Zauber der Begierde
wieder an.
»Schmeckt dir unser
Kaffee nicht?« fragte er, als er bemerkte, daß der Hawk sein Getränk nicht
angerührt hatte.
Hawk blinzelte.
»Kaffee?« Er sah in seine Tasse. Die Flüssigkeit war aromatisch, schwarz und
dampfend. Es roch bitter, jedoch einladend. Er nahm einen Schluck. »Es
schmeckt gut«, äußerte er nachdenklich. Mit einer Prise Zimt und geschlagener
Sahne würde das Getränk köstlich sein. Kein Wunder, daß sie es mochte.
»Eine Frau, nicht wahr?«
Der alte Mann lächelte schwach.
»Du hast mich schon
immer durchschaut, Rushka, mein Freund.«
»Ich höre, du hast dir
eine Frau genommen.«
Der Hawk sah seinen
alten Freund mit stechendem Blick an. »Warum bist du nicht gekommen, Rushka?
Als sie krank war, habe ich nach dir schicken lassen.«
»Uns wurde gesagt, es
sei Callabron. Wir haben kein Mittel gegen solch ein Gift«, sprach der alte
Mann. Rushka entzog sich Hawks bohrendem Blick.
»Ich hätte gedacht, daß
du kommen würdest, Rushka, wenn auch nur, um mir das zu sagen.«
Der alte Mann winkte ab.
»Das wäre Zeitverschwendung gewesen. Außerdem war ich sicher, daß du mit
dringenderen Problemen zu kämpfen hattest. Abgesehen davon ist sie geheilt
worden, und Ende gut, alles gut, äh?«
Der Hawk blinzelte. Noch
nie hatte sich sein Freund so merkwürdig verhalten. Für gewöhnlich war Rushka
liebenswürdig und fröhlich. Nur heute lag eine Schwere in der Luft, so
greifbar, daß selbst das Atmen anstrengend zu sein schien.
Und Rushka erzählte
nichts. Das allein war schon befremdlich.
Hawk nippte an seinem
Kaffee, und seine Augen verweilten auf einer Prozession am hinteren Ende des
Tals. Wenn er Antworten wollte, mußte er fragen. »Warum seid ihr nach hier
draußen gezogen, Rushka? Ihr habt seit Jahren auf meiner Nordweide bei den
Eschen kampiert.«
Rushkas Blick folgte
Hawks, und Bitterkeit überschattete seine Augen. »Bist du wegen Zeldie
gekommen?« fragte Rushka unvermittelt.
Ich
kann Zeldie nicht heiraten, hatte
Hawk dem Mann vor zehn Jahren erklärt, als er im Dienst des Königs gebunden
war. Die Roma hatten eine Verbindung gewünscht und ihr schönstes Mädchen
geboten. Er hatte ausgeführt, daß es ihm einfach nicht möglich sei, sich eine
Frau zu nehmen, und während Rushka verstanden hatte, verstand Esmeralda nicht.
Zeldie, wie sie sie nannten, war durch seine Ablehnung dermaßen erbost, daß sie
umgehend anfing, mit einem Mann nach dem anderen ins Bett zu gehen, wodurch sie
sogar ihre eigenen, freizügigen Leute schockierte. Die Zigeuner hielten nicht
allzuviel von Jungfräulichkeit - das Leben war zu kurz für irgendeine Art von
Enthaltsamkeit, was einer der Gründe war, daß dieses Volk eine solche
Anziehungskraft auf ihn ausgeübt hatte, als er ein junger Bursche war. Er war
zehn, als er heimlich ein dunkelhäutiges Zigeunermädchen mit einem Ansatz von
Brüsten und rosafarbenen Brustwarzen beobachtete, das sich einem. Mann hingab.
Zwei Sommer danach war sie zu ihm gekommen und hatte ihm erklärt, daß jetzt er
an der Reihe sei. Ah, all die Dinge, die er von diesem Volk gelernt hatte.
»Esmeralda und ich gehen
getrennte Wege.«
Der alte Mann nickte.
»Das hat sie auch gesagt.« Rushka spuckte in den Staub zu seinen Füßen. »Dann
ließ sie sich mit ihm ein.« »Mit wem?« fragte
Hawk, obwohl er die Antwort schon kannte.
»Wir sprechen den Namen nicht aus. Er ist auf deinem
Besitz angestellt, um Metall zu bearbeiten.«
»Wer ist er?« bedrängte ihn Hawk.
»Du kennst den Mann, den ich meine.«
»Ja, aber wer ist er wirklich?«
Rushka rieb sich mit müder Hand die Stirn.
Ja, Hawk erkannte mit Erstaunen, daß Rushka
tatsächlich geweint hatte.
»Es gibt Situationen, in denen sich sogar die Roma auf
keinen Handel einlassen, gleichgültig, wieviel Gold ihnen für ihre Dienste
versprochen wird. Esmeralda war nicht immer so klug. Mein Volk bittet um
Vergebung, Mylord«, sprach Rushka leise.
War die ganze Welt verrückt geworden? Hawk wunderte
sich, während er den letzten Rest seines Kaffees austrank. Rushkas Verhalten
ergab einfach keinen Sinn. Plötzlich erhob sich sein alter Freund und wirbelte
herum, um den Strom der Zigeuner zu beobachten, die langsam hinunter ins Tal
zogen.
»Was geht hier vor?« fragte Hawk, während er den
seltsamen Aufmarsch betrachtete. Es sah aus wie ein Zigeunerritual, aber wenn
das der Fall war, dann war es eines, das Hawk noch nie gesehen hatte.
»Esmeralda ist tot. Wir übergeben sie der See.«
Hawk sprang auf. »Die See!
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