Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
gezogen.
»Wenn du weinst, weine ich gleich mit, also lass es lieber.« Poll lachte. »Bitte schau doch nicht so traurig. Jetzt ist alles okay. Es hat sich alles zum Guten gewendet. Meine Eltern mögen hart und streng gewesen sein, aber sie sind auch sehr geschickt mit ihrem Geld umgegangen. Nein, okay – wollen wir ehrlich sein – sie waren so geizig wie ein zugekniffener Entendingsbums. Sie haben keinen Penny ausgegeben, wenn es nicht unbedingt sein musste. Ich bekam keine neuen Kleider, nur wenig Spielsachen, keine Süßigkeiten, keine Ferienreisen – und sie auch nicht.«
»Das klingt für mich immer noch nach einem ziemlich trostlosen Leben. Alles andere als okay.«
»Tja, mag sein, aber es ist insgesamt ja gut ausgegangen. Ich hatte großes Glück. Weißt du, als sie gestorben sind, hat mir das Mausoleum, in dem ich aufgewachsen bin, ein kleines Vermögen eingebracht, und als einziges Kind zweier Einzelkinder war ich Alleinerbin. Von Dennis habe ich nie auch nur einen einzigen Penny gebraucht und werde es auch nie.«
»Ach so.« Noch eine voreilige Schlussfolgerung zerfiel in Einzelteile.
»Auf einer Farm zu leben war der Traum, der mir in meinen Jugendjahren und später immer Auftrieb gegeben hat«, sagte Poll. »Während meiner ganzen unglücklichen und isolierten Kindheit habe ich immerzu gelesen und Enid Blyton geradezu angebetet. Ich wollte in so ein Leben entfliehen, wie es die Kinder in ihren Büchern führten. Ich wollte auf einer Farm wohnen. Auf dem Land. Das war das Schönste, was ich mir vorstellen konnte – rundum Ruhe und Frieden und Glück und jede Menge Tiere und Gemütlichkeit und herrliche Freiheit und Gesellschaft von netten Leuten, die mich wirklich mochten. All das, was ich nie erlebt hatte.«
Ella, die in ihrem Leben all dies erfahren hatte, wenn auch ohne die idyllische ländliche Kulisse, biss sich auf die Lippen. »Ja, das kann ich mir vorstellen – und es tut mir echt leid –, aber ich bin wirklich froh, dass sich für dich jetzt alles zum Guten gewendet hat.« Sie beugte sich über den Tisch, schnappte sich einen Buntstift und half George, den dicken Schaffner hellgrün auszumalen. »Und deshalb willst du nun anderen helfen, die in einer ähnlichen Lage sind?«
»Genau!«, antwortete Poll strahlend. »Ich weiß, wie es ist, so am Boden zu sein, dass man keinen Ausweg mehr sieht und alles dafür gäbe, wenn eine …«
»Gute Fee erscheint? Wie bei Trixie Pepper?« Ella kicherte.
»Nun, vielleicht nicht gerade eine gute Fee«, Poll lachte leise, »aber ja, so etwas in dieser Art … Das ist jedenfalls meine Geschichte. Und wie geht deine?«
»Meine? Du weißt alles über mich.«
Poll fuhr sich mit den Händen durch die wilde Mähne. »Puh – ich glühe jetzt schon. Ich glaube, das wird wieder ein unheimlich sonniger Tag. Und nein, weiß ich nicht. Ich weiß überhaupt nichts über deinen, ähm, Lebensgefährten. Du musst es mir natürlich nicht erzählen …«
Mark … Ella seufzte. Was konnte sie über Mark schon sagen? Sie gewann Zeit, indem sie George, der vom Ausmalen genug hatte, dabei half, vom Tisch zu klettern, und ihm nachsah, wie er vergnügt wieder zu seiner Sandgrube stapfte.
»Okay … Mark ist witzig und unternehmungslustig und sieht irgendwie süß aus. Wir sind seit zwei Jahren zusammen …« Sie brach ab und sah in den wolkenlos blauen Himmel hinauf. »Und wir sind in unserer Beziehung irgendwie in eine Sackgasse geraten.«
»Ach je.« Poll machte ein teilnahmsvolles Gesicht. »Hat er eine andere kennengelernt?«
»Nein, nein, so einfach ist es nicht.« Ella seufzte. »Es war nur so, dass wir nach zwei Jahren keine neue Perspektive mehr hatten. Er – Mark – war einfach zufrieden damit, die Dinge so weiterlaufen zu lassen wie immer – du weißt schon, man verbringt mal Zeit gemeinsam und mal jeder für sich –, sodass er nach wie vor seinen Fußball hatte und Kneipenabende mit seinen Kumpels und ich Frauenkram mit meinen Freundinnen, aber …«
»Es ging nichts voran in Richtung einer festen Bindung? Und das wolltest du aber?«
»Ja … Nein – ehrlich gesagt weiß ich es nicht, aber so konnte es auch nicht ewig weitergehen, und er wollte nie darüber reden.«
»Hast du ihn gern?«
Ella starrte wieder zum Himmel hinauf. »Ja … hm, ja, ich habe ihn gern. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich noch verliebt in ihn bin … weil … wegen anderen Dingen … und ich glaube, wenn ich ihn wirklich lieben würde, hätte ich mich nicht dafür
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