Zauber des Orients
normalen Reisenden gehalten –, was ihm nur recht sein sollte. Er suchte Leute, die Neues, Einzigartiges nach A’Qaban brachten, doch bisher war er enttäuscht worden. Außerdem mischte er sich gern unters Volk. So fühlte er den Puls seines Landes, konnte die Stimmung seiner Landesbürger ausloten – und die Tüchtigkeit seiner Angestellten.
Passen Sie auf sich auf, Casey Michaels!
Ein Schauer überlief Casey. Sie spürte, dass sie beobachtet wurde. Jemand ging ihr nach, ein Mann, der mächtiger war als die Flughafenbeamten, mit denen sie es bisher zu tun gehabt hatte. Alle Alarmglocken läuteten, es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren.
Unmöglich!, versuchte Casey, sich einzureden – und stieß gegen eine Glastür.
Au! Unwillkürlich verzog er das Gesicht und beobachtete, wie Casey sich fing und mit aufrechtem Gang weiter der Menge folgte, die der Einreisekontrolle entgegenstrebte. Wenigstens schien Casey sich nicht wehgetan zu haben. Eins musste er ihr lassen, zimperlich schien sie nicht zu sein.
Ohne sie aus den Augen zu verlieren, ging er ihr auf dem Obergeschoss etwas voraus. Sie arbeitete für ihn und stand unter seinem Schutz. Ihr Besuch gehörte zu seinem Ausleseverfahren, also musste er fair sein. Wie alle Kandidaten musste sie die Feuerprobe bestehen, und wie bei den anderen würde er für ihre Sicherheit sorgen.
Nicht, dass er sich für sie persönlich interessierte. Um Casey Michaels musste er sich nur etwas mehr kümmern. Ansonsten würde er ihr gegenüber ebenso höflich sein wie zu den anderen Kandidaten.
Tatsächlich?
War er von den übrigen Bewerbern auch so fasziniert wie von Casey Michaels?
Im Internet hatte Casey sich die mächtige Konstruktion aus Stahl und Glas des A’Qaban International Airport angesehen, doch auf die Größe der Flughafenanlage war sie nicht gefasst gewesen. Der Prachtbau aus Kristall, Bronze und Glas, die Sauberkeit und der schwache Gewürzduft in der Luft erregten sie und schlugen sie in ihren Bann.
Sie genoss die fremdartigen Laute der arabischen Sprache, das Rascheln der langen Gewänder, die Geräusche nackter Füße in Sandalen. Allein schon die Strecke zur Einreiseabfertigung war eine exotische Einführung in die geheimnisvolle Welt des Orients. Überall von den Wänden blickten offizielle Porträts des mächtigen jungen Landesherrschers auf Casey herab und verursachten ihr Herzklopfen.
Schließlich blieb sie stehen, um sich ein Bild näher anzusehen. Das gleiche Foto hatte sie zu Hause. Es zeigte den prächtig gekleideten Herrscher im traditionellen Gewand eines Beduinenkriegers. In westlicher Kleidung hatte sie ihren zukünftigen Chef noch nirgends abgebildet gesehen. Suchend blickte sie in die Runde und entdeckte die königliche Flagge an einem Mast mitten in der Flughafenhalle: Auf leuchtend blauem Untergrund prangte ein silberner Halbmond, unter dem ein auf den Hinterpranken stehender Löwe warnend brüllte.
Der Löwe war Scheich Rafiks persönliches Wappenzeichen. Es passte zu einem Mann, der für Eton gerudert, für Oxford Rugby gespielt und während seiner Ausbildung bei den Spezialtruppen geboxt hatte, ehe er sich in der Geschäftswelt und seinem Land durchsetzte. Rafik al Rafar war der unumstrittene Alphalöwe im Arabischen Golf, ein Mann, der für seine eigenwilligen, gnadenlosen Methoden bekannt war und von seinen Leuten das Gleiche erwartete.
Ein Schauer überlief Casey. Bald würde sie diesem Mann persönlich gegenüberstehen!
Beeindruckt von der Tüchtigkeit der Flughafenangestellten, hatte Casey sich in die schnell voranrückende Schlange eingereiht und dachte an ihre Funktion in der Organisation des Scheichs. Ihr starkes persönliches Interesse an diesem Land hatte sicher dazu beigetragen, dass man ihr dieses Projekt zutraute. Etwas Aufregenderes, als am Wiederaufbau A’Qabans mitzuarbeiten, hätte sie sich kaum vorstellen können. Der Staat wurde vom türkisfarbenen Meer und Granitbergen gesäumt, seine moderne Hauptstadt konnte es mit jeder anderen Weltmetropole aufnehmen. Casey war entschlossen, dazu beizutragen, dass das Land sich zu einem bedeutenden Touristenmekka entwickelte.
Außerdem verfügte A’Qaban über ein kostbares, bisher noch weitgehend unentdecktes Juwel, das sie für besonders reizvoll hielt: seine von der Zivilisation fast unberührte Wildnis im Landesinneren, wo es nur wandernde Beduinenstämme gab, die unter der besonderen Schirmherrschaft von Scheich Rafik al Rafar standen.
Casey schwebten sorgfältig
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