Zauber der Begierde
hatten,
barfüßig durch den Saum der Flut planschend.
Und
dann die seltsameren Eindrücke. Der Duft von Jasmin und Sandelholz.
Schneeflockensand gesprenkelt mit Fuchsienblüten und Schmetterlinge auf jedem
Ast und jedem Zweig von jeder Eberesche. Ein unglaubwürdiger Fleck. Und sie lag
in dem kühlen Sand und wurde geheilt von tropisch-blauen Wellen.
»Schönheit,
meine Schönheit. Begehre mich. Fühle mich, lechze nach mir, und ich werde dein
Verlangen stillen.«
»Hawk?«
Adams
Wut lag greifbar in der Luft.
Adrienne
zwang ihre Augen, sich ein wenig zu öffnen, und keuchte. Hätte ihr Körper ihr
gehorcht, wäre sie im Bett hochgefahren. Doch er gehorchte nicht. Er lag
schlaff und schwach auf dem Bett, während statt dessen ihr Temperament
hochschoß. »Raus hier!« schrie sie. Zumindest ihre Stimme hatte nicht an Kraft
verloren.
»Ich
habe mich nur vergewissert, ob sich deine Stirn wirklich abgekühlt hat.« Adam
grinste hinterlistig.
»Du
begriffsstutziger Tölpel! Es ist mir egal, warum du hier bist, nur mach, daß du
wegkommst!«
Endlich
gehorchte ihr Körper, und sie schaffte es, ihre Fin- • ger um ein Wasserglas zu
legen, das neben dem Bett stand. Zu schwach, um es zu werfen, war sie zumindest
in der Lage, es vom Tisch zu stoßen. Das Glas fiel zu Boden und zersprang. Das
Geräusch beruhigte sie sichtlich.
»Du
lagst im Sterben. Ich habe dich geheilt«, mahnte Adam.
»Danke.
Jetzt geh.«
Adam
blinzelte. »Das ist alles? >Danke, jetzt geh«
»Glaube
nicht, daß ich so dumm bin und nicht mitbekommen habe, daß du meine Brüste
berührt hast!« flüsterte sie wütend. Als sie die Verlegenheit in seinem Gesicht
sah, erkannte sie, daß er tatsächlich geglaubt hatte, sie sei bewußtlos.
»Also das und mein Dank ist alles, was du bekommen wirst, Schmied!« knurrte
sie. »Ich hasse schöne Männer. Ich hasse sie!«
»Ich
weiß.« Adam lächelte mit echter Freude und fügte sich ihrem Befehl.
Adrienne preßte ihre Augen fest
zu, doch in den rosa-grau- en Innenseiten ihrer Lider entstanden Schatten.
Eindrücke, zwischen Hawks steinharten Schenkeln gehalten zu werden, umfaßt von
Armen, die wie stählerne Bänder waren. Seine Stimme, die immer und immer wieder
ihren Namen brum- melte, sie zurückrief, sie zurückbefahl. Verlangend, daß sie
leben möge. Worte, flüsternd von... was? Was hatte er gesagt?
»Sie lebt, Lord Bussard -«
»Hawk,
der Habicht.«
»Beides
Raubvögel. Wo ist der Unterschied?«
»Ein
Bussard gibt sich mit Mäusen zufrieden. Ein Habicht nicht. Er wählt sein Opfer
so bedachtsam wie ein Falke. Nähert sich der Beute mit demselben unfehlbaren
Urteil, und verfehlt sie so oft wie - nie.«
»Nie«,
grübelte Adam. »Es gibt nichts Absolutes, Lord Hawk.«
»Da
liegst du falsch. Ich wähle, ich verfolge, ich schlage zu, ich gewinne. Das -
das, mein abenteuerlicher Freund - ist etwas Absolutes.«
Adam schüttelte den Kopf und
studierte den Hawk mit sichtlicher Faszination. »Ein würdiger Gegner. Die Jagd
beginnt. Kein Betrug. Keine Tricks. Du wirst sie mir nicht vorenthalten. Und
ich weiß, daß du es schon versucht hast. Du wirst deine Regeln widerrufen.«
Hawk neigte sein dunkles Haupt.
»Sie wählt«, räumte er schwerfällig ein. »Ich werde ihr nichts verbieten.«
Adam nickte, ein zufriedenes
Nicken, wobei er die Hände tief in die Taschen seiner weiten Hose steckte und
wartete.
»Und? Entferne dich aus meinem
Schloß, Schmied. Du hast deinen Platz, und der ist außerhalb meiner Mauern.«
»Du könntest ein Dankeschön
versuchen. Sie lebt.«
»Ich bin nicht sicher, daß du
nicht der Grund dafür bist, daß sie fast gestorben wäre.«
Bei diesen Worten legte sich
Adams Stirn nachdenklich in tiefe Falten. »Nein. Aber jetzt, wo ich darüber
nachdenke, habe ich Arbeit vor mir. Ich frage mich... wer würde versuchen, die
Schöne umzubringen, wenn nicht ich? Und ich war es nicht. Wenn ja, wäre sie
tot. Kein langsames Gift von meiner Hand. Ein schneller Tod oder gar nichts.«
»Du bist ein seltsamer Mann,
Schmied.«
»Doch schon bald werde ich ihr
wohlbekannt sein.«
»Geben die Götter, daß sie
klüger ist«, murmelte Grimm, als Adam durch den spärlich beleuchteten Korridor
davon- schritt. Es war Nacht geworden, und die Lichter des Schlosses waren
größtenteils immer noch nicht entzündet.
Hawk seufzte schwer.
»Auf welchen Handel hast du dich
mit diesem Teufel eingelassen?« fragte Grimm mit kaum hörbarer Stimme.
»Denkst du, er könnte
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