Zauber der Leidenschaft
nicht daran. Weißt du, in der Sorceri-Septe können auch Frauen die Krone erben. Gegenwärtig ist Morgana die Kaiserin aller Sorceri.«
Sabine drehte sich auf die Seite. Er folgte ihrem Beispiel, auch wenn seine Arme immer noch hinter seinem Rücken gefesselt waren.
»Das Volk hier würde keine Frau akzeptieren. Ich frage mich, ob ich wohl lange genug am Leben erhalten werde für einen zweiten Versuch?« Eine Strähne seines dichten schwarzen Haars fiel ihm in die Stirn, aber er konnte nichts tun, um sie sich aus den Augen zu streichen.
»Es ist mein Schicksal, deinen Erben, einen gesunden Jungen, zu empfangen und zu gebären.«
»Ein Sohn .« War seine Stimme rau geworden? »Einen, den ich nie zu Gesicht bekommen werde, wenn es nach dir geht. Den ich nichts lehren oder niemals beschützen kann.«
Sie verstummte. Entgegen der landläufigen Auffassung fand Sabine keinerlei Gefallen daran, jemanden zu verletzen, der ihr nie etwas angetan hatte. Aber sie beherrschte nicht die Welt – noch nicht – und deshalb vermochte sie am Ausgang dieser Situation auch nichts zu ändern. Ein Dämon würde geopfert werden, damit Lanthe und sie endlich in Sicherheit leben konnten. Dieser Dämon neben ihr.
Ein Kollateralschaden, der nicht verhindert werden konnte.
»Warte mal … wenn du weißt, dass du einen gesunden Jungen auf die Welt bringen wirst, dann könntest du mich umbringen, sobald du sicher sein kannst, dass du schwanger bist.«
Sie hatte ihr Gesicht und ihr Mienenspiel hinter einer Illusion verborgen, darum sah er nicht, dass sie zur Seite blickte.
»Ich werde mein Kind nicht zurücklassen, damit es hier aufgezogen wird, zwischen Blut und Hass. Ich habe Gerüchte über die Verderbtheit auf Tornin gehört. Blutopfer und andere Perversionen. In meinem Heim.«
»Omort hat aber nun mal so viel Spaß an seinen Blutopfern.«
Dem Dämon blieb der Mund offen stehen. »Du solltest dich mal hören! Du bist so abgehärtet, dass du gar nicht mehr merkst, wie krank deine Welt ist.«
Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Nur weil ich nicht zurückschrecke, heißt das noch lange nicht, dass ich blind bin.
Sabine wusste nur zu gut, wie krank das alles war. Darum war sie ja so fest entschlossen, es hinter sich zu lassen.
»Du wirst mein Gelübde niemals bekommen, Zauberin.«
»Ich werde nicht eher aufhören, bis ich es erhalte.«
»Hast du vor, mich die ganze Zeit angekettet zu lassen? Ich weiß schließlich am besten, dass es aus dieser Zelle kein Entkommen gibt.«
»Es geht nicht nur um die Sicherheit, wenn ich dich weiterhin fesseln lasse. Ich muss dafür sorgen, dass du auf keinen Fall den Dampf ablässt, den wir gemeinsam aufbauen, damit’s dir so richtig schlecht geht.« Als sie mit dem Finger über seinen Oberkörper fuhr, reagierten seine Muskeln prompt, indem sie sich zusammenzogen. »Aber mir scheint, wenn du so unerbittlich darauf bestehst, dass du hier keinerlei Nachkommenschaft zurücklassen willst, dann musst du wohl inzwischen akzeptiert haben, dass ich die Deine bin.«
»Hast du jemals einen Gedanken daran verschwendet, was das für dich bedeutet hätte? Wenn du nicht zu diesen Maßnahmen gegriffen hättest?«
»Du meinst, wenn wir uns unter anderen Umständen begegnet wären? Ob du gut zu mir gewesen wärst? Mir treu gewesen wärst?« Ihr Tonfall klang amüsiert. »Wenn von mir nicht verlangt worden wäre, dich gestern Abend gefangen zu nehmen, hätte ich vermutlich als Kellnerin in deinem Lieblingsrestaurant angefangen. Ich wäre die liebreizende, wenn auch vom Pech verfolgte Mythia gewesen, die Kleider mit Blümchenmuster trägt und nur ein klitzekleines bisschen Glück braucht, um dem Teufelskreis zu entkommen – oder aber einen Mann, der sie rettet.« Diese Vorstellung brachte sie zum Kichern. »Ich hatte vorgehabt, dir Kuchen zu servieren und dich dabei unter meinen Rock schauen zu lassen.«
»Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann, ja, dann hättest du in mir wahrscheinlich einen ehrenhaften Mann getroffen, der gut zu dir und dir treu gewesen wäre.«
»Man sagt, dir kommt niemals eine Lüge über die Lippen.«
»Du klingst ungläubig.«
»Weil ich es bin. Mir ist noch kein Mann begegnet, der die Wahrheit nicht nach Belieben benutzt und sie nach Gutdünken verbogen und verändert hätte.«
»Ich tue das nicht.«
»Dann sag mir eins: Bin ich vom Äußeren her alles, was du dir erhofft hattest?«
Wieder blickte er ihr mit stummer Herausforderung in die Augen, bevor er
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