Zauberin von Darshiva
irgendwo lauern. Du weißt ja, wie das mit Dämonen ist. Wollt ihr wieder nachts reiten?«
Belgarath überlegte. »Ich glaube nicht«, entschied er. »Dadurch verlieren wir zuviel Zeit, und sie wird knapp. Reiten wir einfach so schnell es geht.«
»Wie du meinst.« Beldin warf die Reste des Huhnes fort und stand auf.
»Ich werde mich für euch umsehen und euch rechtzeitig Bescheid geben, wenn ich was Bedrohliches sehe.« Der Bucklige duckte sich, breitete die Arme aus und stieß senkrecht himmelwärts.
»Toraks Zähne!« rief Zakath. »Er ist tatsächlich ein blaugestreifter Falke!«
»Er hat ihn selbst erfunden«, erklärte Belgarath. »Die übliche Färbung gefiel ihm nicht. Reiten wir weiter.«
Obgleich schon fast Sommer war, herrschte hier in Darshiva unangenehme Kälte. Garion war nicht sicher, ob die trostlose graue Wolkendecke daran schuld war oder etwa noch Unnatürlicheres. Abgestorbene und dadurch fast weiße Bäume säumten die Straßenseiten, und die Luft war dick von Moder und dem üblen Geruch verschlammender Tümpel. Sie ritten vorbei an den Ruinen längst verlassener Ortschaften. Ein Tempel an der Straße schien sich klagend zusammenzukauern, ohne sich von dem Pilzgeflecht schützen zu können, das wie eine gräßliche Krankheit seine Wände hochwucherte. Seine Flügeltür stand offen, und die polierte Stahlmaske Toraks, die darüber hätte wachen sollen, war verschwunden.
Belgarath zügelte sein Pferd und saß ab. »Ich bin gleich wieder zurück«, brummte er. Er stieg die Freitreppe des Tempels hoch und warf einen Blick ins Innere. Dann kam er zurück. »Dachte ich es mir doch, daß sie das taten!« sagte er.
»Was, Vater?« fragte ihn Polgara.
»Sie haben Toraks Gesicht auch von der Wand hinter dem Altar herun-tergeholt. Dort hängt jetzt eine formlose Maske. Sie warten, bis sie das Gesicht des neuen Gottes kennen.«
Für die Nacht suchten sie Schutz vor der halbeingefallenen Mauer eines verlassenen Dorfes. Sie machten kein Feuer und hielten abwechselnd Wache. Im ersten Tageslicht ritten sie weiter. Die Gegend wurde mit jeder Meile trostloser und unheilschwangerer.
Am späten Vormittag segelte Beldin herbei, stieß herab, flatterte mit den Flügeln und setzte auf. Er schimmerte in seine Menschengestalt zurück und wartete auf die Gefährten. »Etwa eine Meile voraus versperrt ein Trupp die Straße«, berichtete er.
»Gibt es eine Möglichkeit, um ihn herumzukommen?« fragte Belgarath.
»Das bezweifle ich. Es ist ziemlich flaches Terrain mit nur vereinzelten kahlen, seit Jahren schon toten Bäumen.«
»Wieviel Mann sind es?« erkundigte sich Silk.
»Etwa fünfzehn. Sie haben einen Grolim bei sich.«
»Hast du eine Ahnung, von welcher Seite sie sind?« fragte Belgarath.
»Das läßt sich nicht erkennen.«
»Soll ich es mit Reden versuchen?« erbot sich Silk.
Belgarath blickte Beldin an. »Blockieren sie absichtlich die Straße, oder lagern sie bloß darauf?«
»Sie haben eine Barrikade aus Baumstämmen errichtet.«
»Damit wäre die Frage geklärt. Reden wird uns nicht weiterhelfen.« Er überlegte.
»Wir könnten bis Einbruch der Dunkelheit warten und uns dann um sie herumschleichen«, meinte Sammet.
»Dadurch würden wir einen ganzen Tag verlieren«, entgegnete Belgarath. »Ich fürchte, es bleibt uns nichts anderes übrig, als einfach hindurch-zustürmen. Tötet nicht mehr als unbedingt nötig.«
»Das ist sehr direkt, nicht wahr?« sagte Zakath mit schiefem Lächeln zu Garion.
»Es ist wohl nicht möglich, sie zu überraschen, oder?« wandte sich Belgarath wieder an Beldin.
Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Sie sehen euch, ehe ihr euch ihnen auch nur auf eine halbe Meile nähert.« Er trat zum Straßenrand, riß einen halbverrotteten Baumstumpf aus und hämmerte ihn gegen einen Stein, bis das ganze zerfallende Holz abgebröckelt war. Die knorrige Pfahlwurzel gab einen furchterregenden Knüppel ab.
»Nun, wir werden sehen, wie es weitergeht«, sagte Belgarath düster.
Sie ritten zur Hügelkuppe und blickten die Straße hinunter zur Barrikade und dem Trupp dahinter. »Darshiver«, stellte Zakath fest.
»Wie könnt Ihr das aus dieser Entfernung erkennen?« fragte Silk.
»An der Form ihrer Helme.« Der Malloreaner kniff die Augen zusammen. »Darshivische Soldaten zeichnen sich nicht gerade durch ihre Tap-ferkeit aus, und ihre Ausbildung läßt zu wünschen übrig. Meint ihr, es gäbe eine Möglichkeit, sie hinter der Barrikade hervorzulocken?«
Garion spähte auf die
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