Zauber der Schlange
Seine Stiefel waren schlammverkrustet, und seine Kleider zeigten die Spuren von der Reise, aber ansonsten schienen ihm die zwei Wochen im Sattel nichts ausgemacht zu haben. »Garion«, sagte er zur Begrüßung, und Garion und Lelldorin traten vor, um ihn ebenfalls zu begrüßen.
»Wir haben auf dich gewartet«, sagte Garion und stellte Lelldorin vor. »Wir zeigen dir, wo die anderen sind.«
Hettar nickte und folgten den beiden jungen Männern durch die Ruinen zu dem Turm, wo Meister Wolf und die anderen warteten. »Schnee in den Bergen«, sagte der Algarier lakonisch zur Erklärung, als er sich vom Pferd schwang. »Hat mich etwas aufgehalten.« Er zog die Kapuze von seinem rasierten Schädel und schüttelte die lange, schwarze Skalplocke hervor.
»Nicht weiter schlimm«, erwiderte Meister Wolf. »Komm hinein ans Feuer und iß etwas. Wir haben viel zu besprechen.«
Hettar sah zu den Pferden hinüber, und sein sonnengebräuntes, wettergegerbtes Gesicht wurde seltsam leer, als ob er sich konzentrierte. Die Pferde erwiderten seinen Blick mit wachsamen Augen und nach vorn gelegten Ohren. Dann suchten sie sich ihren Weg zwischen den Bäumen hindurch.
»Werden sie nicht davonlaufen?« erkundigte sich Durnik.
»Nein«, antwortete Hettar. »Ich habe sie gebeten, es nicht zu tun.«
Durnik sah ihn verblüfft an, sagte aber nichts. Sie gingen in den Turm und setzten sich ums Feuer. Tante Pol schnitt dunkles Brot und hellen, gelben Käse für sie, während Durnik noch mehr Holz aufs Feuer legte.
»Cho-Hag hat die Sippenältesten benachrichtigt«, erzählte Hettar und zog sein Cape aus. Er trug ein schwarzes, langärmeliges Hemd aus Fohlenleder, auf das Stahlplättchen genietet waren, wodurch eine bewegliche Rüstung entstand. »Sie versammeln sich in der Feste, um Rat zu halten.« Er legte den gebogenen Säbel, den er am Gürtel trug, ab und setzte sich zu den anderen, um zu essen.
Wolf nickte. »Versucht jemand, nach Prolgu durchzukommen?«
»Ich habe einen Trupp meiner eigenen Leute zu dem Gorim geschickt, ehe ich aufbrach«, antwortete Hettar. »Wenn es überhaupt jemand schafft, dann sie.«
»Ich hoffe es«, meinte Wolf. »Der Gorim ist ein alter Freund von mir, und ich werde seine Hilfe brauchen.«
»Haben deine Leute keine Angst vor dem Land der Ulgos?« fragte Lelldorin höflich. »Ich habe gehört, daß es Ungeheuer sind, die sich von Menschenfleisch ernähren.«
Hettar zuckte die Achseln. »Sie bleiben im Winter in ihren Lagern. Außerdem sind sie nur selten so tapfer, einen ganzen Trupp Berittener anzugreifen.« Er sah zu Meister Wolf herüber. »Südsendarien wimmelt vor Murgos. Oder wußtest du das schon?«
»Ich habe es mir gedacht«, antwortete Wolf. »Sah es so aus, als ob sie nach etwas Bestimmtem suchten?«
»Ich rede nicht mit Murgos«, gab Hettar zurück. Seine Hakennase und die glühenden Augen ließen ihn wie einen Falken wirken, der jeden Moment auf seine Beute hinabstoßen will.
»Ich bin überrascht, daß du nicht länger gebraucht hast«, neckte ihn Silk. »Alle Welt weiß, was du von Murgos hältst.«
»Einmal habe ich es mir gegönnt«, gab Hettar zu. »Ich habe zwei von ihnen auf der Straße getroffen. Es hat nicht sehr lange gedauert.«
»Also zwei weniger, um die man sich Sorgen machen muß«, brummte Barak beifällig.
»Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir offen miteinander reden«, sagte Meister Wolf und klopfte sich die Brotkrumen von seiner Tunika. »Die meisten von euch wissen ja, was wir tun, aber ich möchte nicht, daß jemand durch Zufall in irgend etwas hineinstolpert. Wir suchen einen Mann namens Zedar. Er war einer der Schüler meines Meisters – dann lief er zu Torak über. Im letzten Frühherbst gelangte er irgendwie in den Thronsaal in Riva und stahl das Auge Aldurs. Wir werden ihn jagen und es ihm wieder abnehmen.«
»Ist er nicht auch ein Zauberer?« fragte Barak und zwirbelte geistesabwesend seinen dicken, roten Zopf.
»Das ist nicht die Bezeichnung, die wir benutzen«, sagte Wolf. »Aber ein gewisses Potential magischer Kraft besitzt er schon. Wie wir alle – ich, Beltira und Belkira, Belzedar – und alle anderen. Das ist eins der Dinge, vor denen ich euch warnen wollte.«
»Ihr scheint alle die gleiche Art von Namen zu haben«, bemerkte Silk.
»Unser Meister hat unsere Namen geändert, als er uns als Schüler annahm. Es war eine einfache Änderung, aber sie bedeutete uns viel.«
»Würde das nicht heißen, daß dein ursprünglicher Name Garath
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