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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Kreditkartenabrechnung, steuerliche und anwaltliche Beratung bei der Gründung der PK Financial Consulting AG und den Verwaltungsverträgen mit der Kreditunion, Briefschaft, Website, Blumenbouquets, Truffe du Jour und andere Stützli-Spezialitäten, die Rechnung der Brioni-Boutique ist fällig, Auto-Leasing, und die Payroll nicht zu vergessen, Masseur, Personal Trainer, Haushälterin und nun ja, mein Gehalt, da ist einiges aufgelaufen.«
    »Sie wollen mich ja wirklich in die richtige Stimmung bringen, um einen wichtigen Anruf zu machen«, protestierte Kuster, »also, okay, machen wir es kurz: Wie viel?«
    »Genau 187 563.20«, sagte Müller trocken.
    »Aber ich habe doch gerade über 100000 abgedrückt«, sagte Kuster fassungslos, »das haben Sie noch nicht abgezogen, oder?«
    »Das war für letzten Monat, das hier sind die Rechnungen, die Ende dieses Monats, also in fünf Tagen, fällig sind«, erwiderte Müller ungerührt.
    »Okay«, sagte Kuster, »machen Sie mir da eine Aufstellung, einfaches Excel-Sheet genügt, dann schaue ich mir das später in Ruhe an.«
    »Bitte sehr«, sagte Müller und legte ihm einen kleinen Papierstapel auf den geleasten Glastisch von USM, »bei Fragen: Ich bin im Vorzimmer.« Und habe eigentlich auch heute weiter nichts zu tun, dachte Müller. Außer ebenfalls einem wichtigen Anruf.
    Und während sich Kuster wieder die Krawatte zurechtruckelte und ein Siegerlächeln ins Gesicht drückte, rief Müller seinen alten Kollegen bei HR der Kreditunion an: »Hallo, Max, hast du mal vorgefühlt? Ja, Bürgisser ist interessiert? Hat seine Assistentin dem Nachfolger von Kuster zur Verfügung gestellt? Sehr schön. Kannst ihm sagen, ich würde als Einstandsgeschenk auch ein paar Interna von Kuster Consulting mitbringen, wenn er auf meinen letzten Lohn noch was drauflegt. Siehst ihn heute Nachmittag? Sehr gut, ja, ich könnte problemlos am nächsten Ersten anfangen. Klar, eine Hand wäscht die andere, logo.« Müller sah das rote Lämpchen an seinem Telefon aufblinken. Das lasse ich mir nicht entgehen, dachte er, schließlich hatte er die Telefonanlage organisiert und beherrschte sie im Gegensatz zu Kuster auch. Also nahm er vorsichtig den Hörer ab und klinkte sich in die Leitung ein.
    »Wladimir, alter Freund«, dröhnte Kuster in den Hörer, »hier ist dein Lieblingsbanker aus Zürich, der Putin der Finanzwelt, dein alter Freund Kuster.«
    »Da«, sagte Wladimir, »was steht an?«
    Überschlägt sich nicht gerade vor Freude, dachte Kuster, aber das werde ich gleich ändern: »Ich habe eine wunderbare Idee, Wladimir, bevor der russische Winter kommt, wie wäre es mit einer Woche Karibik, Privatinsel, alles vom Feinsten, 50 Angestellte nur für uns, Sonne, Strand und jede Menge Meerjungfrauen, wir machen uns ein paar flotte Tage und besprechen in aller Ruhe, wie wir dein Vermögen …«
    »Sprichst du von Näcker Island?«, unterbrach ihn Wladimir, »käine Lust, war ich vor einem Monat mit Bränson, haben in allär Ruhe übär mein Vermögen gerädet.«
    Kuster schluckte leer und schaltete blitzschnell um: »Du weißt das Leben zu genießen, Wladimir, muss man dir lassen. Dann komme ich schnell nach Moskau, ist im Herbst auch schön, wir gehen ins Café Puschkin, und danach lassen wir die Puppen tanzen.«
    »Ich bin in Anadyr, mein Fräund, bin gerade zum Gouverneur ernannt wordän. Viel Öl, viel Gas, viel zu tun. Gäld ist hier im Schoß von Müttärchen Russland viel bessär investiert als bei Schweizär Bankän, kriegä 20 Prozänt.«
    »Nun, da hätte ich aber ein paar Vorschläge, die durchaus darüber liegen, mein lieber Wladimir«, behauptete Kuster kühn, »das könnten wir problemlos auch in Anadyr besprechen, könnte morgen früh da sein.«
    »Müttärchen Russland ist groß, towarisch, Anadyr liegt gegenüber von Alaska. Weit vom Schuss, gut fürs Geschäft. Und du willst wirklich machen Angebot übär 20 Prozent?«
    »Für gute Kunden und Freunde, aber sicher«, sagte Kuster todesmutig.
    »Im Monat, mein Fräund? Im Monat?«
    Kuster schnappte nach Luft und zog sein letzte Karte: »Aber man sollte nicht alle Eier in den gleichen Korb legen, gerade in Alaska gibt es ja auch fantastische Anlagemöglichkeiten, da hätte ich ein paar Vorschläge«, fantasierte Kuster drauflos, »die ich dir gerne persönlich …«
    »Machä ich doch schon längst mit Bränson, mein Fräund, ist gar nicht so schwär, Bänker zu sein, da verdient man sähr gutt. Tut mir läid, abär der Helikopter wartät,

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