Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
habe.«
»Ja? Wirklich? Auch wenn du von meinen Beweggründen nicht ganz überzeugt bist?«
»Wirklich.« Ella nickte und folgte Poll in den süß duftenden, sonnendurchtränkten Garten, in dem sich schläfrige Tiere unter den tief herabhängenden Fliederzweigen verteilt hatten. »Und ich glaube, ich verstehe deine Beweggründe, Poll. Und ich finde, du bist unglaublich – es ist nur …«
»Du hältst nicht viel von Billy und Trixie?«
»Nicht so viel, nein.« Ella zog einen Stuhl hervor und winkte dem schon sandbestäubten George. Ach, was George doch für ein süßer Kerl war, dachte Ella, als er mit seinem Patschhändchen vergnügt zurückwinkte, und was für eine herrliche Kindheit er hatte. So behütet und abgeschirmt und altmodisch. »Vor allem nicht von Trixie und dem Elfenquatsch. Aber wenn du sagst, die zwei sind in Ordnung, dann vertraue ich dir.«
»Du wirst sie gernhaben«, versicherte ihr Poll. »Die beiden haben so schwere Zeiten durchgemacht, und glaub mir, mit schweren Zeiten kenne ich mich aus. Und so dachte ich mir, wenn ich die Chance habe, dem Leben anderer Leute eine positive Wendung zu geben, dann muss ich das einfach tun.«
Ella nickte hinter ihrem Rührei. »Ja, das verstehe ich – aber schwere Zeiten? Du? Bei alldem hier? Wie das denn?«
»Es war nicht immer so wie jetzt.« Poll schenkte Kaffee und Saft nach. »Tatsächlich war mein früheres Leben von dem heutigen weit entfernt. Bis Dennis – mein Mann – wegging, war mein Leben ziemlich trostlos.«
»Wirklich? Ich habe ja schon gestanden, dass ich neugierig bin, und ich möchte meine Nase gewiss nicht in fremder Leute Angelegenheiten stecken, aber war Mr Andrews denn nicht für diese … Nächstenliebe? War das der Grund, warum er, äh, du …?«
Mit amüsiertem Gesichtsausdruck trank Poll einen Schluck Kaffee. »Mr Andrews hätte damit gewiss nichts zu tun haben wollen, nein, und abgesehen davon ist er tot.«
»Ach Gott.« Schnell legte Ella ihre Gabel weg. »Das tut mir leid. Ich dachte, du bist geschieden?«
»Bin ich auch.« Poll lachte vergnügt. »Dennis war nicht Mr Andrews. Mr Andrews war mein Vater. Er ist tot. Dennis ist lebendig und wohlauf und wohnt glücklich in Bern oder Bulgarien oder Brüssel oder sonst wo mit einer Frau, die viel besser zu ihm passt.«
»Ach so.«
»Ich habe meinen Mädchennamen behalten«, sagte Poll mit strahlendem Lächeln. »Denn Dennis hieß mit Nachnamen Perkins – und ich als Poll – tja, ich wollte nun wirklich nicht zur ›Pretty Polly Perkins of Paddington Green‹ werden.«
Ella runzelte die Stirn. Wer zum Teufel war Polly Perkins? Stammte Poll denn aus Paddington? »Was ist denn verkehrt an Polly Perkins?«, erkundigte sie sich. »Da komm ich nicht mit. Und Paddington Green? Kommst du von dort?«
»Nein! Ich bin in Reading geboren und aufgewachsen«, erwiderte Poll mit lautem Lachen. »Du Gute. Ich hatte vergessen, wie jung du bist. ›Polly Perkins‹ war offenbar weit vor deiner Zeit. Das ist ein Kinderreim, ein Gedicht, ein Lied zum Mitsingen, weißt du? Ich hatte sowieso nicht genug Selbstvertrauen, da konnte ich so was nicht auch noch brauchen. Dennis und ich hätten nie heiraten sollen – und nicht nur wegen der Sache mit Polly Perkins … Doch als wir erst geschieden waren, hat sich die Lage entscheidend gebessert.«
Ella runzelte die Stirn. Sollte das heißen, dass Poll es sich erst mit der Scheidungsabfindung hatte leisten können, die Hideaway Farm in einem Stil zu renovieren, einzurichten und zu dekorieren, der einem Herrenhaus wie Mr Darcys Pemberley hätte Konkurrenz machen können? Aha! Ella hatte von Frauen, die ihre Exmänner aussaugten, schon immer eine ganz schlechte Meinung gehabt. So sank Polls uneigennützige Wohltätigkeit in ihrer Wertschätzung plötzlich ganz entscheidend.
»Hör mal«, sagte Poll lächelnd, »ich hatte eigentlich nicht vor, diese Dinge jetzt schon zur Sprache zu bringen, aber da wir nun davon angefangen haben …«
Mit zunehmend erstauntem Schweigen lauschte Ella Polls Schilderung von in mittlerem Alter naiv unternommenem Speed-Dating und einer übereilten, kurzlebigen Ehe, der Freude über Georges Geburt und einer noch schnelleren Scheidung.
»… und weißt du, es war ein großer Fehler, Dennis zu heiraten, den ersten Mann, mit dem ich je ausgegangen bin – den einzigen Mann, mit dem ich je geschlafen habe –, aber weil George dabei herausgekommen ist, war es jede verkorkste Minute wert.« Poll lächelte glücklich.
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