Zauber der Begierde
sich
aufzurichten. Es ist schwer, in einem Gespräch seine Stellung zu behaupten,
wenn man flach auf dem Rücken liegt, sich lächerlich schwach fühlt und zu
diesem Goliath von Mann aufblicken muß. »Und was das Besteigen angeht...«
Zu
ihrem Verdruß und zu Hawks beträchtlichem Amüsement fiel sie zurück in ihren
heilsamen Schlummer, ohne den Gedanken zu Ende bringen zu können.
Ohne
daß er es ahnte, vervollständigte sie die Vorstellung nur zu sehr in ihren
Träumen. Niemals! träumte sie kochend vor Wut im Traum, als es sie zu dem großen, schwarzen
Schlachtroß mit den feurigen Augen hinzog.
Kapitel
11
»Nicht ich bin es, den jemand versucht zu
töten«, wiederholte Adrienne.
Begraben
unter Plüschkissen und Wolldecken, fühlte sie sich wie aufgesogen in einen Berg
von Federn. Immer, wenn sie sich bewegte, bewegte sich das verfluchte Bett mit
ihr. Es brachte sie um den Verstand, sie kam sich vor wie gefangen in einer
daunenbestückten Zwangsjacke. »Ich möchte aufstehen, Hawk, sofort .« Zu dumm, daß ihre Stimme
nicht so entschlossen klang, wie sie es vorgehabt hatte. Sie hätte entschlossen
geklungen - klingen sollen -, würde sie nicht im Bett liegen und versuchen,
sich mit ebendiesem Mann auseinanderzusetzen, der ihre Gedanken wie Laub im
Sturmwind zu leidenschaftlichen Phantasien durcheinanderwirbelte, bronzene
Haut auf heller Haut, ebenholzfarbene Augen und heiße Küsse.
Der
Hawk lächelte, und sie mußte gegen den schier überwältigenden Drang ankämpfen,
einfach zurückzulächeln wie eine schwachsinnige Idiotin. Er war schön, wenn er
schwermütig war, doch wenn er lächelte, war sie in größter Gefahr zu vergessen,
daß er der Feind war. Und das durfte sie niemals vergessen. Also machte sie das
Beste aus ihrem großen Frust und schleuderte ihm einen eindrucksvoll finsteren
Blick entgegen.
Sein
Lächeln erstarb. »Mädel, man hatte es beide Male auf dich abgesehen. Wann wirst
du endlich den Tatsachen ins Auge sehen? Du brauchst Schutz. Du wirst dich
daran gewöhnen. Nach ein paar Tagen wirst du sie kaum bemerken.« Er zeigte auf
ein Dutzend muskulöser Männer, die vor dem Grünen Gemach standen.
Sie
warf einen vernichtenden Blick auf ihre »Elite-Garde«, wie er sie nannte. Sie
standen breitbeinig da, die Arme vor den ausladenden Brustkörben verschränkt.
Unerbittliche, steinharte Gesichter, und jeder von ihnen mit einem Körperbau,
der Atlas dazu veranlassen könnte, die Hälfte seiner Last abzutreten. Wo züchten sie nur diese Art
von Männern? Im Bodybuilding-Studio? Sie kaschierte keineswegs ihre Abneigung. »Du
begreifst nicht, daß, während du so sehr damit beschäftigt bist, mich zu schützen, der Attentäter
denjenigen treffen wird, hinter dem er in Wirklichkeit her ist. Denn das bin
nicht ich\«
»Nennt
man dich >verrückte Janet<, weil du die Tatsachen nicht akzeptierst?«
wunderte er sich. » Tatsache ist, daß dir jemand den Tod wünscht. Tatsache ist, daß ich nur versuche,
dich zu beschützen. Tatsache ist, daß du meine Frau bist und daß ich dich immer
vor allem Übel bewahren werde.« Er rückte näher, während er sprach, und betonte
seine Worte so eindringlich unmittelbar vor ihr, daß sie von dem Luftzug
berührt wurde. Adrienne glich es dadurch aus, daß sie sich immer tiefer in den
rettenden Hafen ihrer Federn flüchtete, je mehr er sie bedrängte.
»Es
ist meine Pflicht, meine Ehre, und es ist mir ein Vergnügen«, fuhr er fort.
Seine Augen wanderten über ihr aufgewühltes Gesicht und verdunkelten sich vor
Verlangen. »Tatsächlich ... aah ... Tatsache ist, daß du außergewöhnlich schön bist, mein Herz«, sagte
er mit einer Stimme, die plötzlich rauher klang.
Seine
Stimme beschwor die Vorstellung von süßer Sahne, die, gemischt mit edlem
Scotch, über schmelzende Eiswürfel gekippt wird. Sanft und hart zugleich. Sie
machte sie schwach und erschütterte die letzten Reste ihres Widerstands, mit
dem sie sich gewappnet hatte. Als er seine volle Unterlippe mit seiner Zunge
benetzte, trocknete ihr Mund aus wie eine Wüste. Und seine dunklen,
goldbesprenkelten Augen waren ein glühendes Versprechen endloser Leidenschaft.
Diese Augen, die auf ihren Lippen hafteten und, oh, aber er war im Begriff, sie
zu küssen, und sie würde alles tun, um das zu verhindern!
»Es
ist an der Zeit, daß du die Wahrheit erfährst. Ich bin nicht die verrückte Janet«, warf sie
ihm entgegen, nur um etwas zu sagen, egal was, was auch immer ihr in den
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