Zauber der Begierde
in vielen Belangen. Aber es gab Regeln, nach denen sie lebten,
und diese Regeln wurden nie in Frage gestellt.
Esmeralda hatte eine
Regel mißachtet, die von großer Wichtigkeit war - denjenigen, die den Roma
Zuflucht gewährten, durfte auf keine Weise Leid zugefügt werden. Indem sie versucht
hatte, Hawks Frau zu töten, hatte sie einen Anschlag auf den Herrn von Dalkeith
selbst verübt. Aber da war noch mehr, der Hawk konnte es spüren. Etwas, womit
Rushka nicht herausrückte. Esmeralda hatte noch etwas anderes getan, etwas, das
ihre Leute in Aufruhr versetzt hatte.
Hawk beobachtete, wie
die Prozession zum Meer zog, und flüsterte ein Roma-Gebet für die Tochter
seines Freundes.
Hawk ließ sich wieder am
Feuer nieder, entfernte seinen Verband und reinigte die Wunde mit Scotch und
Wasser. Vorsichtig öffnete er den Ledergürtel und wunderte sich neugierig
über das Sortiment von zugestöpselten Fläschchen, das zum Vorschein kam. Er
nahm die Salbe, legte sie zur Seite und sortierte den Rest.
Was hatte die Seherin
nur gesehen? fragte er sich mürrisch. Denn sie hatte ihm noch zwei weitere
Mittel gegeben, wobei er sich geschworen hatte, eines davon nie wieder zu
benutzen.
Hawk schnaubte. Eines
war ein Aphrodisiakum, das er in jüngeren Jahren einmal versucht hatte. Dieses
Mittel bereitete ihm keine allzu großen Sorgen. Was er verachtete, war der
andere Trank, der bereitet worden war, um einen Mann in einen Zustand
verlängerter, jedoch gleichgültiger sexueller Erregung zu versetzen.
Er drehte das Fläschchen
mit der eklig-grünen Flüssigkeit hin und her und beobachtete, wie sich das
Sonnenlicht auf dem Facetteschliff der verschlossenen Flasche spiegelte.
Schatten tauchten auf und verhöhnten ihn unverhohlen, bis sein unbeugsamer
Wille sie in die Hölle zurück verbannte. Schnell strich er die Salbe auf, die
den Schmerz linderte und die Heilung beschleunigte. In zwei Wochen würde seine
Hand wiederhergestellt sein.
Adam. Obwohl er es nicht
ausdrücklich gesagt hatte, hatte Rushka ihm zu verstehen gegeben, daß es Adam
war, der Esmeralda letzte Nacht zu ihnen gebracht hatte. Demnach hatte Adam
gewußt, daß Esmeralda versucht hatte, Adrienne zu töten.
Was wußte Adam noch?
Und was hatte seinen
Freund Rushka, der in den rund dreißig Jahren, die Hawk ihn kannte, nie eine
Spur von Angst gezeigt hatte, dazu gebracht, auf einmal so offensichtliche
Furcht an den Tag zu legen?
Zu viele Fragen und
nicht genug Antworten. Jede davon zeigte anklagend auf den Schmied, der vermutlich
just in diesem Moment versuchte, Hawks Frau zu verführen.
Meine
Frau, die mich nicht will. Meine Frau, die Adam will. Meine Frau, die es nicht
einmal für nötig befunden hat, sich nach meinem Befinden zu erkundigen, als ich
verwundet war.
Esmeralda war tot, aber
Rushka hatte ihm deutlich gemacht, daß die wirkliche Bedrohung noch da war. Und
zwar nahe genug an Dalkeith, um die Roma zu vertreiben. Offensichtlich hatte
Adam damit zu tun. Und er hatte seine Frau mittendrin zurückgelassen. Bleib nah und näher...
Hawks Verstand rotierte,
als er die wenigen Fakten überdachte und hinter der Lösung für seine zahllosen
Probleme herjagte. Plötzlich schien die Antwort unerträglich klar zu sein. Er
schnaubte, außer Stande zu glauben, daß er nicht früher darauf gekommen war.
Aber das Mädel hatte eine Art, ihm dermaßen unter die Haut zu gehen, daß sein
Verstand in ihrer Nähe nicht mit der üblichen Logik arbeitete. Nicht länger!
Es war Zeit, die Kontrolle zu übernehmen, anstatt den Umständen zu erlauben,
weiterhin Amok zu laufen.
Sein Abkommen mit Adam
beinhaltete, daß er Adrienne nicht verbieten durfte, den Schmied zu treffen.
Aber er konnte es ihr verdammt schwermachen. Er würde sie mitnehmen nach
Uster. Weit weg von dem rätselhaften, unwiderstehlichen Adam Black.
Was war schon dabei,
wenn sie sich nicht nach ihm erkundigt hatte? Sie hatte vom ersten Tag an
klargemacht, daß sie nicht mit ihm verheiratet werden wollte. Sie hatte sich
hoch und heilig versprochen, ihn auf ewig zu hassen, und dennoch konnte er
schwören, daß ihr Körper empfänglich war für seinen. Er würde sie in Uster
ganz für sich haben und wäre in der Lage, diese Theorie zu überprüfen.
Wann genau war er passiv
geworden? Als du dich schuldig fühltest, ihre Dame
verbrannt zu haben, erinnerte ihn sein Gewissen. Sie hier gefangenzuhalten,
entgegen ihrem Wunsch, wenn sie wirklich aus der Zukunft kommt. Aber
Schuldgefühle waren etwas für Verlierer und
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