Zauber des Orients
legte sie ihr um den Hals.
Madison berührte sie mit einer Hand. „Sie ist wunderschön.“
Und er dachte: Nicht halb so schön wie du.
Nachdem sie das Geschäft verlassen hatten, folgten sie der Straße in einen älteren Stadtteil. Sie betraten einen Suk – einen alten Markt, der vor Geschäften und Ständen überquoll.
Diesmal war es Madison, die Tariq vor eine Auslage zog. Sie bot Schmuck aus Naturmaterialien. Einen Muschelanhänger. Ein Stück Bernstein. Einen kleinen, auf Hochglanz polierter Stein, der zusammen mit einer Feder an einer fein geflochtenen Kette aus irgendeinem weichen, schimmernden Material hing.
„Wie schön“, bewunderte Madison das Gebilde.
Tariq lächelte. Es war genau die Wahl, die er auch getroffen hätte. Der Stein kam aus dem Gebirgsfluss, der an die Wüste grenzte; die Feder hatte sich aus dem Flügel eines Falken gelöst, und die Kette bestand aus feinstem Pferdehaar.
„Es ist ein Liebesamulett“, erklärte er. „Etwas, das ein Mann der Frau schenkt, die er liebt. Einige der Stämme glauben noch immer an solche Dinge. Gefällt es dir, habiba? “
Sie nickte schüchtern. Tariq kaufte es und drückte es ihr in die Hand. Ihr Lächeln ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen – und auch sein Herz.
Als sie wieder im Wagen saßen, fuhr er einen Hügel hinauf, auf dessen Spitze man eine herrliche Aussicht über die Stadt hatte.
Die großen Ölvorkommen haben Dubaac Reichtum beschert, erzählte Tariq, und in den vergangenen Jahren hatte Sharif ihren Vater überzeugt, dass sich die alten Traditionen zum Nutzen aller mit der Moderne verbinden ließen.
Madison blickte ihren Ehemann an. „Hast du das genauso gesehen wie dein Bruder?“
Tariq nickte. „Oh ja. Ich wollte sogar noch radikalere Veränderungen. Es gibt immer noch einige Dörfer ohne Strom und fließendes Wasser, und viele der Älteren glauben, dass Mädchen keine Schulbildung brauchen. Diese Dinge müssen sich ändern, und …“ Er hielt inne und warf ihr einen leicht verlegenen Blick zu. „Tut mir leid. Du hast mir eine Frage gestellt, und ich halte eine ganze Rede.“
„Keine Rede“, entgegnete sie sanft. „Dein Herz hat gesprochen und … und … Oh.“
Sie stöhnte leicht. Tariq legte den Kopf schief.
„Madison?“
„Es ist nichts. Wirklich. Nur … ein kleiner Krampf in meinem Rücken oder so etwas.“
„Verdammt, ich hätte wissen müssen … Mein Wagen ist nicht das Richtige für eine schwangere Frau.“ Er streckte die Hand aus und startete den Motor. „Wir fahren zurück.“
„Nein, das ist es nicht. Ich …“
„ Habiba. Was ist los?“
„Ein Krampf. So heftig … au. Oh Gott, Tariq! Ich glaube, ich blute …“
Tariq griff nach ihrer Hand und presste sie ganz fest, während er hektisch den Ferrari auf die Straße lenkte.
„Es wird alles gut, habiba “, sagte er heftig. „Das schwöre ich.“
Doch schlussendlich lag es nicht in seiner Macht, diesen Schwur zu halten.
Tariq hatte bereits von unterwegs angerufen und ihr Kommen angekündigt, ehe sie in die Einfahrt des brandneuen Krankenhauses, das Sharif im Westen der Stadt hatte bauen lassen, einbogen. Daher wurden sie schon von seinem Leibarzt – ausgebildet in Paris – und dem Chefgynäkologen, einem New Yorker, sowie einer wahren Armada an Krankenschwestern erwartet.
Man bettete Madison auf eine Trage. Sie griff nach Tariqs Hand und hielt sie ganz fest, während sie rasch ins Untersuchungszimmer geschoben wurde.
Sein Leibarzt musste seine Finger schließlich gewaltsam von den ihren lösen.
Eine Schwester schloss die Tür.
Und Tariq, der immer stark war, immer alles unter Kontrolle hatte, stand kurz davor, zusammenzubrechen.
Madison. Seine Frau, ohne ihn auf der anderen Seite der Tür. Allein. Verängstigt. Voller Schmerzen.
„Bitte“, wisperte er, „bitte, bitte, bitte, es darf ihr nichts geschehen.“
Er tigerte im Korridor vor dem Untersuchungszimmer auf und ab, und als das nichts half, sank er auf den nächsten Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. Die Minuten vergingen, wurden zu einer Stunde, zu zweien. Die Ungewissheit brachte ihn beinahe um den Verstand.
Endlich erschienen die beiden Ärzte.
Tariq sprang sofort auf.
„Es tut mir leid, Euer Hoheit“, sagte sein Leibarzt ruhig.
Alles drehte sich. „Meine Frau …?“
„Es geht ihr gut, Sir. Aber das Baby …“
„Es handelt sich leider um eine Fehlgeburt im ersten Stadium der Schwangerschaft, Scheich Tariq“, erklärte der Gynäkologe. „Ein
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