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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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erledigt und wenn es das Letzte ist, was ich tue!« Sie zwinkerte. »Aber jetzt sag mal, warum bist du heute denn so spät zum Kurs gekommen? Du bist doch sonst immer Miss Oberpünktlich.«
    Ich erzählte ihr von meinem hektischen Morgen.
    »Und?«, fragte sie mich mit großen Augen, während sie mit einer Masse auf ihrem Teller kämpfte, die laut Speisekarte Spaghetti darstellen sollte. »Was steht nun in dem mysteriösen Brief?«
    »Ach ja, der Brief! Ich habe ihn noch gar nicht geöffnet.« Ich holte den Brief hervor, legte ihn vor mir auf den Tisch und starrte ihn an. »Was können die nur von mir wollen?«
    »Ich würde sagen, du öffnest ihn, dann weißt du es!«, schlug Lara vor. Sie hatte den Kampf mit den Spaghetti aufgegeben und den Teller weggeschoben.
    Ich war etwas nervös. »Ich habe noch nie Post von einem Anwalt erhalten.«
    »Na ja, vielleicht hast du etwas gewonnen oder geerbt.« Lara zuckte mit den Schultern.
    »Von wem sollte ich denn etwas erben? Unsere Familie ist nicht besonders groß. Mein Eltern sind mal wieder auf einer – ach so wichtigen – Forschungsreise. Meine Mum hat mich gestern noch einmal angerufen, bevor sich die beiden für Monate in irgendein unwegsames Wüstengebiet aufmachen, wo sie keinen Handyempfang haben und meine Tante ist gerade mal 49 Jahre alt. An Gewinnspielen habe ich auch nicht teilgenommen.« Ich fixierte weiterhin den Absender auf dem Umschlag.
    »Du hast doch nix angestellt?« Lara zog fragend eine Augenbraue hoch.
    Ich musste lachen. »He, du kennst mich doch! Ich stelle nie etwas an und wenn ich versuchen würde, ein Kaugummi durch den Zoll zu schmuggeln, würde man mich sicher erwischen. Ich kann so was nicht.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum du den Brief nicht endlich öffnest.« Lara pustete sich ungeduldig eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Zögernd griff ich nach dem Brief. »Ich weiß auch nicht. Ich habe so ein mieses Gefühl. Aber natürlich hast du recht.« Ich riss den Umschlag auf und zog einen Briefbogen hervor. Hastig überflog ich die Zeilen. Dann ließ ich den Brief sinken.
    »Ist dir nicht gut? Du bist ganz blass, Caitlin!«
    Ich schluckte. »Meine Tante Megan …, sie ist tot.«
    Lara schlug sich die Hände vor den Mund. »Oh, wie schrecklich und ich habe noch gesagt, vielleicht hast du etwas geerbt. Es tut mir so leid!«
    »Das ist doch nicht deine Schuld, Lara.«
    »Was ist passiert?«
    »Hier steht, dass ich mich bei der Kanzlei melden soll.« Kurz überlegte ich, zuvor anzurufen, entschied mich dann aber dagegen. »Ich werde gleich dorthin fahren. Ich muss wissen, was passiert ist. Lara, kannst du mich bitte bei unserem Nachmittagskurs entschuldigen?« Ich stand auf und griff nach meiner Tasche.
    Sie nickte, stand ebenfalls auf und umarmte mich kurz. »Sei tapfer.«
    Auf der Fahrt in die Innenstadt versuchte ich die Information zu verarbeiten. Doch so richtig wollte ich es immer noch nicht glauben. Konnte meine geliebte Tante wirklich tot sein?
    Tante Megan war der wichtigste Mensch in meinem Leben gewesen. Klar waren da noch meine Mum und mein Dad. Als ich noch klein hatte ich es cool gefunden, meinen Mitschülern zu erzählen, an welchen exotischen Orten meine Eltern ihre Ausgrabungen machten und wo ich die Schulferien verbrachte. Aber meistens waren die Namen der Orte klangvoller als die Wirklichkeit. Denn oftmals gab es nichts außer Erde, Staub und einer Zeltlagerstadt voller begeisterter Archäologen und Helfer. Keiner hatte Zeit mit einer Achtjährigen zu spielen. Schon gar nicht meine Eltern. Wenn Mum und Dad mal in London waren, verbrachten sie die meiste Zeit in irgendeinem fensterlosen Raum im Museum oder in unserem Arbeitszimmer vor dem PC. Es wunderte mich überhaupt, dass sie sich ab und zu noch daran erinnerten, eine Tochter zu haben. Ansonsten waren meine Eltern echt liebevoll und wenn wir tatsächlich mal etwas zusammen unternahmen, war es wirklich toll. Es war nur eben sehr selten. Dafür hatte ich im Lauf der Jahre eine Unmenge an mehr oder weniger motivierten Kindermädchen. Irgendwann kam dann noch unsere Haushälterin Mrs Laurence dazu. Sie war zwar ein leibhaftiger Drache, aber sie kochte hervorragend. Ohne sie wäre ich vermutlich verhungert und unser Haus unter einer Dreckschicht begraben worden. Meine Mum vergaß über ihrer Arbeit regelmäßig solche unnötigen Dinge wie die Nahrungsaufnahme – oder das Einkaufen. Auch Dad schien nur für seine Arbeit zu leben. Als ich neun Jahre alt war, starb Tante

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