Zauber des Orients
sich. Sie stöhnte. Tariq fluchte, doch seine Berührung war sanft, als er ihren Kopf an seine Schulter drückte.
„Langsam. Atmen Sie ruhig ein und aus. Ja, genau so. Und noch einmal.“
Steh auf, ermahnte sie sich. Verdammt, schieb ihn fort und steh auf …
Doch es drehte sich immer noch alles. Und – trotz dem, was geschehen war, fühlten sich seine Arme wie ein sicherer Hafen an.
„ Habiba? “ Er umfasste ihr Gesicht mit einer Hand und blickte ihr prüfend in die Augen. „Gut“, sagte er dann, „Sie haben wieder etwas Farbe.“
Madison nickte.
„Wie fühlen Sie sich?“
„Besser.“
„Sind Sie sicher?“
„Ja, danke. Ich bin … ich bin …“
Danke? Hatte sie den Verstand verloren? Wofür bedankte sie sich denn bei ihm?
Er hatte ihr gerade eine Riesenlüge aufgetischt.
Was er da behauptete, war schlichtweg unmöglich. Future-Born rühmte sich, niemals einen Fehler zu machen. Auf keinen Fall hatten sie ihrem Arzt das falsche Sperma geschickt. Nein, sie glaubte diesem Mann kein Wort. Er log, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, was er damit bezweckte.
Und warum lag sie immer noch in seinen Armen, wo sie doch nur einen hauchdünnen Morgenmantel trug? Sie konnte die Hitze seines Körpers ganz deutlich durch den Stoff ihrer Kleidung spüren.
Mit einem Ruck setzte sich Madison auf.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe“, erklärte sie steif, „aber jetzt geht es mir wieder gut.“
„Sie sehen aber nicht gut aus“, erwiderte er und runzelte die Stirn. „Sie sind ganz blass.“
„Ich sagte …“
Er ließ sie los. „Ich habe gehört, was Sie gesagt haben. Mein Gott, dann stehen Sie doch auf, wenn Sie unbedingt wollen.“
Sofort rappelte sie sich hoch. Dumm, denn die hektische Bewegung sorgte erneut dafür, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Allerdings war sie nicht gewillt, sich dieser lächerlichen Schwäche zu ergeben.
Sie war es gewohnt, für sich selbst zu sorgen. Schon seit ihrer Kindheit tat sie das. Deshalb musste sie unbedingt herausfinden, warum er ihr eine derartige Lüge auftischte, und ihn dann schnellstens aus ihrer Wohnung werfen.
„Wie lautet die Telefonnummer Ihres Arztes?“
Madison schaute ihn überrascht an. Er hatte bereits ein Handy in der Hand.
„Wie bitte?“
„Ich möchte, dass Ihr Arzt Sie durchcheckt.“
„Das ist nicht nötig.“
Tariq stand auf. Er war groß – mindestens eins neunzig – jedenfalls viel größer als sie, zumal sie barfuß war und er auf sie hinunterschauen konnte. Das Gefühl war durchaus nicht angenehm – ganz so, als wollte er sie daran erinnern, dass er der Stärkere war.
„Sie sind in Ohnmacht gefallen“, erklärte er brüsk. „Sie sind schwanger. Sie müssen sich von einem Arzt untersuchen lassen.“
Madison verschränkte die Arme vor der Brust. Lächerlich, das wusste sie, dennoch gab es ihr das Gefühl, größer zu sein.
„Ich bin in Ohnmacht gefallen, weil Sie mir etwas völlig Unmögliches erzählt haben.“
„Unmöglich“, versetzte er, „und dennoch wahr.“
„Das behaupten Sie.“
Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Wollen Sie etwa sagen, dass ich lüge?“
„Wenn der Schuh passt …“
„Hören Sie, ich schwöre, es ist die Wahrheit. Wir müssen jetzt entscheiden, wie wir die Situation am besten handhaben.“
Die Situation. Ihre Schwangerschaft. Ihr Baby. Und sein nachdrückliches Beharren, er sei der Grund dafür …
„Haben Sie zu Abend gegessen?“
Sie lächelte ironisch. „Vom Arzt direkt zum Dinner. Sie verschwenden wohl wirklich keine Zeit, was?“
„Es ist eine simple Frage. Haben Sie heute Abend schon etwas gegessen?“
„Sie sind hier hereingestürmt, ehe ich die Gelegenheit dazu hatte – nicht dass es Sie etwas angehen würde.“
„Vielleicht sind Sie deshalb in Ohnmacht gefallen.“
Er trat einen Schritt zurück und begutachtete sie von Kopf bis Fuß. „Lassen Sie häufig Mahlzeiten aus? Sind Sie deshalb so dünn?“ Mein Gott, was für eine Dreistigkeit! „Hören Sie, Mister …“
„Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass man mich korrekt mit ‚Euer Hoheit‘ anspricht.“ Um seine Mundwinkel zuckte es. „Doch unter den gegebenen Umständen dürfen Sie mich Tariq nennen.“
„Ich bin nicht dünn. Ich bin nicht hungrig. Und wir haben keine Umstände, Euer Hoheit.“
Tariq runzelte die Stirn. Sie hatte die letzten beiden Wörter so verächtlich ausgesprochen, dass sein Titel wie eine Beleidigung klang. Normalerweise hätte er ihr recht gegeben. Titel
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