zauberhafte Tierhandlung 1
ausgiebig von oben bis unten. Lotte fühlte sich, als hätte gerade jemand ihr Innerstes nach außen gekehrt. Sie begann zu vermuten, dass diese Kundin nicht an einem stinknormalen Hundehalsband interessiert war.
»Ich bin auf der Suche nach einem Kätzchen«, sagte die Dame mit leiser, warmer Stimme. »Habt ihr gerade welche?«
»Ariadne! Du bist zurück! Dad wird ausflippen vor Glück.« Danny schloss die Ladentür mit einem Knall und hastete zu ihnen, um die neue Kundin zu umarmen. Lotte starrte ihn verblüfft an. Sie hatte noch nie gesehen, dass er jemanden umarmte.
»Hast du gerade gesagt, du bist auf der Suche nach einem Kätzchen?«, fragte er interessiert. »Was ist passiert? Ist Shadow okay?«
Dannys Freundin lächelte ein bisschen traurig. »Oh, Danny, er ist ein alter Kater. Es wird Zeit, dass er sich zur Ruhe setzt. Ich muss damit beginnen, seinen Nachfolger zu trainieren.«
Lotte lauschte begierig. Ein Kater, der sich zur Ruhe setzte? Einen Moment lang hatte sie nur Blindenhunde vor Augen, und irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass es mit einer Blindenkatze genauso gut funktionieren würde. Dann durchfuhr sie die Erkenntnis, und sie kam sich dumm vor und hatte plötzlich auch ein bisschen Angst.
Vor ihr stand eine Hexe.
Lotte schnappte erschrocken nach Luft. Sie konnte nicht anders. Irgendwie hatte sie angenommen, alle magischen Kunden wären wie Onkel Jack und Danny. Normal wirkende Leute. Sie hatte inzwischen ein paar von ihnen kennengelernt, und sie waren sehr nett gewesen – beinah enttäuschend nett. Sie hatte sich vorgestellt, dass sie langweilige Jobs hatten, in Büros, und froh waren, nach Hause zu kommen und sich mit ihren zahmen Kaninchen zu unterhalten. Sie hatte nicht eine Minute an Hexen gedacht, ganz und gar nicht!
Die Hexe drehte sich um und sah sie ein wenig überrascht an. Lotte lief knallrot an, was die ganze Sache noch peinlicher für sie machte. Danny grinste breit. »Entschuldige, bitte. Das ist meine Cousine Lotte. Für sie ist das alles neu, sie wohnt erst seit ein paar Wochen bei uns. Sie ist immer noch dabei, sich an uns zu gewöhnen, nicht wahr, Lotte?« Er grinste wissend, und Lotte verspürte den Wunsch, ihm eine zu scheuern.
»Entschuldigen Sie«, murmelte sie, ohne die Hexe anzugucken. Und dann fügte sie in der Hoffnung, dass alle verschwinden und sie allein lassen würden, damit sie im Erdboden versinken konnte, hinzu: »Die Kätzchen sind im anderen Raum!«
»Würdest du sie mir zeigen?«, fragte die Hexe mit honigsüßer Stimme.
Lotte konnte den Zauber hören, der darin wirkte und ihr sagte, dass alles in Ordnung war, dass sie keine Angst haben musste, dass ihr nichts passieren würde … Die Stimme lullte sie ein und sorgte dafür, dass sie sich benommen und wohlbehalten fühlte. Lotte schüttelte leicht den Kopf und starrte anklagend zurück, zum ersten Mal sah sie der Hexe in die Augen. Sie waren grün.
»Schlaues Kind. Du hast auch gemerkt, dass ich nicht zur Tür reingekommen bin, oder?« Die Hexe lächelte ihr wieder zu, und dieses Mal klang ihre Stimme echt und belustigt. »Aber glaub mir, ich wollte nur, dass du keine Angst vor mir hast.«
»Habe ich nicht«, erwiderte Lotte energisch. »Danke.« Sie stand auf und marschierte in den anderen Raum, wobei sie hoffte, unterwegs nicht in etwas Schreckliches verwandelt zu werden. Die Hexe folgte ihr und war über die Maßen entzückt, als sie die Kätzchen sah. »Was für perfektes schwarzes Fell!«
Die Kätzchen brauchten drei Sekunden, um zu erkennen, dass hier eine mögliche neue Besitzerin vor ihnen stand, die sie tatsächlich wollten. Etliche alte Damen hatten sie bewundernd angegurrt, aber sie waren sehr gut darin, die Leute abzuschrecken. Sie leckten ihren Hintern hingebungsvoller sauber, als Lotte es je eine Katze hatte tun sehen.
Heute waren sie in Topform, ihre Schnurrhaare sprühten vor Aufregung. Sie setzten sich in eine ordentliche Reihe in die Mitte ihres Geheges, die Schwänze um die Pfoten gelegt. Lotte grinste. Natürlich hätten sie nie etwas so Bemitleidenswertes getan, wie um Aufmerksamkeit zu buhlen, aber sie konnte sehen, dass sie am liebsten alle geschrieen hätten: »Mich! Nimm mich! Mich!«
Midnight warf Lotte einen wütenden Blick zu. »Unser Gehege ist dreckig!«, zischte er.
Das stimmte zwar nicht, aber Lotte flüsterte trotzdem: »Tut mir leid«. Es brachte nichts, sich mit ihm zu streiten.
»Darf ich sie mal auf den Arm nehmen?«, bat die Hexe höflich.
»Oh!
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