zauberhafte Tierhandlung 1
oben zu nehmen, hörten auf, sich um das Bett herumzujagen, und blieben stehen, um das T-Shirt ausgiebig zu bewundern.
Sofie ließ sich Zeit mit der Antwort. »Das ist eine dumme Frage«, sagte sie schließlich. Seit das Paket angekommen war, klang sie noch französischer als sonst. »Du könntest mich genauso gut fragen, wie Musik ist. Paris ist einfach völlig anders.«
»Verstehe«, sagte Lotte entschuldigend. Sie war nicht sicher, ob Sofie ihr von Paris erzählen wollte oder ob sie davon vielleicht Heimweh bekam.
»Sie ist auf den Tour Eiffel gestiegen?«, fragte Sofie und betrachtete die Karte.
»Ja.« Lotte nickte, sie las immer noch. »Sie meint, ihr sei da oben furchtbar übel geworden.«
»Da stimme ich ihr zu. Ein hässliches großes Ding. Es gibt eine Geschichte über einen Autor, der jeden Tag im Turmrestaurant zu Mittag aß, weil es der einzige Ort in Paris war, wo er den Turm nicht angucken musste. Sie sollte sich Sacré Coeur ansehen, das ist wahre Schönheit.« Sofie seufzte und legte ihren Kopf wehmütig auf Lottes Knie. Die warme Last war sehr tröstlich.
»Ich werd’s ihr sagen. Ich werde ihr erzählen, dass Onkel Jack schon mal da war oder so. Aber eigentlich kann ich auch meine Freundin Sofie sagen, sie hat sowieso längst vergessen, dass du ein Hund bist.« Lotte zuckte mit den Achseln und versuchte, nicht bedrückt zu klingen. Im selben Moment zuckten Sofies Ohren, und Lottes Brust wurde plötzlich eng. »Wir sind doch Freunde, oder?«, fragte sie leise.
Sofie rollte sich auf den Rücken, sodass ihr rosafarbener Bauch sichtbar wurde. »Lotte, du bist kein Hund, daher weißt du es nicht, aber das hier zu tun bedeutet, dass man jemandem vertraut. Ich mache es nicht sehr oft, weil es albern aussieht. Du darfst mich jetzt streicheln.«
Lotte kraulte ihr sanft den Bauch, und Sofie schloss selig die Augen, die Ohren auf dem Kissen ausgebreitet. Nach einer Weile fragte Lotte: »Sofie, wie kommt es, dass du jetzt hier lebst, wo du doch in Frankreich geboren wurdest?«
»Die Franzosen haben sie rausgeworfen!«, piepste eine der Mäuse, rollte sich auf den Rücken und kicherte hysterisch über ihren eigenen Witz.
Sofie ließ ihr Gebiss hörbar zuschnappen, sie kam den Mäusen nicht gefährlich nahe, aber nahe genug, um klarzustellen, dass sie sie mit einem Happs verschlingen konnte, sollte ihr der Sinn danach stehen. Sie sausten quiekend unters Bett.
»Ich habe in Paris eine Weile in einem Laden wie diesem hier gelebt. Dann hat dein Onkel mich mitgenommen. Ich bin gern hier, es ist ein guter Ort zum Leben. Wenn auch nicht so gut wie Paris, versteht sich«, fügte sie für den Fall hinzu, dass Lotte daran irgendwelche Zweifel hatte.
»Aber woher wusste Onkel Jack von dir? Ich meine, wenn du in Frankreich gelebt hast?«
»Denk nach, Lotte!« Sofie öffnete ein Auge, um Lotte einen strafenden Blick zuzuwerfen. »Was glaubst du, wie viele Läden existieren, die wie dieser hier sind? Es gibt nur eine magische Tierhandlung in Frankreich, und das ist die, in der ich geboren wurde. Dein Onkel kennt die Besitzerin sehr gut. Als er hörte, sie hätte einen Dackel, hat er mich als Geschenk für seine Frau gekauft.«
»Seine Frau!« Lotte starrte Sofie an. »Meinst du damit Dannys Mutter?«
»Selbstverständlich.« Sofie nickte. »Sie hatte einen sehr guten Geschmack.«
Unterm Bett ertönte schrilles, spöttisches Gelächter.
Lotte kam sich dumm vor. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich nie Gedanken über Dannys Mum gemacht. Vielleicht, weil sie selbst nur ein Elternteil hatte und ihr das völlig normal vorkam. »Ist sie, ähm … «
»Sie ist gestorben«, sagte Sofie nüchtern. »Vor drei Jahren. Danny redet nicht über sie. Er ist immer noch sehr wütend, dass dein Onkel sie nicht gesund machen konnte, und das ist auch der Grund, warum er nichts mit Magie zu tun haben will.«
»Oh.« Es war keine sehr gute Antwort, aber Lotte fiel nichts Besseres ein. Sie zog ihr Schmetterlings-T-Shirt an, um etwas zu tun zu haben.
Sofie nickte anerkennend. »Schön. Sehr französisch. Très chic .«
»Rosa!« Die Mäuse lugten unterm Bett hervor und nickten begeistert.
Lotte drehte sich zufrieden vor dem Spiegel hin und her. Dann seufzte sie. Auf Mums Karte hatte nicht gestanden, ob sie bald kommen und sie besuchen würde, und sie vermisste sie wirklich sehr.
»Lotte!« Eine samtweiche Stimme rief nach ihr, und Lotte machte einen erschrockenen Satz. Ariadne steckte den Kopf ins Zimmer. »Entschuldige,
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