, alle Anwesenden starrten wichtig in ihre Computerbildschirme, leises Klacken der Tastatur, die ersten Krawattenknöpfe wurden gelockert, ein großes Werk war am Entstehen. Oder auch nicht, denn der Vize-CCO schaute sich zunächst einmal in aller Ruhe die neusten Scherzknallervideos auf youtube an, worauf er, im Gegensatz zu seinen Untergebenen, Zugriff hatte. Die beiden Assistants teilten per twitter ihrem umfangreichen Freundeskreis mit, dass sie in einem weiteren lähmenden Meeting den ganzen Tag gefangen seien, und die beiden Pfeifen suchten im Internet nach den Begriffen Image, leichte Verwerfungen, Finanzmärkte, Problem und Lösung.

Zweiundzwanzig
    Ignaz Benz überprüfte im Taschenspiegel den Sitz seiner Krawatte. D&G, die hatte sich zu seinem neuen Boss-Anzug einfach aufgedrängt. Und der war mitsamt den rahmengenähten Navyboot-Schuhen, den leicht glänzenden Seidensocken und dem Gürtel von Armani fällig gewesen.
    »Eine Chance once in a lifetime«, hatte ihm Bürgisser gestern gesagt, denn der CEO Private Banking der Kreditunion liebte englische Wendungen, »Kuster hat uns recht forsch verlassen, und ich habe Sie ausgewählt, diese Vakanz zu füllen. Vorläufig auf einer day-by-day-Basis, Ihr aktueller Arbeitsvertrag bleibt in Kraft,

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