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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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ich in einem Parkhaus, damit man mich nicht mit meinem Porsche aus der Banktiefgarage rausfahren sieht, im Wochentakt soll ich neue Optimierungsvorschläge machen, weniger Work force, mehr Output, Kostenoptimierung, Ertragsoptimierung, täglicher Perfomancecheck. Jeder gegen jeden, wir müssen in Fünferteams gegeneinander antreten, wer am Monatsende die schlechteste Leistung gebracht hat, fliegt. Dann gibt’s ein neues Fünferteam, und ich habe schon den Spitznamen ›Veteran‹, weil ich das sechsmal überlebt habe. Jeden Donnerstag ist Zwischenstopp bei Controller Sulzer, der gibt die aktuelle Rangliste bekannt, und letzte Woche war ich auf Platz fünf. Und heute ist wieder Donnerstag, der letzte im Monat, und ich habe die ganze Nacht an einer Power Point gearbeitet, die es für mich rausreißen sollte. Und weißt du, was mir eingefallen ist? Nichts, einfach nichts, überhaupt nichts. Nichts, nichts, nichts«, murmelte Künzli langsam undeutlicher werdend vor sich hin und zerrte seinen Krawattenknopf nach unten, als ob er keine Luft mehr bekäme.
    Seine Gattin war alarmiert: »Reiß dich doch ein bisschen zusammen, du stehst doch gut mit Sulzer, da laden wir halt heute Abend die Rinderknechts aus und machen wieder einen kleinen Empfang für Sulzer und seine Frau, diese Langweiler sind doch immer so dankbar, wenn sie etwas unterhalten werden. Ich lasse Catering kommen, du holst eine schöne Flasche aus dem Keller, und dann …«
    Künzli unterbrach sein gemurmeltes »Nichts, nichts, nichts«, mit dem er die Ausführungen seiner Gattin begleitet hatte, für einen Moment und nuschelte: »Neue House policy, kein Socializing mehr, könnte der objektiven Leistungsmessung schaden«, dann verstummte er und zerrte sich die Krawatte unter dem Hemdkragen hervor.
    »Also gut«, suchte seine Gattin nach anderen Auswegen, »dann rufst du halt Heims an, der hat dir doch beim letzten Treffen in der Zunft in den Ohren gelegen, endlich den Schritt zu wagen und in seiner Privatbank anzuheuern, ist doch alles nicht das Ende der Welt.«
    Künzli schaute seine Gattin mit vernebeltem Blick an: »Heims schmeißt gerade die Hälfte seiner Mannschaft raus, hat sich ein paar Fonds von Madoff aufs Auge drücken lassen, weiß nicht, ob er seine Bank nicht zusperren muss. Und alle anderen angeblich guten Freunde und Kollegen, die ich in den letzten Wochen angerufen habe, suchen entweder selber einen neuen Job oder sind froh, dass sie ihren eigenen noch haben. Jedenfalls die, die ich erreicht habe. Denn sechs sind in Behandlung, auf Kur oder in Selbstfindungsgruppen. Du hast ja keine Ahnung.«
    »Jetzt reiß dich doch etwas zusammen«, wiederholte seine Frau nicht ohne Schärfe, denn das hatte sie auch immer zu hören gekriegt, wenn sie auf derselben Terrasse einen hysterischen Anfall hingelegt hatte, »wozu bist du denn im Rotary, in der Zunft, im Club zum Rennweg, am Entrepreneurs Roundtable, im Golfclub, im Yachtclub, im Offiziersverein und was weiß ich, Connection ist alles, hast du immer gesagt, da sollte doch …«
    Künzli hatte die Aufzählung mit einem anschwellenden »Nichts, nichts, nichts« begleitet, und nun brüllte er: »Nichts, verstehst du, wir stehen vor dem Nichts. Hab ich doch alles probiert, nichts. Heute ist der letzte Donnerstag im Monat, und in vier Tagen schmeißt mich Sulzer raus, selbst wenn ich ihm so hinten reinkrieche, dass ich sein Halszäpfchen lecken kann. Der Bonus für dieses Jahr ist sowieso futsch, und dann kriege ich noch für sechs Monate mein Gehalt. Und du weißt, dass wir mit den 50000 nur knapp über die Runden kommen. Und dann?« Künzli fing wieder an zu nuscheln: »Und dann stehen wir vor dem Nichts. Oder glaubst du, wir würden dann von deiner Scheiß-Boutique leben, die jeden Monat 12000 Miete kostet und nichts abwirft?«
    Seine Frau zuckte zusammen, aber da sie auch diesen Morgen ihre Ration Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Hormone und sogar die schweineteure Pille, die angeblich gegen Cellulite wirken soll, geschluckt hatte, wurde sie nicht hysterisch, sondern praktisch: »Also gehst du heute nicht ins Büro?« Künzli starrte auf seine Krawatte, die er sich wie einen Verband um die Hand gewickelt hatte. Dann stand er wortlos auf, und schon bald hörte sie seine schweren Tritte auf der Treppe, die ins Untergeschoss führte. Gebürsteter Stahl, freischwebend, hatte ein Vermögen gekostet. Oh Gott, dachte sie, der wird sich doch nicht schon am frühen Morgen besaufen?
    Sie nahm noch einen

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