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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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herum dachte und an die Wildspuren, die er im Schnee entdeckt hatte.
    »Es ist der am weitesten verbreitete Zeitvertreib bei uns.« Lelldorin blieb stehen, um den Pfeil, den er gerade abgeschossen hatte, aus einem Baumstumpf zu ziehen. »Mein Vater ist stolz darauf, daß bei uns nie Rind oder Hammelfleisch auf den Tisch kommt.«
    »Ich bin einmal auf der Jagd gewesen, in Cherek.«
    »Rotwild?« fragte Lelldorin.
    »Nein. Wildschweine. Wir haben auch nicht Pfeil und Bogen benutzt. Die Chereks jagen mit Speeren.«
    »Mit Speeren? Wie kann man denn nahe genug herankommen, um etwas mit einem Speer zu erlegen?«
    Garion lachte, als er an seine geschundenen Rippen und an den schmerzenden Kopf dachte. »Das Problem ist nicht, nahe genug heranzukommen. Hinterher aus dem Weg zu kommen, wenn man das Tier durchbohrt, ist der schwierige Teil.«
    Lelldorin schien nicht zu verstehen.
    »Die Jäger bilden eine Kette«, erklärte Garion, »und sie brechen durch den Wald und machen so viel Lärm, wie sie nur können. Man nimmt seinen Speer und wartet an einer Stelle, wo die Wildschweine vermutlich entlangkommen, wenn sie vor dem Lärm flüchten. Sie werden schlecht gelaunt, wenn man sie treibt, und wenn sie einen sehen, greifen sie an. Dann muß man mit dem Speer zustechen.«
    »Ist das nicht gefährlich?« fragte Lelldorin mit großen Augen.
    Garion nickte. »Mir wurden fast alle Rippen gebrochen.« Er prahlte nicht gerade, mußte sich aber eingestehen, daß Lelldorins Reaktion auf seine Geschichte ihn freute.
    »In Asturien haben wir nicht viele wilde Tiere«, sagte Lelldorin fast bedauernd. »Ein paar Bären und ab und zu ein Rudel Wölfe.« Er schien einen Moment zu zögern und sah Garion scharf an. »Einige Männer finden allerdings interessantere Ziele als wilde Tiere.« Er sagte dies mit einem verschwörerischen Seitenblick.
    »Ach?« Garion war nicht sicher, was er meinte.
    »Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Mimbraterpferd ohne Reiter nach Hause kommt.«
    Garion war entsetzt. » Manche glauben, daß es zu viele Mimbrater in Asturien gibt«, erklärte Lelldorin mit Nachdruck.
    »Ich dachte, der arendische Bürgerkrieg wäre zu Ende.«
    »Es gibt viele, die das nicht glauben. Die glauben, daß der Krieg andauern wird, bis Asturien frei von der mimbratischen Krone ist.« Lelldorins Tonfall ließ keinen Zweifel daran, auf welcher Seite er stand.
    »Wurde das Land nach der Schlacht von Vo Mimbre nicht vereint?« wandte Garion ein.
    »Vereint? Wer kann so etwas glauben? Asturien wird behandelt wie eine abhängige Provinz. Der Königshof ist in Vo Mimbre; jeder Gouverneur, jeder Steuereintreiber, jeder Landvogt, jeder Grafschaftsbeamte im Reich ist Mimbrater. Nirgendwo in Arendien gibt es einen einzigen Asturier in verantwortlicher Position. Die Mimbrater weigern sich sogar, unsere Titel anzuerkennen. Mein Vater, dessen Stammbaum tausend Jahre zurückreicht, wird einfach Grundbesitzer genannt. Ein Mimbrater würde sich eher die Zunge abbeißen, als ihn Baron zu nennen.« Lelldorins Gesicht war weiß vor Empörung.
    »Das wußte ich nicht«, sagte Garion vorsichtig. Er konnte die Gefühle des jungen Mannes nicht einschätzen.
    »Aber Asturiens Demütigung ist fast zu Ende«, erklärte Lelldorin feurig. »Es gibt noch Männer in Asturien, deren Patriotismus nicht abgestorben ist, und die Zeit ist nicht mehr fern, wenn diese Männer zu einer königlichen Jagd aufrufen.« Er unterstrich seine Bemerkung dadurch, daß er einen Pfeil auf einen weit entfernten Baum abschoß.
    Das bestätigte Garions schlimmste Befürchtungen. Lelldorin war zu vertraut mit den Einzelheiten, um nicht in diese Sache verwickelt zu sein.
    Als ob er gerade festgestellt hätte, daß er zu weit gegangen war, starrte Lelldorin Garion konsterniert an. »Ich bin ein Idiot«, platzte er heraus und sah sich schuldbewußt um. »Ich kann meine Zunge nicht im Zaum halten. Bitte vergiß, was ich gerade gesagt habe, Garion. Ich weiß, daß du mein Freund bist, und ich weiß, du würdest nicht verraten, was ich in einem Augenblick der Erregung gesagt habe.«
    Das hatte Garion befürchtet. Mit dieser einen Bemerkung hatte Lelldorin seine Lippen versiegelt. Er wußte, daß er Meister Wolf vor dem Komplott warnen sollte, aber Lelldorins Erklärung über Freundschaft und Vertrauen hatte es ihm unmöglich gemacht zu sprechen. Er knirschte unbehaglich mit den Zähnen, als er sich dieses moralische Dilemma vor Augen führte.
    Sie gingen beide schweigend und etwas

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