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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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man zu spät kommt.« Überhaupt schien es zum Wesen der Frauen zu gehören, sich über Männer aufzuregen und in Rage zu geraten. Das unterschied sie unter anderem von Nymphen, die zwar genauso aussahen wie Frauen, sich aber jeder männlichen Laune willig fügten. Wahrscheinlich durfte er sich glücklich schätzen, daß seine Frau kein gefährliches Talent besaß, etwa die Fähigkeit, Leute zum Brennen zu bringen oder Gewitter zu erzeugen.
    »Warum muß die Königin ihre lächerliche, sinnlose, langweilige Party jetzt geben?« fragte Chamäleon, »wo sie doch genau weiß, daß ich nicht teilnehmen kann.«
    Ach, die Logik der Frauen! Warum sich abmühen, sie zu verstehen? Alle Intelligenz im Lande Xanth reichte nicht aus, um dem Unsinnigen einen Sinn abzugewinnen. Bink schloß die Tür hinter sich.
    Chamäleons Frage war rein rhetorisch gewesen. Sie kannten beide die Antwort. Königin Iris nahm jede passende und unpassende Gelegenheit wahr, mit ihrem Status zu protzen, und heute war das einjährige Jubiläum dieses Status. Theoretisch wurde der Ball zu Ehren des Königs abgehalten, aber König Trent legte keinen Wert auf solches Theater und würde vermutlich den Feierlichkeiten fernbleiben. In Wirklichkeit war das Fest für die Königin – und da sie den König nicht dazu zwingen konnte, daran teilzunehmen, wehe den untergeordneten Amtsträgern, die heute abend schwänzten! Bink war ein solcher Amtsträger.
    Und warum das? fragte er sich, während er mißmutig weiter schritt. Er galt als wichtige Person, als Königlicher Erforscher Xanths, dessen Pflicht es war, die Geheimnisse der Magie zu erkunden und dem König persönlich Bericht zu erstatten. Doch wegen Chamäleons Schwangerschaft und seiner häuslichen Verpflichtungen hatte Bink bisher keine richtigen Forschungen anstellen können. Aber das hatte er sich selbst zuzuschreiben, wenn man es genau nahm. Er hätte sich vorher die Konsequenzen einer Schwängerung seiner Ehefrau überlegen sollen. Aber wenn Chamäleon schön war, konnte sie einem völlig den Verstand rauben und die Sinne – darüber schweigt man lieber.
    Ach, die Nostalgie! Damals, als die Liebe noch frisch, sorglos, unkompliziert und verantwortungslos war! Die schöne Chamäleon war wie eine Nymphe –
    Nein, es war nicht richtig, so zu empfinden. Bevor er Chamäleon kennengelernt hatte, war sein Leben keineswegs so einfach gewesen, und außerdem war er ihr dreimal begegnet, bevor er sie erkannt hatte. Er hatte befürchtet, kein magisches Talent zu besitzen – Er begann zu flimmern – und im nächsten Augenblick hatte er sich verwandelt. Das Kostüm der Königin war da. Geistig und körperlich war Bink immer noch der alte, doch sah er nun wie ein Zentaur aus. Die Illusion der Königin, die ihn so in die
    Lage versetzte, in ihrem Spiel mitzuspielen, das sie mit ihrem unbegrenzten Talent, Leute zu ärgern, entworfen hatte. Jeder mußte die Identität möglichst vieler anderer erraten, bevor er in den Ballsaal gelangte, und es war ein Preis für denjenigen ausgesetzt, der die meisten Treffer aufzuweisen hatte.
    Hinzu kam, daß sie um Schloß Roogna die Illusion eines Heckenlabyrinths errichtet hatte. Selbst wenn man nicht am Ratespiel teilnahm, war man dazu gezwungen, sich seinen Weg durch das Riesenpuzzle zu bahnen. Verdammte Königin!
    Doch er mußte einfach da durch, genau wie alle anderen auch. Der König war so weise, sich nicht in Hofangelegenheiten einzumischen, und ließ der Königin weitgehend freien Lauf. Resigniert trat Bink ins Labyrinth und schickte sich an, im Gewirr falscher Pfade den richtigen Weg zum Schloß zu suchen.
    Der größte Teil der Hecke war reine Illusion, aber es war genug davon in der Wirklichkeit verankert, so daß man besser daran tat, dem Labyrinth die Ehre zu erweisen, anstatt sich einfach seinen Weg mit Gewalt zu bahnen. Die Königin würde schon ihren Spaß haben, besonders bei diesem wichtigen ersten Krönungsjubiläum. Wenn man ihren Launen nicht entgegenkam, konnte sie häßlicher werden als Chamäleon.
    Bink lief um eine Ecke – und wäre beinahe mit einem Zombie zusammengeprallt. Das wurmzerfressene Gesicht des Dings verlor bröckelnde Erde und Schleim, und die großen, eckigen Augenhöhlen waren Schaufenster der Verwesung. Der Gestank war fürchterlich.
    In morbider Faszination starrte Bink in diese Augen. Tief in ihrem Innern war ein matter Schimmer zu erahnen, wie von einem Spuk im Mondlicht oder von Schimmelpilzen, die sich vom verfaulten Gehirn des

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