zauberhafte Tierhandlung 1
Ja, ich bin sicher, das ist in Ordnung. Wenn sie nichts dagegen haben, meine ich«, stammelte Lotte.
Selina warf ihr einen mitleidigen Blick zu. »Ich würde schrecklich gern auf den Arm genommen werden«, schnurrte sie, stolzierte an die Gitterstäbe und ließ ihre Schnurrhaare verspielt zucken. Die anderen sahen sie hasserfüllt an.
Lotte öffnete die Klappe des Auslaufs, und Selina wand sich geschmeidig hinaus. Als die Hexe sie hochnahm, schlang sie den Schwanz wie ein Äffchen um den schwarzen Ärmel ihres Kleides und rieb das Köpfchen schmeichelnd am Kinn der Frau.
»Wirklich ganz bezaubernd«, sagte die Hexe nachdenklich. »Das könnte nützlich sein.«
Selinas große grüne Augen blitzten triumphierend auf, aber sie schloss sie rasch, als sie bemerkte, dass Lotte sie beobachtete. Sie schnurrte ihr überaus einnehmendes Schnurren.
Die Hexe begutachtete alle Kätzchen und schien beeindruckt. »Wurde schon mit ihrem Training begonnen?«, fragte sie Lotte, die nicht sicher war, was sie damit meinte.
»Nein«, knurrte Midnight. Offenbar hatte sie damit einen wunden Punkt getroffen.
»Du bist noch zu jung, Midnight.« Onkel Jack war aus dem Lagerraum gekommen und stand nun hinter ihnen. »Das weißt du ganz genau. Und du brauchst mich gar nicht so anzugucken, ich werde meine Meinung nicht ändern.« Er küsste die Hexe zur Begrüßung auf die Wange. Während Lotte ihnen zusah, wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf durcheinander, verzweifelt darum bemüht, den Überblick zu behalten. Das hier war eine Hexe, und es sah ganz danach aus, als sei sie Onkel Jacks Freundin.
»Du bist früher zurück, als ich erwartet hatte, Liebes. Hast du Shadow nicht mitgebracht?«
Die Hexe erwiderte den Kuss und zuckte mit den Schultern. »Shadow weiß, dass ich mich nach einem Kätzchen umschaue, und er will noch nicht in Rente gehen. Er ist zu Hause und schmollt. Ich hoffe, er beruhigt sich bald wieder, es ist so viel schwieriger, eine neue Katze anzulernen, wenn die alte nicht helfen will.«
Die Kätzchen guckten so hilfsbereit und gehorsam, wie sie konnten, und Lotte entschlüpfte plötzlich ein belustigtes Schnauben, das sich einfach nicht unterdrücken ließ.
Ariadne gluckste auch. »Ich glaube, du hast recht. Sie sind offenbar sehr gute Schauspieler. Es ist eine Schande, dass Shadow nicht mitkommen wollte. Ich hätte gerne seine Meinung gehört. Hmm.« Sie betrachtete die Kätzchen grübelnd, die inbrünstig zurückstarrten. Dann seufzte sie und wandte sich zu Onkel Jack. »Ich weiß es einfach nicht, Jack. Ich muss Shadow überzeugen, ebenfalls einen Blick auf sie zu werfen.«
Onkel Jack nickte. »Keine Sorge. Die hier gehen nirgendwo hin. Komm, lass uns eine Tasse Tee trinken, erzähl mir von deiner Reise. Du passt doch auf den Laden auf, oder, Lotte? Wir gehen nur in die Küche. Oh, warte. Hier.« Er nahm eine rosafarbene Zuckermaus aus einer Schublade des Tresens und gab sie Ariadne. »Die hat Shadow am liebsten.«
»Gute Idee, das heitert ihn vielleicht auf.« Sie spähte noch einmal in den anderen Raum und warf einen letzten nachdenklichen Blick auf die Kätzchen, die dachten, sie wäre bereits fort, und damit begonnen hatten, sich anzufauchen und zu brüsten, wer von ihnen die Hexe am meisten beeindruckt hatte.
Ariadne seufzte. »Mmm. Nun gut. Wir werden sehen. Es war nett, dich kennenzulernen, Lotte.« Sie lächelte, und Lotte sah ihr sehnsüchtig nach. Ariadnes Lächeln schien im Raum hängen zu bleiben, es schwebte in der Luft und machte Lotte unsäglich glücklich.
Wie macht sie das nur?, fragte sie sich. Und könnte mir bitte jemand das Geheimnis verraten?
Kapitel 6
»Sie schreibt, sie hat es in den Galeries Lafayette gekauft. Spreche ich das richtig aus?«
»Nein. Aber zerbrech dir nicht den Kopf deswegen. Dafür, dass du Engländerin bist, hast du es nahezu perfekt ausgesprochen.«
Lotte grinste zu Sofie runter, die wehmütig an dem Paket aus Paris schnupperte, und wandte sich wieder der Karte vom Eiffelturm zu, die ihre Mum dazugelegt hatte. »Offenbar arbeitet sie in der Nähe.«
»Ah. L’Opéra . Das Büro deiner Mutter ist in der Gegend, ja? Da kann man gut Einkaufen gehen.«
»Wie ist Paris denn so?«, fragte Lotte, während sie das T-Shirt auspackte, das ihre Mum ihr geschickt hatte, und es auf dem Bett ausbreitete. Es war zauberhaft, rosa und mit Schmetterlingen übersät, die aus kleinen Perlen gestickt waren. Zwei der pinken Mäuse, die Lotte überredet hatten, sie eine Weile mit nach
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