Zauber des Orients
sie beide zu einer Dinnerparty geladen waren.
Einige Stunden später schaute Jamilah noch einmal in den Spiegel. Sie trug ein schlichtes, trägerloses Seidenkleid, dessen nachtblauer Stoff bis zum Boden reichte. Mit seinem eng am Körper liegenden Schnitt wirkte das Kleid gleichzeitig aufregend und elegant.
Sie atmete noch einmal tief durch, dann nahm sie Mantel und Handtasche und verließ den Raum. Salman stand in seinem Salon und blätterte in einem Magazin. Als sie eintrat, blickte er auf, und Jamilah fühlte sich, als würde ihr Herz stehen bleiben. Er war wirklich der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte!
Für einen Augenblick hatte sie den Eindruck, als würde er sie voller Sehnsucht ansehen, doch dann legte er nur das Magazin zur Seite. „Wir sollten losgehen, sonst verpassen wir die Eröffnungsrede“, sagte er kurz angebunden.
Jamilah wäre beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert. Ihr Herz raste, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Hatte sie sich diesen magischen Moment gerade nur eingebildet?
Als sie nebeneinander zum Fahrstuhl gingen, zitterte sie noch immer. Warum war Salmans Gesichtsausdruck jetzt so hart und undurchdringlich? Plötzlich fühlte sie sich wie an dem Tag vor sechs Jahren, als er ohne jede Vorwarnung mit einem Mal durch und durch verändert gewesen war.
Ich sollte froh über sein abweisendes Verhalten sein, sagte sie sich. So musste sie wenigstens nicht gegen seine Verführungsversuche ankämpfen. Sie wusste nicht, wie lange sie noch standhalten konnte.
Als sie aus dem Hotelportal getreten waren, half Salman ihr in den Mantel. Er zuckte sichtbar zusammen, als seine Hand ihre nackte Schulter berührte.
Rasch zog sie den Mantel aus seinen Händen. „Keine Sorge, das schaffe ich schon allein. Tut mir leid, dass du mich anfassen musstest.“
Da griff Salman nach ihrem Oberarm und drehte sie zu sich herum.
Jamilah hasste sich selbst dafür, wie schutzlos sie sich ihm ausgeliefert fühlte. Doch das Verlangen, das sie in seinem Gesicht las, sandte Schauer über ihre Haut.
„Du glaubst, dass ich dich nicht anfassen will?“, stieß er hervor.
Jamilah brachte kein Wort heraus. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass der Chauffeur neben ihnen gehalten hatte und die Autotür aufhielt. Doch sie rührten sich nicht.
„Weißt du eigentlich, was es mich kostet, dir nicht das Kleid vom Leib zu reißen?“, sagte er heiser. „Alles, woran ich denken kann, bist du! Noch nie zuvor in meinem Leben wollte ich den Fahrstuhl anhalten, um eine Frau zu lieben, aber während ich vorhin neben dir im Lift gestanden habe, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich will dich, Jamilah! Mehr als ich jemals eine Frau gewollt habe.“
Jamilah öffnete ihren Mund, dann schloss sie ihn wieder. Unter dem glühenden Begehren in Salmans schwarzen Augen schwand jeder Widerstand.
In diesem Augenblick trat hinter ihnen eine fröhlich plaudernde Gruppe aus dem Hotel, und der Moment war vorüber. Jamilah blinzelte, als Salmans Gesicht erneut zu einer glatten Maske wurde. In der Gruppe erkannte sie den Sultan von Al-Omar. Geistesabwesend grüßte sie den hochgewachsenen attraktiven Herrscher.
Wie aus der Ferne hörte sie seine Frage, ob er in ihrem Auto mitfahren könne. Als Salman den Sultan freundlich einlud, klang seine Stimme gelassen wie immer.
Einige Sekunden später saß Jamilah dicht neben Salman auf der Rückbank des Autos. An ihrem Bein spürte sie seinen muskulösen Oberschenkel, und sie schaffte es nicht, sich auf das Gespräch der beiden Männer zu konzentrieren.
Es kostete Jamilah ihre ganze Kraft und Selbstbeherrschung, den Abend an Salmans Seite durchzustehen. Sie bemühte sich erfolglos, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, doch obwohl Salman sie den ganzen Abend lang nicht berührte, fühlte sie seine brennende Leidenschaft selbst dann, wenn er sich am anderen Ende des Saales befand.
Jetzt saßen sie wieder im Auto, diesmal ohne den Sultan. Der Herrscher von Al-Omar hatte die Feier schon früher mit einer bildhübschen Blondine an seinem Arm verlassen.
Der Wagen glitt durch die mondbeschienenen Straßen von Paris, und zu ihrer Seite tauchte der Eiffelturm genauso schnell zwischen den Häusern auf, wie er wieder verschwand.
Die Spannung zwischen Jamilah und Salman war beinahe greifbar. Was soll ich tun, wenn er noch einmal versucht, mich zu verführen? überlegte sie verzweifelt. In diesem Moment hörte sie, wie Salman den Fahrer bat, langsamer zu fahren. Erst jetzt
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