Zauberin von Darshiva
ebenfalls im Freien warten. Außerdem ist es Zeit, daß ich Zith füttere.«
»Mach, was du willst.« Belgarath zuckte die Schultern, saß ab und ging voraus zum Haus. Sie stiegen über den schnarchenden Karandeser und traten ein. »Verteilt euch«, murmelte Belgarath, »und bleibt nicht an einem Tisch sitzen. Redet zu so vielen wie nur möglich.« Er blickte Silk an.
»Wir wollen kein Aufsehen erregen«, warnte er.
»Verlaßt Euch auf mich«, antwortete Silk und trennte sich von ihnen.
Garion hielt blinzelnd an der Tür inne, bis sich seine Augen an die Dü-
sternis gewöhnt hatten. Die Schankstube sah nicht aus, als wäre sie je ge-putzt worden. Der Boden war mit fauligem Stroh bedeckt, das obendrein nach verschüttetem Bier roch; verschimmelnde Essensreste lagen in den Ecken. Eine grob errichtete Feuer stelle rauchte an der hinteren Wand, und der Geruch, der davon ausging, vermischte sich mit dem allgemeinen Gestank. Die Tische waren grob gehauene Bretter auf Holzböcken, und die Bänke halbierte Baumstämme mit kurzen Stöcken, die als Beine in die Unterseite gebohrt waren. Garion sah Beldin in einer Unterhaltung mit mehreren Karandesern in einer Ecke, und er ging hinüber zu ihnen.
Als er an einem Tisch vorbeikam, stieß er mit einem Fuß gegen etwas.
Ein empörtes Quieken erklang, und ein plötzliches Getrappel behufter Füße folgte.
»Tritt nicht auf mein Schwein!« warnte der alte Karandeser, der an diesem Tisch saß, mit stumpfem Blick. »Ich steige ja auch nicht auf dein Schwein, oder?« Er sprach es »Schwan« aus, und Garion hatte überhaupt Schwierigkeiten mit seinem Dialekt.
»Paß besser auf dane Faß’ auf!«
»Faß?« fragte Garion verblüfft.
»Faß’! Die Dinger am End von dane Ban’.«
»Oh. Füße.«
»Was i’ sag’. Faß’.«
»Verzeih«, entschuldigte sich Garion. »Ich hatte es nicht richtig verstanden.«
»Das iss das Problem mit eich Ausländern. Ihr versteht die Sprach’ net, und wann ma’ noch so deitlich red’t!«
»Wie war’s, wenn wir einen Krug Bier miteinander trinken?« schlug Garion vor. »Ich entschuldige mich bei deinem Schwein, sobald es zurückkommt.«
Der Karandeser blinzelte ihn mißtrauisch an. Er war bärtig und trug Kleidung aus schlecht gegerbten Pelzen. Das vollständige Fell eines Dachses war seine Kopfbedeckung – Beine und Schwanz hingen herunter. Er war unbeschreiblich schmutzig, und Garion konnte ganz deutlich die Flö-
he sehen, die hin und wieder aus seinem Bart lugten.
»Ich bezahle«, erbot sich Garion und setzte sich dem Schweinebesitzer gegenüber.
Garion fiel auf, daß das Bier unreif schmeckte, als wäre es eine Woche zu früh aus dem Bottich gekommen. Sein Gegenüber jedoch schnalzte mit den Lippen, als wäre es das feinste Gebräu auf der Welt. Etwas Kaltes, Feuchtes berührte Garions Hand, und er riß sie rasch hoch. Dann blickte er hinunter in ein Paar ernste blaue Augen, die von borstigen weißen Wimpern umgeben waren. Das Schwein hatte sich inzwischen offensichtlich gesuhlt und roch aufdringlich.
Der alte Karandeser gluckste vergnügt. »Das iss bloß ma Schwan«, sagte er. »’s iss a freindlicher junger Eber und net nachtragend.« Der Mann blinzelte eulenhaft. »A’ Waise, waßt?«
»Oh?«
»Aber sei’ Mama hat wirkli’ gut’n Speck abgeb’n.« Der alte Mann schnüffelte und wischte sich die Nase am Handrücken ab. »Manchmal fehlt s’ ma’ sehr«, gestand er. Er blinzelte Garion an. »Das iss aber a mächtig groß’ Messer, das du da hast.«
»Ja«, bestätigte Garion knapp. Er kraulte das Schwein abwesend zwischen den Ohren, woraufhin das Tier glücklich die Augen schloß, den Kopf auf Garions Schoß legte und zufrieden grunzte.
»Wir sind den Weg aus den Bergen gekommen«, sagte Garion, »und haben eine Menge Rauch unten auf der Ebene gesehen. Ist da unten irgendwas los?«
»Schlimmes, Freind«, sagte der alte Mann nun ernst. Er blinzelte Garion wieder an. »Du bist doch net gar a Mal-ohr-eaner?«
»Nein«, versicherte ihm Garion. »Ich komme von weiter aus dem Westen.«
»I’ hab’ ja gar net g’wußt, daß es überhaupt was weiter westlich als Mal-ohr-ea gibt. Jedenfalls sind da eine Menge Leit unt’n auf der Ebene und streiten sich über Religion.«
»Religion?«
»I’ halt’ auch net viel davon«, gab der Karandeser zu. »’s gibt solche, die tun’s und solche, die’s net tun, und i’ bin aner von denen, die’s net tun.
Soll’n die Götter sich doch um die ihren kümmern, sag’
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